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Aus dem politischen Tagebuch von Helmut Kohl

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.....Am späten Vormittag des folgenden Tages beginnt im sogenannten Weltsaal des Bonner Auswärtigen Amtes die erste Zwei-plus- Vier-Runde der Außenminister. "Unser Ziel", so der Kanzler, "musste es sein, die Zwei-plus- Vier-Verhandlungen über die äußeren Aspekte der deutschen Einheit so rasch wie möglich abzuschließen, damit niemand in die Versuchung geriete, das Thema im Rahmen der KSZE zu behandeln. Eine dort geführte deutschlandpolitische Debatte wäre aufgrund der zahlreichen KSZE-Mitgliedsstaaten höchstwahrscheinlich ins Uferlose ausgeartet. Dies durfte nicht geschehen. Statt dessen stellte ich mir vor, dass die KSZE lediglich das Ergebnis der Zwei-plus- Vier-Verhandlungen zur Kenntnis nehmen und billigen sollte."

Außenminister Genscher begrüßt am 5. Mai die Zwei-plus- Vier-Delegationen und erinnert dabei an den in Europa vor fast genau fünfundvierzig Jahren zu Ende gegangenen Zweiten Weltkrieg. Er betont, dass die Vereinigung der beiden deutschen Staaten dem Willen der Deutschen entspreche, verneint jegliche deutschen Gebietsansprüche und führt dann aus, dass die deutsche Einheit als Beitrag für ein neues Europa verstanden werden müsse. Schließlich erklärt er, dass die Vereinigung Deutschlands nicht nur europäische Strukturen verändere, sondern auch die bilateralen Interessen zahlreicher Partner der Bundesrepublik und der DDR berühre. "Wir wollen die Einheit Deutschlands" - so Genscher - "nicht zum Nachteil oder Schaden anderer Staaten schaffen. Wir sind überzeugt, dass ein vereintes Deutschland die Möglichkeiten intensiver, gegenseitig vorteilhafter Zusammenarbeit nicht schwächen, sondern wesentlich verbessern würde."..... (Seite 369)

... Am Abend des 5. Mai 1990 geht die erste Zwei-plus- Vier-Runde zu Ende. Herausgekommen ist wenig - abgesehen von der Bekräftigung, dass den Deutschen das Recht zuerkannt wird, in einem Staat zu leben. Man verabredet jedoch, sich im Juni in Berlin zu treffen, um politische und militärische Themen zu behandeln. Im Juli soll es dann in Paris unter Einbeziehung des polnischen Außenministers um die Oder-Neiße-Grenze gehen. Ein weiteres Treffen wird für den Dezember in Moskau ins Auge gefasst..... (Seite 371)

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