ناشر الأصول
Beijing huanying ni! – Willkommen in Peking!
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Die Sieger bei der Auswahl der Maskottchen der diesjährigen Olympischen Spiele standen bereits am 11. November 2005, exakt 1000 Tage vor dem Beginn der Sommerspiele in Peking, fest. Es handelt sich dabei um die fünf niedlichen „Fuwa“ (Glückskinder), die von dem berühmten chinesischen Künstler Han Meilin entworfen wurden.
Sie haben sich gegen eine starke Konkurrenz durchsetzen können, allen voran gegen den beliebten Affenkönig Sun Wukong. Der Affenkönig ist eine legendäre Gestalt aus der chinesischen Literatur und besitzt magische Kräfte. Im klassischen Roman „Die Reise in den Westen“ ist er der treue Begleiter des buddhistischen Mönchs Tangsen, der nach Indien reist, um heilige Sutren nach China zu bringen. Sun Wukong ist bei Alt und Jung gleichermaßen beliebt, jedes chinesische Kind kennt ihn spätestens aus der Fernsehserie „Reise in den Westen“. Obwohl Sun Wukong in China von jeher Vorbildcharakter besitzt und als fester Bestandteil der chinesischen Kultur gilt, konnte er sich letzten Endes doch nicht beim strengen Auswahlverfahren behaupten.
Auch der südchinesische Tiger und der chinesische Drache, die gleichermaßen als wichtige Bestandteile des chinesischen Kulturerbes zählen, standen bei der Auswahl der Maskottchen zur Debatte. Mit der Begründung, dass der Tiger aus der Perspektive der Nicht-Chinesen als zu bedrohlich betrachtet werden könnte, und der Drache als zu gewaltig, wurden die Vorschläge jedoch abgelehnt.
Das Sieger-„Dreamteam“ mit Fisch Beibei, Panda Jingjing, olympischer Fackel Huanhuan, tibetischer Antilope Yingying und Schwalbe Nini hat sich seitdem einen Platz im Herzen der Olympia-Fans erobert. Die Namen der fünf „Fuwa“ (Glückskinder) bilden zusammengesetzt den Satz: „Beijing huanying ni!“ - Willkommen in Peking. Nicht nur die Namensvergabe für die Fuwa erfolgte wohl durchdacht und ist reich an Symbolen, auch die Auswahl des Designs, der Farben und nicht zuletzt der Tiersymbole geht auf die traditionelle chinesische Kultur zurück.
Für Beibei wurde der Fisch als Tiersymbol ausgewählt. Das chinesische Schriftzeichen für „Bei“ bedeutet Kaurimuschel, welche im alten China als Zahlungsmittel verwendet wurde. Somit trägt der Name gleich mehrere positive Konnotationen: Da das chinesische Schriftzeichen für den Fisch genauso ausgesprochen wird wie das Wort für „Überfluss“, gilt der Fisch von jeher als glückverheißendes Tiersymbol. Darüber hinaus wird mit der Tiersymbolik und der Kaurimuschel ein enger Bezug zum Wasser hergestellt, das traditionellerweise als Symbol für Reichtum und Ernte steht. Zum anderen verkörpert Beibei auch den blauen olympischen Ring, sie schwimmt „wie ein Fisch im Wasser“ und ist daher auch das spezielle Maskottchen für die Wassersportler. Beibeis Kopfschmuck stellt die traditionellen Chinesischen Neujahrssymbole dar: Lotus und Fisch. Das Fisch-Design auf Beibeis Kopfbedeckung greift Darstellungen von Artefakten aus Banpo, einem neolithischen Dorf aus der Yangshao Kultur (5000-2000 v.Chr.), auf. Auch die Linienführung der Wellen geht auf traditionelle chinesische Gemälde zurück.
Jingjing verkörpert das chinesische Nationalsymbol – den Pandabären. Der Panda ist nicht nur ein Zeichen für die harmonische Beziehung zwischen Mensch und Tier, sondern darüber hinaus auch ein internationales Symbol für den Naturschutz, weil er auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten steht. Das Lotus-Design auf Jingjings Kopfschmuck, das von Porzellanzeichnungen aus der Song-Dynastie inspiriert ist, symbolisiert saftige, üppige Wälder. Der Pandabär steht mit seiner körperlichen Stärke den Sportlern in den Disziplinen Judo und Gewichtheben als Maskottchen zur Seite und repräsentiert dabei den schwarzen olympischen Ring.
Im Mittelpunkt des fröhlichen Fünfertrupps steht Huanhuan, der mit seinem roten Flammenhaar die Passion des Sports verkörpert. Die Farbe der brennenden Fackel ist also passenderweise dem roten Ring zugeordnet. Die Flammen auf Huanhuans Kopf wurden nach dem Vorbild einer Zeichnung in den berühmten Mogao-Grotten entworfen, die sich in der Provinz Gansu befinden und 1987 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Huanhuan verkörpert das Ideal von der Leidenschaft der Spiele in Peking, und symbolisiert mit seiner Quirligkeit den olympischen Geist: schneller, höher, weiter. Das aufgeweckte Maskottchen ist Glücksbringer für alle Ballsportarten.
Yingying verkörpert ein weiteres vom Aussterben bedrohtes Tier: die tibetische Antilope. Die durch ihre Schnelligkeit und Wendigkeit sich auszeichnende Spezies trifft man heute nur noch in den Hochebenen der nordwestchinesischen Provinz Qinghai und der autonomen Region Tibet in freier Wildbahn an. Die Auswahl der tibetischen Antilope als Glücksbringer für die Olympischen Spiele soll Pekings Verpflichtung zu „Grünen Spielen“ deutlich machen. Sie verkörpert das Ideal „Gesundheit“. Der Kopf des Fuwas ist mit von traditioneller Tracht übernommener Ornamentik aus den Regionen Xinjiang und Tibet verziert. Yingying soll vor allen den Leichtathleten Glück bringen und repräsentiert den gelben olympischen Ring.
Für Nini wurde die Schwalbe als Tiersymbol ausgewählt. Die Schwalbe ist traditionell ein Frühlingsbote und Überbringer guter Neuigkeiten. Sie verbreitet Fröhlichkeit und wird als Glückssymbol angesehen. Das chinesische Schriftzeichen für Schwalbe (yan) wurde im alten China auch als Bezeichnung für Peking (Yanjing) verwendet und steht damit in speziellen Zusammenhang mit den Olympischen Spielen in Peking. Auch für den Kopfschmuck wurde ein wichtiges Kulturerbe Pekings aufgenommen: das Drachensteigen. Die farbenfrohen Pekinger Drachen sind der Form einer Schwalbe nachempfunden. Nini soll besonders den Sportlern in der Disziplin Gymnastik Glück bringen und repräsentiert den grünen olympischen Ring.
Doch nicht alle verehren die Olympischen Maskottchen wegen ihrer positiven Attribute. Die fünf Fuwas wurden von abergläubigen Zungen für einige Unglücke verantwortlich gemacht, die sich in den Monaten vor den olympischen Spielen ereignet hatten. Hatte man ihnen schon zuvor positive menschliche Charakteristiken zugeordnet, so wurden ihnen nun in Hinblick auf die Katastrophen sogar dämonische Eigenschaften zugeschrieben. Man sprach vom „Fluch der Fuwa“. Die Maskottchen wurden infolgedessen in „Wuwa“ umbenannt, zu deutsch: verhexte Puppen. Der Fisch Beibei wurde mit den Überschwemmungen in Südchina in Zusammenhang gebracht. Da die Provinz Sichuan berühmt für ihre Pandabären ist, wurde Jingjing mit den katastrophalen Erdbeben in der Region assoziiert. Auch Huanhuan birgt ein schlechtes Omen, denn er wurde für die Proteste während des Fackellaufs verantwortlich gemacht. Die Antilope Yingying wurde mit den Unruhen in Tibet in Zusammenhang gebracht. Nini werden gleich zwei Unglücke zugeschrieben. Sie wurde zunächst für ein Zugunglück in der Drachenstadt Weifang und später für die Heuschreckenplage in der Inneren Mongoleiverantwortlich gemacht.
Nichtsdestotrotz erfreuen sich die fünf knuffigen Maskottchen großer Beliebtheit. Sie fehlen bei den Spielen in keinem Stadion, wo sich Animateure als Fuwas verkleiden und sich im Zeitlupentempo fortbewegen. Die Fuwas sind zum Beispiel auch auf den Digitalbildschirmen beim Hockey-Spiel zu sehen, wenn ein Team ein Tor geschossen hat. Neben der Präsenz in den Stadien trifft man die Fuwas vor allem im Fernsehen oder in den Souvenier-Shops an. Für die Fuwa wurde eigens ein hundert Episoden langer Zeichentrickfilm mit dem Titel „Die Olympischen Abenteuer der Fuwas“ produziert. Auch ein Theaterstück wurde eigens für die Fuwa geschrieben, das während der Olympischen Spiele im Anderson Theater in Peking aufgeführt wird.
Tabea Holtz, 15. August 2008