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"Sich an der Wirklichkeit orientieren!"

Erwin Teufel im Gespräch

„Manchmal kann der Vorname aussagekräftiger sein als der Nachname“, dies sei, so der Chefredakteur der Zeitschrift "Die Politische Meinung", Dr. Bernd Löhmann, in seiner Begrüßungsrede, im Falle des heutigen Gesprächsgastes Erwin Teufel in besonderem Maße der Fall. „Erwin“ sei, nach der altdeutschen Zusammensetzung von heri und vini, der „Volksfreund“. Der langjährige Ministerpräsident Baden-Württembergs war am 13. Februar auf Einladung der Redaktion in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin zu Gast.

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Bei der Premiere des Formats „Lebensgeschichte und Einsichten“ durchlief der südwestdeutsche Politiker mit seinem Gesprächspartner Pater Dr. Hermann Breulmann in der Rückschau wichtige Stationen seines politischen Werdegangs und zog aus seinen Erfahrungen Konsequenzen für die Gegenwart.

Teufel – drei Tage nach Beginn des Zweiten Weltkrieges geboren – berichtete eingangs über prägende Erlebnisse der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit. Als ältestes von neun Kindern musste er schon früh Verantwortung für den familiären Bauernhof und seine Geschwister übernehmen. Insbesondere nachdem sein Vater von der Wehrmacht eingezogen worden war und in Kriegsgefangenschaft geriet und erst einige Monate nach Kriegsende zu der Familie zurückkehrte. Im Rückblick empfindet Teufel vor allem für die Leistungen der jungen Frauen in dieser Zeit die äußerste „Hochachtung“.

 

Auch heute sei die Rolle junger Frauen und Mütter für die Gesellschaft, Wirtschaft und Politik außerordentlich wichtig. Die Union habe dies zwar erst spät, – aber immerhin – erkannt; im Gegensatz zur katholischen Kirche, die bei dieser Frage laut Teufel noch einigen Veränderungsbedarf habe. Und dies war nur eine Kritik des gläubigen Katholiken an seiner Kirche, die er als „einziges absolutistisches System, was in Europa übrig geblieben ist“, charakterisierte. In Politik und Kirche müsse man sich im Allgemeinen mehr „an der Wirklichkeit orientieren“.

 

In der Europapolitik bedeutet das für ihn, ganz nach dem Subsidiaritätsprinzip, mehr wichtige Kompetenzen an die Europäische Union abzugeben, aber gleichzeitig im Gegenzug weniger wichtige in die Verantwortung der nationalen Parlamente zurückzugeben. Zwar blieben Länder wie Spanien und Griechenland zunächst für sich selbst verantwortlich, aber Deutschland und die EU müssen effektive Hilfe zur Selbsthilfe geben können. Eine gemeinsame Währungsunion funktioniere nur mit einer starken politischen Union, dies sei bereits Helmut Kohl und François Mitterand klar gewesen.

Im gutgefüllten Plenum der Veranstaltung saßen zahlreiche Bundestagsabgeordnete, unter ihnen Bundestagspräsident Professor Dr. Norbert Lammert.

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