Nach der Eröffnung der Tagung durch den Präsidenten von CIVITAS, Prof. Renato Moro, zeichnete Prof. Piotr Kosicki in seinem einführenden Vortrag am Dienstagabend ein transnationales christdemokratisches Netzwerk nach, dass sich in den 1950er und 1960er Jahren bemühte, christdemokratische Politiker in Lateinamerika wie etwa Eduardo Frei und Rafael Caldera zu fördern. Eine zentrale Rolle nahm hierbei die Akademie Eichholz mit ihrem Institut für Internationale Solidarität ein.
Bevor die Nachwuchswissenschaftler am Mittwoch damit begannen, ihre Forschungen zu präsentieren, eröffnete Per Landgren, Visiting Scholar an der Universität von Oxford, die Tagung mit einem Vortrag zur Geschichte der Christdemokratie in den skandinavischen Ländern. Einen besonderen Fokus legte er hierbei auf Lehren, die sich aus der Säkularisierung westlicher Gesellschaften für eine christliche politische Philosophie ergeben.
Die inhaltliche Vielfalt der im Verlauf der Akademie präsentierten Beiträge zeigt deutlich, wie viel Potenzial für interdisziplinäre Forschung in der Geschichte der nationalen, europäischen und globalen christdemokratischen Bewegungen liegt:
Am Mittwoch beschäftigte Simon Graham sich in seinem Beitrag mit oppositionellen Kirchengruppen in der DDR und ihrer Beobachtung durch die Staatssicherheit. Vincenzo Cassarà konzentrierte sich auf die vielfältigen Verflechtungen zwischen der Democrazia Christiana (DC) und der sizilianischen Mafia in seiner Heimatstadt Palermo. Cecilia Maria Bravis Vortrag hatte ebenfalls die italienischen Christdemokraten zum Thema, behandelte jedoch die Beziehungen zwischen der DC und der italienischen Metallarbeiter-Gewerkschaft Fim-CISL in den 1970ern.
Der Donnerstag begann mit einem Vortrag Federico Ottavio Rehos, der bis ins 19. Jahrhundert zurückging und sich mit Constantin Frantz und seinem Konzept eines europäischen Staatenbunds als Gegenentwurf zum bismarckschen Deutschen Reich befasste. Auf ihn folgten Manuel Herrera Crespo mit seiner Arbeit zur Rolle der Christdemokratie im Weltverband der Arbeitnehmer und Jakov Žižić, der sich mit dem Konzept der Konkordanzdemokratie auseinandersetzte.
Auf die Vorträge folgten lebhafte, produktive Diskussionen der jungen Wissenschaftler untereinander und insbesondere auch mit den Mitgliedern von CIVITAS, die teils vor Ort, teils per Zoom an der Akademie teilnahmen. Sowohl ihr konstruktives Feedback zu den einzelnen Vorträgen als auch die Hinweise, an welchen Orten noch potenziell relevante Quellen versteckt sein könnten, wird sich für die zukünftige Arbeit der Nachwuchswissenschaftler als enorm hilfreich erweisen.
Am Donnerstagnachmittag besuchten die Teilnehmer der Akademie die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus in Bad Honnef und erhielten eine spannende Führung durch das Wohnhaus des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland. Im Anschluss ließ man den Abend im Weinhaus Steinbach bei rheinischem Wein ausklingen.
Zum Abschluss der Tagung besuchten die Teilnehmer am Freitagvormittag das Archiv für Christlich-Demokratische Politik in Sankt Augustin. Dr. Michael Borchard führte die Gruppe durch die Magazinräume des Schriftgutarchivs und erläuterte Herausforderungen und Arbeitsschwerpunkte wie die zurzeit stattfindenden umfangreichen Digitalisierungsmaßnahmen. Diese ermöglichen es dem ACDP, zentrale Quellenbestände der Christdemokratie schnell und problemlos einem internationalen Forschungspublikum zur Verfügung zu stellen.
Nach zweieinhalb Tagen voller anregender Diskussionen, spannender Vorträge und kurzweiliger Exkursionen endete die CIVITAS Akademie 2022 am 21. Oktober. Das durchweg positive Feedback der Teilnehmer hat CIVITAS darin bestärkt, das Format der Nachwuchs-Akademie weiterzuverfolgen, um die Vernetzung junger Wissenschaftler, die sich mit dem weiten Feld der Geschichte christdemokratischer Bewegungen befassen, auszubauen und zu intensivieren.
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