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„Freie Wirtschaft, starker Staat“

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Wichtigstes Element einer Sozialen Marktwirtschaft sollte eine Wettbewerbsordnung sein, die den Einzelnen vor jede Art von Zwang und Macht Dritter bewahren würde. Dabei kam dem Staat eine bedeutsame Rolle zu. Er sollte diesem Wettbewerb einen Rahmen geben, die Spielregeln festlegen und starker Schiedsrichter sein, das Spiel aber niemals selbst machen (Wilhelm Röpke). In einer mit dem Titel „Freie Wirtschaft, starker Staat“ im Jahr 1932 überschriebenen Rede fasste Alexander Rüstow wegweisend die Kernelemente zusammen, die später Gründungskonsens der Sozialen Marktwirtschaft und der Bundesrepublik Deutschland werden sollten.

Die soziale Marktwirtschaft als geistige Haltung

Die Soziale Marktwirtschaft war zunächst eine theoretische Konzeption, ersonnen in universitären Zirkeln mit Verbindungen zum deutschen Widerstand. Das dahinterstehende Bild vom Menschen, seine Verantwortung für sich und seine Einstellung gegenüber dem Gemeinwesen, verlangen aber mehr als das Verstehen ihrer Prinzipien und Wertvorstellung. Die Soziale Marktwirtschaft ist letztlich eine Idee von Mensch und Gesellschaft, eine geistige Haltung, eine Attitüde – sie rührt an dem Verständnis von einem tugendhaften Leben. Sie ist eine verletzliche, vielfältigen Versuchungen ausgesetzte Ordnung, denn ihre Stärke gründet nicht auf den Einfluss von Partikularinteressen, auf Macht oder Geld. Ihr Faustpfand sind Einsicht und Überzeugtheit, persönliche Einstellungen, die niemand verordnen kann.

Theoretische Konzepte in der politischen Praxis

Die Fortentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft von einer theoretischen Konzeption in die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland war auch dem historischen Glück zu verdanken, dass ihre Ideen von Politiker wie Konrad Adenauer und Franz Böhm aufgegriffen und in das Gründungsdokument der Bundesrepublik Deutschland, das Grundgesetz im Jahr 1949, gegossen wurden. Die Unveräußerlichkeit menschlicher Würde, der Katalog persönlicher und wirtschaftlicher Grundfreiheiten, ein privates, aber sozial verpflichtetes Eigentum und ein Staat, der sozialen Ausgleich gewährleistet. Die Soziale Marktwirtschaft stellt den Versuch dar, die Freiheit auf dem Markt mit dem sozialen Ausgleich (Alfred Müller-Armack) zu verbinden. Ihre Umsetzung hat sie im Grundgesetz gefunden. Viele weitere Schritte folgten: die Schaffung einer unabhängigen, der Geldwertstabilität verpflichteten Währung oder eine Kartell- und Monopolgesetzgebung, die auf einen funktionierenden Wettbewerb ausgerichtet war. Auch der Europäische Binnenmarkt, die gemeinsame Währung oder die Grundfreiheiten der Europäer stehen in dieser Tradition.

„Bewährung der Sozialen Marktwirtschaft“

Auch wenn die theoretischen Grundlagen und die ersten Schritte auf dem Weg in die Soziale Marktwirtschaft historisch einmalig sind, so bleiben ihre Zeit ungebundenen Elemente in der globalisierten Welt ein Orientierungsrahmen für angemessenes staatliches und politisches Handelns zum Wohle von Menschen, Unternehmen und Gesellschaft. Als tradierter Wert, gemeinsame Erfahrung und verbindender Zusammenhang ist sie eine der Prägungen unserer politischen Kultur. Und deshalb unverzichtbar in der Debatte um die Modernisierung der Bundesrepublik Deutschland. Denn ob der Staat seit den Gründerjahren in vielen Fällen seine Rolle als Schiedsrichter verlassen hat und als Spielmacher auf das Feld gegangen ist, diese Frage gehört zum offenen Kapitel „Bewährung der Sozialen Marktwirtschaft“, das fortlaufend kontrovers diskutiert und fortgeschrieben wird. Die Geschichte kommt also niemals an ein Ende. Die Herausforderungen der letzten Jahre hätten die Gründerväter der Sozialen Marktwirtschaft gereizt, die Geschichte fortzuschreiben. Die Äußerungen und das Verhalten einzelner Politiker, Wirtschaftsvertreter oder Gewerkschafter brächte sie vielleicht zur Weißglut. Aber sie hätten nicht nachgelassen im Werben um das, was größtmöglichen Wohlstand mit sozialer Balance verbindet: Freie Menschen in einem starken Staat.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung fühlt sich deshalb auch im sechzigsten Jahr nach Währungsreform und Preisfreigabe der Idee der Sozialen Marktwirtschaft verpflichtet.

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