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"Junges Theater Bonn": Grundstein zur Schauspielerei

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Ein lautes Klatschen. Die elf Kinder im Raum bleiben schlagartig stehen, verharren in ihrer Position. Es herrscht Mucksmäuschenstille. Ein erneutes Klatschen folgt und die Kinder erwachen aus ihrer Starre, bewegen sich weiter. „Gut, und jetzt das Ganze noch mal mit mehr Emotionen. Und bitte!“, fordert Kursleiter David Imper seine Schüler auf. Der charismatische, schlanke, braunhaarige junge Mann schaut geduldig auf die angehenden Nachwuchsschauspieler, die ihre Übung fortsetzen. Jedes Geräusch hallt in der großen, weiß gestrichenen und leicht heruntergekommenen Fabrikhalle wieder. Ruhig gelegen im Industriegebiet nahe der ehemaligen Tapetenfabrik befindet sich der Probenraum des Jungen Theaters Bonn (JTB)

Lediglich die stündlich vorbeiratternden Züge unterbrechen die Stille. Die Kinder lassen sich jedoch nicht ablenken, sondern bleiben konzentriert. Moritz ballt die Hände zu Fäusten, eine Zornesfalte erscheint im kindlichen Gesicht und die blitzenden Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. Die Vorgabe, das Gefühl der Wut darzustellen, setzt er überzeugend um.

Theaterlehrer David Imper hat schon mit Anfang dreißig eine beachtliche Karriere vorzuweisen. Der in der Schweiz geborene Schauspieler studierte von 1996 bis 1997 am „Lee Strasberg Theater Institute“ in New York. Nach dem Besuch der Freiburger Schauspielschule war er von 2002 bis 2004 Mitglied im JTB- Ensemble. Neben seinen eigenen Film- und Theaterprojekten leitet er heute die Kurse der Medienwerkstatt für Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis achtzehn Jahren. Dabei liegt der Fokus auf den schauspielerischen Grundlagen wie Körpersprache, Gestik, Mimik, Sprache und Stimme, die der Gruppe altersgerecht auf spielerische Art und Weise näher gebracht werden. Der Nachwuchs hat die Chance, gemeinsam mit den Profis auf der Bühne zu stehen - eine Besonderheit, die das JTB auszeichnet.

Für Moritz und die anderen Teilnehmer ist es der erste Tag im wöchentlichen Schauspiel-Grundkurs. Nach den anfänglichen Übungen fällt spürbar die Nervosität, die Kinder entspannen sich und es herrscht eine lockere Atmosphäre. Improvisationstheater und Konzentrationsaufgaben helfen den Heranwachsenden, ihren Ausdruck und ihr Selbstbewusstsein zu stärken, während sie in neue Rollen und Charaktere schlüpfen. Maike, zwölf Jahre, erklärt mit einem strahlenden Lächeln: „Für mich ist das Theater eine Möglichkeit, dem eigenen Leben zu entfliehen.“ Sie strebt an, nach der erfolgreichen Absolvierung des Grundkurses am Casting für das Nachwuchsensemble des JTB teilzunehmen.

Nicht nur beim Theater, sondern auch allgemein ist das Interesse der Jugend an kulturellen Angeboten in Bonn enorm, äußert eine der Teilnehmerinnen. Imper sieht ebenso einen Fortschritt im Bereich der Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Zu dieser positiven Entwicklung leiste auch das Bonner Jugendtheater einen kleinen Beitrag. Die angebotenen Kurse und Workshops fördern bereits in den ersten Stunden die kreative Entfaltung und den Ausbau sozialer Kompetenzen-Fähigkeiten, die den Kindern im Alltag von großem Nutzen sein können. Allmählich verstreichen die letzten Minuten des Kurses. Die schlichte Wanduhr zeigt 16.30 Uhr als der Kursleiter die abschließende Übung beendet. Wieder ertönt ein lauter, kräftiger Applaus in der einst so trist, nun lebendig wirkenden Fabrikhalle. Schon jetzt wartet sie auf die nächste Gruppe motivierter Nachwuchsschauspieler, welche vor der rostigen dunkelgrauen Rolltür steht.

Von Camilla Pfeimmer und Larissa Plath

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Medienwerkstatt KAS

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