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Veranstaltungsberichte

Lokale Wahrnehmungen und Lösungen für klimabedingte Flucht in den Grenzgebieten Äthiopiens

Workshop in Addis Abeba

Das Regionalprogramm Sicherheitspolitischer Dialog Ostafrika (RP SIPODI Ostafrika) der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hat in Zusammenarbeit mit der äthiopischen Organisation Climate Resilient Borderlands Horn of Africa (CRBi) am 5. März 2024 einen eintägigen Workshop in Addis Abeba, Äthiopien, zu dem Thema „Local Views and Solutions for Climate Change Induced Displacement and other related Threats in Borderland Areas" durchgeführt.

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Der Workshop bezog vor allem die besondere geografische Lage Äthiopiens, als mit Abstand bevölkerungsreichstes Land am Horn von Afrika ohne eigenen Seezugang. Äthiopien grenzt an sechs weitere Länder (Eritrea, Somalia, Sudan, Kenia, Südsudan und Dschibuti), wobei sich die Grenzgebiete größtenteils in von Dürre betroffenen Tieflandgebieten befinden, die auch anfällig für Konflikte und erzwungene Migration sind. Klimatische Veränderungen in diesen Gebieten wirken sich auf die Ernährungssicherheit, die Lebensgrundlagen, die Stabilität und die Landnutzung aus. Ziel des Workshops war es, lokale Perspektiven zu den Auswirkungen des Klimawandels zu beleuchten und lokale Lösungen zur Förderung der Widerstands- und Anpassungsfähigkeit des äthiopischen Staates zu finden, um die Vertreibung in den Grenzgebieten zu verringern.

An dem Workshop nahmen 30 Interessenvertreter, Wissenschaftler und Experten sowie politische Entscheidungsträger aus zuständigen Regierungsstellen teil – darunter aus dem Ministerium für Bewässerung und Tiefland, dem Ministerium für Planung und Entwicklung, der äthiopischen Umweltschutzbehörde und der Bundeskommission für Katastrophenrisikomanagement – sowie Entwicklungsfachleute aus internationalen Organisationen und lokalen CSOs (Civil Socienty Organisation).

In ihren einführenden Bemerkungen wiesen Niklas Mayer (Direktor, CRBi) und Edgar Mwine (Projektleiter, RP SIPODI Ostafrika) auf den Zusammenhang zwischen Klimawandel, Konflikten und Vertreibung am Horn von Afrika hin. Auch betonten sie die Notwendigkeit solcher Veranstaltungen und Diskussionen, um die Kooperation und den Ideenaustausch zu fördern und nachhaltige und innovative Lösungen auf lokaler Ebene für diese Herausforderungen zu entwickeln.

Der leitende Berater des Staatsministers für Bewässerung und Tiefland, Solomon Wakgari, hielt einen Kurzvortrag, in dem er die Notwendigkeit kollektiver und vielseitiger Maßnahmen aller Beteiligten betonte, um die Klimakrise abzuwenden. Außerdem betonte er die Bedeutung von Forschung, Lobbyarbeit und proaktiven Maßnahmen zur Eindämmung der Klimamigration in Äthiopien.

Sechs Wissenschaftler und Experten aus sechs verschiedenen Grenzregionen Äthiopiens (Jigjiga, Dasenech, Borena, Gambella, Mereb-Becken und Benishangul-Gumuz) präsentierten Diskussionspapiere zum Thema, die sich speziell auf ihre jeweiligen Gebiete bezogen. Diese Ideen wurden diskutiert und zu praktikablen und lokal anwendbaren Ansätzen. Obwohl die Situationen in den verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich sind, fanden die Referenten und Diskutanten viele Gemeinsamkeiten. So sind beispielsweise langanhaltende Dürren die Hauptursache für erzwungene Migration, da sie nicht nur zu einer Verknappung der Nahrungsmittel für die Menschen, sondern auch zu einem Verlust des Viehbestands führen. Die Unvorhersehbarkeit der Jahreszeiten und der Regenfälle aufgrund des Klimawandels hat die Lebensweise und den Lebensunterhalt stark beeinträchtigt und die Anpassung der Menschen erschwert.

Das wiederum hat zur Folge, dass die Menschen, wenn sie sich nicht anpassen können, in andere Gebiete ziehen, was den Wettbewerb um Land, Wasser und andere Ressourcen verschärft und zu Unsicherheit und Konflikten führt. Außerdem entscheiden sich manche Menschen für einen Umzug in Städte, wo sie auch mit Herausforderungen wie Obdachlosigkeit, städtischer Kriminalität und Krankheiten, wie zum Beispiel der Cholera, konfrontiert werden.

Alle Referenten und Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass die Bekämpfung des Klimawandels einen großen Beitrag zur Verringerung der Konflikte in den Grenzgebieten Äthiopiens leisten und die Abwanderung von Menschen eindämmen würde. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehören die Diversifizierung wirtschaftlicher Aktivitäten durch Unternehmertum und Innovation – um die Abhängigkeit von der Weidewirtschaft zu verringern – die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen, die Anpflanzung dürreresistenter Pflanzenarten und eine verstärkte Bewässerung. Auf politischer Ebene wurde angeregt, die Zusammenarbeit zwischen Regierung, nichtstaatlichen Akteuren und Gemeinden im Bereich des Klimaschutzes zu verstärken, Frühwarnmechanismen zu verbessern, Forschung und lokale Initiativen zu unterstützen, eine Planung und Budgetierung von Klimamaßnahmen vorzunehmen, eine gemeinsame Politik für die Bewirtschaftung von Gemeinschaftsressourcen umzusetzen und die konfliktsensitive Widerstandsfähigkeit von Gemeinden zu fördern.

Insgesamt wurde auf der Veranstaltung die Umsetzung von Strategien zur Eindämmung des Klimawandels hervorgehoben, die nicht nur das Potenzial haben, die Entwicklung in den betroffenen Gebieten zu verbessern, sondern auch dazu beitragen können, dass die Menschen nicht aufgrund von Umweltproblemen ihre Heimat aufgeben müssen. Durch die Bekämpfung der Ursachen des Klimawandels können die Gesellschaften widerstandsfähigere Gemeinschaften.

 

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Kontakt

Nils Wörmer

Nils Wörmer

Leiter Regionalprogramm Sicherheitspolitischer Dialog Ostafrika

nils.woermer@kas.de +256 786 751 439

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