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Veranstaltungsberichte

Besuch des Museums “Itinerante de la Memoria y la Identidad” in Montes de Maria “El Mochuelo”

Am 24. Februar 2024, fand im Rahmen des Besuchs von Dr. Knabe eine Besichtigung des Wandermuseums “El Mochuelo” in Zambrano im Department Bolívar statt. Ziel war es, die Erfahrungen des Museums kennenzulernen, das die Stimmen der vom bewaffneten Konflikt betroffenen Bevölkerungsgruppen in der Region „Montes de María“ an der kolumbianischen Karibikküste sammelt.

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An dem Besuch nahmen teil, der ehemalige Direktor der Gedenkstätte Berlin-Höhenschönhausen und Berater der Konrad-Adenauer-Stiftung in Fragen der zeitgenössischen Geschichte, Dr. Hubertus Knabe, die Projektkoordinatorin der KAS Kolumbien, Tatiana Niño und die Journalistin und Direktorin des Museums „Entre Ríos“, Ginna Morelo. Der Besuch begann am 23. Februar in Cartagena und endete am 25. Februar 2024.   

 

Zunächst traf man sich mit Ginna Morelo von 12:35 bis 14:35 im Hotel Radisson in Cartagena; dabei wurde über die Zeit der “violencia” (Gewalt) in der Region Montes de María gesprochen, da die Journalistin ein tiefgreifendes Wissen über die Geschehnisse in dieser Region besitzt und jahrelang über die Gewalttaten der Paramilitärs in der Region und deren Opfer recherchiert und berichtet hat.  Während des Gesprächs ging sie auch auf ihre Erfahrungen als Autorin der Publikation "El Papel de los Lápices" (Die Rolle der Bleistifte) ein, in der sie den Überfall der Paramilitärs auf die Universidad de Córdoba beschreibt.

 

In dem Buch erzählt sie, wie diese illegale bewaffnete Gruppierung nicht nur versucht habe, Menschen zu töten, sondern auch die Fakultät der Sozialwissenschaften der Universität auszulöschen. Dabei wurden Professoren, Gewerkschaftsführer und linksgerichtete Politiker umgebracht und ein Rektor eingesetzt, der während mehrerer Generationen verhindert hat, dass qualifizierte Dozenten an der Universität Sozialwissenschaften unterrichten können.

 

Am nächsten Tag fuhr man gemeinsam von Cartagena nach Carmen de Bolívar, wo man sich mit dem “Colectivo de Comunicaciones Montes de María línea 21” (Kollektiv für Kommunikationen Montes de María Linie 21) traf, vom dem das Museum „El Mochuelo“ gegründet wurde; die Reise dauerte dreieinhalb Stunden.

 

An dem Treffen nahmen sieben Mitglieder des Kollektivs teil sowie die beiden Gründerinnen des Museums, Soraya Bayuelo und Beatriz (der Nachname wird aus Sicherheitsgründen nicht genannt). Man erzählte wie das Kollektiv gegründet wurde, um seit den 90er Jahren den hochgradig gewaltsamen Kontext aufgrund der Präsenz der Paramilitärs durch eine kommunale Radiostation zu vermitteln.

 

Eine weitere Aufgabe des Kollektivs sei die Ausbildung  Jugendlicher in der Region; dafür wurden ab 1999 sieben Schulen für Kommunkation durch Radio, Presse und Fernsehen in Montes de María eröffnet, trotz der gefährlichen Sicherheitslage. Dadurch konnten zahlreiche Zeugenaussagen von Opfern des Konflikts gesammelt werden und ein audiovisuelles Projekt durchgeführt werden, das im Jahr 2003 die Auszeichung „Premio Nacional de Paz“ (Nationaler Friedenspreis) erhielt und später zur Gründung des Museums führte.  

 

Anschliessend fuhr man nach Zambrano weiter, wo sich das Museo “El Mochuelo” (Eulenmuseum) befindet. Die Gruppe wurde begleitet von 7 Mitgliedern des Museums und den sogenannten  “cantores mochuelos” (Eulensängern); man erklärte jeden Ausstellungsraum. Der Name symbolisiert einen “Vogel, der auf die Menschen zufliegt“, das heisst das Museum ist mobil und trägt den Namen der Eule, die repräsentativ für die Region ist. Dadurch konnte der Inhalt des Museums in mehrere Gemeinden kommen. Es heisst, wo das Museum hinkomme, komme nicht nur die Infrastruktur an, sondern es werden auch grundlegende soziale Organisationen konsolidiert. Man sang ein Lied, das die Region repräsentiert, da für die Bevölkerung die Oralität ein zentrales Medium ist und sie ihre Erfahrungen erzählend oder singend weitergeben.   

Das Konzept des Museums “El Mochuelo” besteht aus drei Linien: 1) Identität; 2) Territorium; 3) Gewalt, denn es soll nicht nur die Geschichte des Konflikts in Montes de María erzählt werden, sondern auch die Idee einer Hoffnung generiert werden, die zur Transformation der Situation beiträgt. Das Museum besteht aus 8 Regalen in 5 Räumen, zum Beispiel ein Raum zum Thema “Homenaje a los Ausentes“ (Hommage an die Abwesenden) mit einem Lebensbaum, der jede einzelne Seele der über 3.000 Seelen repräsentiert, die nicht mehr unter uns weilen, aber spirituell noch anwesend sind. Zum Abschluss des Museumsbesuchs sprach Dr. Knabe im letzten Saal mit Mitgliedern des Kollektivs. In dem Raum werden Workshops und Aktivitäten zur Konstruktion einer gemeinsamen historischen Erinnerung durchgeführt.  

 

Das Kollektiv besteht vor allem aus jungen Leuten zwischen 15 und 30 Jahren , die Fotos machen und Führungen organisieren; man nennt sie auch “los cantadores del Mochuelo” (die Eulensänger), oft machen sogar Kinder im Alter von 10 Jahren mit; dadurch will man die Jugendlichen dem bewaffneten Kionflikt entreissen und ihnen andere Alternativen aufzeigen.

Gegen 16:00 fuhr man zurück nach Cartagena, wo man gegen 18:30 im Hotel Marbella ankam. Am letzten Tag fand um 13:00 Uhr ein Abschlussgespräch mit Tatiana Niño und Dr. Knabe im Restaurant San Nicolás im Stadtteil Getsemaní statt, bei dem Frau Niño in groben Zügen die einzelnen Friedensprozesse erklärte und wie es zur Gründung der zahlreichen illegalen bewaffneten Guerilla-Gruppen kam.

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Kontakt

Tatiana Andrea Niño

Portrait von Tatiana Andrea Niño

Projektkoordinator

tatiana.nino@kas.de +57 601 7430947-205

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