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Kluge Führung in krisenreichen Jahren.

Mein Glückwunsch an Angela Merkel

Angela Merkel feiert am 17. Juli 2024 ihren 70. Geburtstag und wird von der Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen für ihre kluge Führung während ihrer Kanzlerschaft gewürdigt.

Wenn Angela Merkel am 17. Juli dieses Jahres ihren 70. Geburtstag feiert, dann markiert der Fall der Mauer – das prägendste Ereignis in der Nachkriegsgeschichte unseres Landes – ziemlich genau die Mitte ihres bisherigen Lebens.

Die Angela Merkel, die ich kenne, wird diese Koinzidenz wahrscheinlich mit einem Schmunzeln quittieren. Weil ich selbst im Westen Deutschlands aufgewachsen bin, fällt es mir schwer, zu beurteilen, welchen Einfluss die Jahrzehnte in der DDR unter einem repressiven, übergriffigen Staat auf Angela Merkels Politikverständnis hatten. Sicher ist für mich, dass sie ihre Macht im Amt anders, dosierter und leiser einsetzte.

„Sie wusste immer, wo sie stand und wohin sie wollte, aber ich habe in all den gemeinsamen Jahren kein dröhnendes „Basta“ aus ihrem Mund gehört.“

Ursula von der Leyen

Sie wusste immer, wo sie stand und wohin sie wollte, aber ich habe in all den gemeinsamen Jahren kein dröhnendes „Basta“ aus ihrem Mund gehört. Sie hat es nie zum Eklat kommen lassen. Sie blieb einfach gelassen, ohne ein Jota an Konzentration aufzugeben. Und am Ende hatte sie stets den Respekt auf ihrer Seite.


Betont nüchtern und mit leisem Humor

Angela Merkel hat tief verinnerlicht, dass Politik von Menschen gemacht wird, die ihre eigenen, sehr unterschiedlichen Biographien mitbringen. Sie hat sich aufrichtig für die Geschichte und die Geschichten ihrer Gesprächspartner interessiert. Dieses Hintergrundwissen half ihr immer wieder in schwierigen Momenten, persönlichen Zugang zum Gegenüber herzustellen, Kompromisslinien auszuloten und Lösungen zu finden.

Ihre eigene Bedeutung spielte sie in Gipfel-Formaten bewusst herunter. Lange dozierende Monologe und Pathos überließ sie gern anderen in der Runde. Wenn Angela Merkel selbst persönliche Erfahrungen einbrachte, dann betont nüchtern, knapp und mit leisem Humor. Nie habe ich erlebt, dass sie ihre ostdeutsche Herkunft als Argument im innenpolitischen Streit genutzt hat. Nie die Tatsache, dass sie als erste Frau an der Spitze der Bundesregierung stand. Selbst in härtesten Verhandlungen behielt sie das nächste Wiedersehen im Blick, achtete darauf, dass künftigen Kompromissen keine unnötige Verletzung des Gegenübers im Weg stand.

Im Europäischen Rat hat sie, die deutsche Kanzlerin, bewusst den kleinen Mitgliedstaaten noch aufmerksamer zugehört als den großen. Und auf der globalen Ebene war sie gerade wegen dieser genannten Eigenschaften eine geschätzte Gesprächspartnerin und Ratgeberin.


Dreh- und Angelpunkt in Europa

Der anhaltende Erfolg und Einfluss Angela Merkels gründet auf vielen Stärken. Drei möchte ich hier nennen: ihr untrüglicher Kompass für die Mitte. Ihre unprätentiöse mit trockenem Humor gewürzte Verbindlichkeit, die sofort beim Gegenüber Vertrauen schafft. Und ihr Geschick, strategische Positionen leise und mit großer Selbstverständlichkeit zu besetzen.

Auch wenn sich im Rückblick nicht jede Entscheidung als richtig erwies – wie sollte das auch in sechzehn krisenreichen Jahren anders sein –, hat Deutschland dank ihrer klugen Führung sehr gute Zeiten erlebt. Und in Europa war sie dank der genannten Talente über anderthalb Jahrzehnte der Dreh- und Angelpunkt.

Angela Merkel hat durch ihre Persönlichkeit und ihr Tun enorm viel zur Stärke und Einheit Deutschlands und Europas beigetragen. Die CDU darf zu Recht stolz auf diese Kanzlerin sein. Das gleiche gilt für uns Frauen in der Politik, für die sie viele schwere Türen aufgeschoben hat. Und auch Deutschland, für das sie unermüdlich und mit einer bewundernswerten Ausdauer gearbeitet hat, darf stolz auf sie sein.


Liebe Angela, ich wünsche Dir alles Glück und Gesundheit zum Geburtstag.


Ursula von der Leyen

Geboren 1958 in Brüssel, seit Dezember 2019 Präsidentin der Europäischen Kommission.

 

Wenn Sie mehr über Angela Merkel und ihre Rolle in der deutschen Russlandpolitik erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen den Artikel "Der lange Abschied von der Entspannungspolitik" von Beate Neuss.

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