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Veranstaltungsberichte

Expertenrunde: “Gesundheitsreform 2.0 und ihre Auswirkungen auf das System”

Am 7. März 2024 fand in den Räumen des Politikwissenschaftlichen Instituts Hernán Echavarría Olózaga (ICP) die zweite Expertenrunde zum Thema Gesundheitsreform statt; dabei sollten die wichtigsten Herausforderungen und Auswirkungen auf das aktuelle Gesundheitssystem Kolumbiens diskutiert werden. Die Veranstaltung war Teil des “Legislativen Observatoriums” des ICP und wurde von der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien und der Consulting-Firma Valure unterstützt

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Zunächst sprach der Direktor des ICP, Carlos Augusto Chacón über die Wertvorstellungen des ICP in Bezug auf wirtschaftliche Freiheit und demokratische Institutionen. Als Grund für diese zweite Expertenrunde zum Thema Gesundheitsreform nannte er die Besorgnis, die die Debatte im Kongress auslöse und eine neue Version der Gesetzesvorlage.  

Die Projektkoordinatorin der KAS Kolumbien, Andrea Valdelamar bezog sich auf die jüngste Umfrage von ANDI und Invamer, wonach 2 von 3 Kolumbianern nicht mit einer so radikalen Reform des Gesundheitssystems einverstanden sind, was die Bedeutung des Themas verdeutliche. Der Generaldirektor der Consulting-Firma Valure, Christian Krüger erklärte, dass seine Firma für die Öffentlichkeitsarbeit wichtiger Firmen und Korporationen zuständig sei, die eine Reform des Gesundheitssystems mit großem Interesse verfolge, vor allem wegen der Beratungsarbeit für ihre Partner im privaten Sektor.

Nach dieser Einführung erklärte die Senatorin Lorena Ríos, von der Partei “Colombia Justa Libres”, dass sie als Vize-Präsidentin des zuständigen Ausschusses im Senat bereits mehrere Expertenrunden mit verschiedenen Akteuren einberufen habe, um über die Gesundheitsreform zu diskutieren und gut informierte Empfehlungen für multisektorale Entscheidungen zu erarbeiten. Auch zeigte sie sich besorgt über die fehlende Übereinstimmung hinsichtlich der entsprechenden Daten, die von staatlichen Institutionen veröffentlicht werden.  

Die Präsidentin der kolumbianischen Assoziation medizinischer Unternehmen ACEMI, Ana María Vesga analysierte den Diskurs der Regierung, um die Reform zu rechtfertigen, die sich auf drei Hauptpunkte stütze: 1) Die Gesundheitsversorgung sei ein Geschäft der Privilegierten, 2) Die korrupte private Beteiligung der zuständigen Firmen (EPS) müsse reduziert werden, und 3) Die Effizienz der Vorsorge könnte die Kosten des Systems verringern. All das solle zur Rechtfertigung einer staatlichen Kontrolle dienen, um das Grundrecht auf Gesundheitsversorgung zu garantieren.   

Frau Vesga war auch nicht einverstanden mit der dritten Version der Reform, die ihrer Meinung nach einen Rückschritt darstelle, weil sie den bereits erreichten Konsens in den Debatten der Abgeordnetenkammer vernachlässige. Auch warnte sie davor, den Service für die Kranken zu gefährden, wenn alle operativen Arbeiten an die sogenannten CAPS delegiert und die Finanzen des Systems von einer einzigen Institution (ADRES) verwaltet werden, dies seien die größten Risiken der Reform.

Der Abgeordnete der Partei „Centro Democrático“, Andrés Forero betonte, dass die Reform einerseits ein großes Risiko für die Gesundheitsversorgung der kolumbianischen Bevölkerung darstelle, das größte Risiko jedoch die fehlende Aktion der Regierung sei. Auch wenn das System seit einiger Zeit finanzielle Problem aufweise, so werde die Regierung diese Situation noch verschlimmern, indem sie Zahlungen an die zuständigen EPS verzögere.  

Falls die Reform wie geplant verabschiedet werde, sieht Forero noch weitere Probleme: Unsicherheit über das Funktieren und die Verantwortlichkeiten des Systems, die Übertragung der Prüfung der EPS wäre sehr kostspielig, der unfaire Wettbewerb zwischen subventionierten öffentlichen und privaten Gesundheitszentren und die Misswirtschaft der Ressourcen würden die Finanzierung von Prozessen mittlerer und hoher Komplexität untergraben.

Die Leiterin der Kammer für Gesundheitsversorgung in ASOCAJAS, Patricia Guzmán, versicherte auch, dass die neue Version der Reform für 80% der Nutzer einen Rückschritt darstelle, da keine Beiträge zur Verbesserung der Versorgung geleistet werden, die Verantwortlichkeiten der einzelnen Institutionen sich überschneiden und nicht geklärt werde, wie die aktuellen Probleme des Systems gelöst werden können. Die Vizepräsidentin der Vereinigung der Gesundheitsversorger ACEMI, Mario Cruz sprach über die mangelnde Finanzierung des Systems und erklärte, dass die Wurzel des Problems in der fehlenden technischen Reserve für die Gesundheitsversorgung liege.  

Der ehemalige Gesundheitsminister, Augusto Galán meinte, dass die Reform eher ein politischer Triumph der Regierung sein sollte, als eine wirkliche Verbesserung der Versorgung. Weiterhin müssten die folgenden Forderungen an die Regierungskoalition gerichtet werden: ein klarer Aktionsplan, die Vermeidung von Rückschritten bei der Entwicklung des Rechts auf Gesundheit, die Gewährleistung der Nachhaltigkeit des Systems, ein sicherer Übergang für die Nutzer und die Berücksichtigung der Bürgerbeteiligung. 

Die Koordinatorin für Forschung des ICP, Katherine Flórez meinte, dass die Reform die Stabilität des Systems untergrabe, da sie ein Modell vorschlage, bei dem das Angebot und nicht die Nachfrage nach der Dienstleistung subventioniert werde und die gescheiterten Erfahrungen mit der Zentralisierung der Gesundheitsversorgung im Land nicht berücksichtigt werden.

Auch die Dozentin der Universität CESA, Fabiola Rey bezog sich auf die fehlende Information hinsichtlich der Rolle der öffentlichen und privaten Einrichtungen.  Die Präsidentin von AFIDRO, María Clara Escobar, zeigte sich besorgt über die künftige technologische Innovation und die Versorgung mit Medikamenten, wobei sie auch kritisierte, dass die Regierung die Arbeit der pharmazeutischen Industrie verurteile. 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die Experten zwar einig waren, dass einige Aspekte des Gesundheitssystems verbessert werden müssten, wie zum Beispiel die Versorgung in entlegenen ländlichen Gebieten, die vorliegende Reform habe jedoch mehr Risiken als Vorteile. Es sei unabdingbar, die Verbesserungen vorsichtig und schrittweise vorzunehmen, um ein solides und gleichberechtigtes System für alle Bürger zu erreichen.

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Kontakt

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Projektkoordinatorin

andrea.valdelamar@kas.de +57 601 7430947-206

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