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Otto III. Der Traum eines romantischen Kaisers
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Alles an ihm war eigenartig, er war einfach anders. Kaiser Otto III. war der Sohn und Thronnachfolger des deutschen Kaisers Otto II. Seine Mutter aber war die byzantinische Prinzessin Theophanu aus Konstantinopel – die Nichte des regierenden Ostkaisers Nikephoros. Ihren Sohn Otto erzog sie, inmitten des „barbarischen“ Germanien in hellenistischer Kultur und lehrte ihn den Sinn für das Majestätische. Als Kind wuchs Otto in Aachen mit byzantinischen Riten und orientalischem Luxus auf. Gelehrte, Astronomen, Mathematiker, Philosophen, Poeten, Humanisten und Bischöfe umgaben den jungen Kaiser als Berater, ganz wie am Hof in Konstantinopel.
Der dreijährige Otto wurde, unmittelbar nach dem Tode seines Vaters Otto II. 983, in Sankt Peter in Rom zum Kaiser gekrönt, um die Dynastie der Ottonen zu garantieren. Für damalige Verhältnisse ganz ungewöhnlich war, dass zwei Frauen, seine Mutter Theophanu und seine Großmutter Adelheid die Regierungsgeschäfte für den Minderjährigen führten. Als der junge Kaiser Otto 996 zum zweiten Mal nach Rom kam, war er 16 Jahre alt. In der Stadt herrschte die potente Patrizierfamilie Crescenzi, die gegen die deutschen Kaiser und die von ihnen eingesetzten deutschen Päpste rebellierten. Als die Crescenzi den römischen Papst Johannes XV., dessen Wahl sie anfangs unterstützt hatten, aus der Stadt vertrieben, rief der Papst Kaiser Otto III. zu Hilfe. Aber der Papst starb, noch bevor Otto mit seinen Truppen in Rom ankam. Kurzerhand ernannte nun der Kaiser seinen Vetter, Herzog Otto von Kärnten, zum neuen Papst mit dem Namen Gregor V. und ließ sich anschließend von ihm krönen. Ein 25-jähriger Papst krönte einen 16- jährigen Kaiser, das konnte nicht lange gut gehen.
Kaum war Otto III. auf dem Rückweg nach Aachen, vertrieben die Römer den deutschen Papst und ernannten einen aus ihren Kreisen. Als der Kaiser dies erfuhr, kehrte er 998 sogleich nach Rom zurück und setzte wieder „seinen“ Papst Gregor V. ins Amt ein. Nach dessen Tod nach nur einem Jahr, berief der Kaiser 999 wieder einen deutschen Papst, seinen gelehrten Freund Gerbert von Aurillac mit dem Namen Silvester II. Johannes Crescenzi, der sich in der Engelsburg verschanzt hatte, ließ er grausam hinrichten. Das haben die Römer dem deutschen Kaiser nie verziehen.
Die kaiserliche Autorität wurde in Rom und Italien nie selbstverständlich hingenommen, sie musste immer neu erzwungen werden. Otto hatte verstanden, wenn er sich als Kaiser in Rom behaupten und den Papst schützen wollte, dann musste er seine dauerhafte Residenz in Rom einrichten.
Vermutet wurde bisher, Kaiser Otto III. habe als seinen römischen Herrschersitz den damals verlassenen Palatin Hügel gewählt, auf dem schon die römischen Kaiser residiert hatten. Wahrscheinlicher aber ist, dass er den Aventin bevorzugte, denn dieser Hügel war bewohnt, dort lagen im 10. Jahrhundert die Herrenhäuser der großen römischen Familien. Vermutlich ließ sich Otto III. neben der Klosterkirche San Bonifacio e Alessio eine alte Palastruine in eine bescheidene römische Kaiserpfalz mit einem Thronsaal umbauen. Leider sind davon keine baulichen Spuren erhalten. Der Kaiser hatte dieses Kloster unterstützt, weil hier Mönche in griechischer, lateinischer und slawischer Sprache für die Mission ausgebildet wurden und ihnen hatte er sogar seinen kostbaren Krönungsmantel geschenkt.
Dort auf dem Aventin träumte der schwärmerische Otto III. von der utopischen Idee einer Wiedervereinigung des christlichen West- und Ostreiches in enger Allianz mit dem Papst, aber unter kaiserlichen Leitung und Kaisersitz in Rom. An seinem Hof sollten byzantinische und altrömische Traditionen auf politischer, kultureller und baulicher Ebene verschmelzen. Er hatte die griechische Sprache eingeführt und es wurden griechische Namen getragen. Die Ämter besetzte er jetzt schon mit römischen Patriziern. Auch pflegte der Kaiser Kontakte zu asketischen Mönchen, unternahm Buß- und Pilgerreisen und bemühte sich ernsthaft, ein Leben im christlichen Sinne zu führen.
Noch vor seiner Romreise hatte Otto III. den Bischof von Mailand als Brautwerber an den kaiserlichen Hof in Konstantinopel entsandt, da auch er eine byzantinische Prinzessin zur Frau haben wollte, wie es seine Mutter Theophanu war. Die Heirat sollte auch künftig die Beziehungen zu Konstantinopel stärken. Der Ehevertrag wurde akzeptiert und die Reise der byzantinischen Braut vorbereitet.
In Rom aber flammte wieder der alte Machtkampf der Adelsfamilien um den Papstthron auf. Anfangs hatten sie die Autorität des Kaisers akzeptiert, es hatte sich sogar eine erste kaiserliche Fraktion gebildet. Aber seit Otto den deutschen Papst Silvester II. auf den Thron gesetzt hatte, wollte das römische Volk von dieser erneuten deutschen Familien-Allianz von Kaiser und Papst nichts wissen und wandten sich gegen ihn. Es kam 1001 zu einem Volksaufstand, Otto III. und sein Papst Silvester II. wurden aus Rom vertrieben und flüchteten nach Ravenna.
Zulange musste Otto III. auf das angeforderte Heer aus Deutschland warten, um Rom zurück zu erobern. Der Kaiser erkrankte an Malaria- oder war es Gift? Auf dem Weg von Ravenna nach Rom kam er mit seinem Gefolge nur noch bis zur Burg Paterno am Monte Soratte, wo sein treuer Freund, der abgesetzte Papst Silvester II. im Exil lebte. Hier starb der junge Kaiser mit nur 22 Jahren im Januar 1002. Sein Traum war zu Ende. Da er noch kinderlos war, erlosch mit seinem Tode die Linie der Ottonen Kaiser. Als letzte Ruhestätte hatte er sich gewünscht, in der Aachener Pfalzkapelle neben Karl dem Großen begraben zu werden. Während der einbalsamierte Leichnam des jungen Kaisers von seinen Soldaten unter großer Anstrengung über die Alpen in den Norden getragen wurde, kam zum gleichen Zeitpunkt das Schiff mit seiner künftigen byzantinischen Braut und ihrem Gefolge aus Konstantinopel in Apulien an.
Wie anders hätte die Geschichte verlaufen können, wäre es Otto III. in Allianz mit dem Papst gelungen, Rom wieder zur dauerhaften Hauptstadt des ganzen ehemaligen römischen Reiches zu machen? Was hatte er falsch gemacht? Niemand außer Otto III. wäre geeigneter gewesen, diese Idee zu realisieren, denn von Geburt her vereinte er in sich die westliche wie auch die östliche Kultur. Wenn auch nur für einen kurzen Zeitraum, so hatte der romantische Kaiser einen kulturellen Lichtblick in die Stadt Rom gebracht und sie flüchtig aus dem mittelalterlichen Dämmerschlaf geweckt.
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Literatur
Arnold Esch. Wege nach Rom 2004
Hagen Keller. Die Ottonen 2008
P. Adalberto Sisti. Basilica San Bartolomeo all’Isola Tiberina Roma