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Vor 150 Jahren wurde durch den Beitritt Bayerns, Badens, Württembergs und Hessen-Darmstadts zum Norddeutschen Bund das Deutsche Kaiserreich gegründet. Mit der Proklamation Wilhelms I. zum Deutschen Kaiser im Spiegelsaal von Versailles am 18. Januar 1871 wurde dieser Zusammenschluss symbolisch begangen. Die Reichsgründung war eine Folge des Krieges gegen Frankreich, der sich im Sommer 1870 an der Frage der spanischen Thronfolge entzündet hatte. Die treibende Kraft bei der Einigung war der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck. Mit der Reichsgründung entstand im Innern eine konstitutionelle Monarchie, die in Politik und Gesellschaft sowohl moderne als auch rückständige Elemente miteinander vereinte. Nach Außen schuf sie in der Mitte des Kontinents ein neues Machtzentrum, das die europäische Geschichte seitdem wesentlich mitbestimmte.
Welche Rolle spielte das Kaiserreich in der Geschichte Europas? Wurde mit der Gründung des Kaiserreichs ein deutscher Sonderweg beschritten, der in den Ersten Weltkrieg und später den Nationalsozialismus mündete? Das Jubiläum der Reichsgründung 2021 ist in der Hauptstadt Berlin im Gegensatz zu früheren Jubiläen dieses Tages offiziell kaum vorgekommen. Woran liegt das? Was hat den Deutschen heute nach 150 Jahren die Geschichte der Reichsgründung noch zu sagen? Über diese Fragen sprechen wir mit Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, ein Experte für die Geschichte des 19. Jahrhunderts und für preußische Geschichte.
Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll wurde 1959 in Aachen geboren. Nach einem Studium der Geschichte, Kunstgeschichte, Germanistik, Philosophie und Religionswissenschaften in Bonn und Köln wurde er 1987 promoviert. 1995 folgte seine Habilitation sowie später Professurvertretungen in Erlangen, Dresden und Chemnitz. Seit 2004 ist der Inhaber der Professur für Neuere und Neueste Geschichte / Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der TU Chemnitz.
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