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Leseproben vom JugendpolitikTag 2011
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Ausländisches aussehen - inländische Gedanken
Ich bin zur Hälfte Ausländer. Doch niemand sagt mir ich soll mich integrieren. Seltsam. Liegt es an meiner Hautfarbe? Oder daran wie ich Deutsch spreche?
Genau kann ich das nicht beantworten, aber Integration wird wie ich es mitbekomme an zwei Dingen gemessen: Aussehen und Sprachkenntisse.
Wie ich in diesen Dingen auf andere wirke kann ich nicht sagen, aber in den Kopf schauen kann mir niemand. Dort tummeln sich vielleicht die demokratie- und verfassungsfeindlichsten Gedanken. In dem Fall wäre ich nicht integrierter als ein Obdachloser bei der Oscargala. Also zwar gar nicht. Und die Prominenz würde ihn wohl auch nicht akzeptieren, wenn er eine gehobene Sprache sprechen würde.
Der Großteil der Leute fragt nämlich nicht nach Integration, wenn nur das Aussehen stimmt.
Ich hatte Glück. Meine Mutter ist Luxemburgerin.
Ernest Thiesmeier
Wo Freundschaft anfängt, ist "Integration" überflüssig
Als ich am ersten Tag auf der Jüdischen Oberschule durch den Gang lief, wollte ich schnellstmöglich wieder die Flucht ergreifen: Überall hörte ich nur russische Gespräche, hebräische Wortfetzen, sah die Kantine, in die ich keine unkoscheren Nahrungsmittel mitnehmen konnte, und israelische Sicherheitsmänner an den Türen, die mich prüfend musterten. Ich hielt schon nach dem Kameltreiber Ausschau und rannte wild umher.
Jetzt hieß es: Ruhe bewahren. Krampfhaft dachte ich: Du bist doch in deinem eigenen Land, wieso verstehst du nichts?
Als ich schon dabei war mir Handzeichen und Gesten auszudenken, fiel mir ein, dass im Unterricht Deutsch gesprochen wurde.
Egal: Die, die vorher Hebräisch gesprochen hatten, lächelten mich an. Wenn ich auch nicht alle Sprachen bis heute gelernt habe, habe ich doch eine besondere Lektion gelernt: Wo Freundschaft anfängt, ist "Integration" überflüssig.
Esther Gardei-Schilling