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Bei der Linken gibt es antiisraelische Tendenzen
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Das Verhältnis der Linken zu Israel ist gespalten. Antideutsche Strömungen befürworten den Zionismus, pro-palästinensische Bewegungen vergleichen den Staat Israel mit der Terrororganisation Hisbollah. Ein Gespräch mit Extremismusforscherin Viola Neu.
Wie steht die Linke zu Israel?
Vioal Neu: In der Partei gibt es verschiedene Strömungen. Gregor Gysi hat in einer Rede 2008 versucht die Richtung vorzugeben, in der er die gesicherte Existenz Israels als Staatsräson bezeichnete. Aber vor allem im Westen gibt es auch antiisraelische Tendenzen.
Welche Strömungen gibt es dort?
Neu: Etwa seit der 68erBewegung lassen sich vor allem in den alten Bundesländern zwei dominierende Konfliktlinien erkennen, die mittlerweile auch die Partei „Die Linke“ dominieren: eine pro-israelische sowie eine pro-palästinensische. Es gibt die Antideutschen, die in den 90er Jahren eine pro-israelische Position in die Diskussion eingebracht haben. Durch die Identifizierung mit den Opfern des Nationalsozialismus stellen sie sich gegen alles, was als Gefahr für Juden gedeutet werden kann. Andere sehen Israel als einen imperialistischen, von den USA kontrollierten Staat. Die Pro-Palästina-Bewegung heroisiert dazu sogenannte Befreiungsbewegungen, es gibt auch Sympathien für terroristische Bewegungen. Auch Oscar Lafontaine vertrat schon antiisraelische Positionen, indem er Israel mit der Terrororganisation Hisbollah verglich.
Welchen Zweck hat so etwas?
Neu: Israel dient als Folie, um Kritik zu üben und die eigenen politischen Ziele zu verfolgen. Es werden Positionen bezogen, die in die Ideologie passen. Der Konflikt zwischen Israel und Palästina lässt sich gut benutzen. Wenn Christen in Osttimor unterdrückt werden, dann interessiert das die Linke aber nicht.
Kann das Thema Israel die Partei spalten?
Neu: Nein. Dazu hat es zu wenig emotionale Sprengkraft für die Partei. Im Osten interessiert es kaum jemanden.
Das Interview führte Piet Keusen für die WAZ-Mediengruppe.