Vortrag
Details
Münklers im Jahre 2002 erschienenes Buch "Neue Kriege" eröffnete grundlegend neue Einsichten in das Kriegsbild der Gegenwart. Begriffe wie "Asymmetrischer Krieg", "Entstaatlichung/Privatisierung der Gewalt" und "Failing/Failed States" wurden zu Eckpunkten im sicherheitspolitischen Diskurs befördert. Das staatliche Gewaltmonopol erodiert und klassische Staatenkriege werden abgelöst durch neue Gewaltformen und –akteure. Die neuen Kriege sind nicht mehr Fortsetzung der Politik sondern Selbstzweck; die Kriegführenden profitieren nicht von einem Friedensschluss sondern von der zeitlichen Ausdehnung. Die Wirksamkeit externer Konfliktintervention ist damit häufig fragwürdig. Übergänge zwischen Kriegs- und Friedenszustand werden fließend. Gewalt richtet sich vornehmlich gegen die Zivilbevölkerung, die Abgrenzung des Kombattantenstatus wird unscharf. Der Terrorismus verselbständigt sich zu einer eigenen Strategie. Die Kriegsursachen sind vielfältig, vorwiegend jedoch ökonomischer Natur; ethnische und ideologische Konflikte werden lediglich zusätzlich instrumentalisiert. Zu weiteren charakteristischen Erscheinungsformen heutiger Kriege zählen die transnationale Ausweitung, die Rückkehr archaischer Praktiken und die massive Mediennutzung.
Prof. Dr. Herfried Münkler, Jg. 1951, studierte 1972-1977 Germanistik, Politikwissenschaft und Philosophie in Frankfurt/Main und wurde 1981 promoviert. Die Habilitation erfolgte 1987 über "Staatsraison. Ein Leitbegriff der frühen Neuzeit". Seit 1992 ist er Professor für Theorie der Politik an der Berliner Humboldt-Universität. Er hat zahlreiche Aufsätze und Bücher veröffentlicht, zuletzt 2005 "Imperien".