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Der III. Weg

Pseudo-Avantgarde des nationalen Lagers

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Die strukturelle Schwäche der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD, heute: „Die Heimat“) und Vereinsverbote führten zur Gründung rechtsextrem-neonazistischer Kleinparteien wie dem „III. Weg“. Ihr Name und das Logo (Eichenlorbeerkranz) stehen für einen elitären Selbstanspruch, die Speerspitze innerhalb der national-völkischen Bewegung zu sein. Nach diesem Credo geht es der Partei nicht um Größe, sondern Präsenz. Zahlreiche Anhänger waren in unterschiedlichen rechtsextremen Organisationen aktiv und bringen Kontakte zur extremen Rechten in Europa mit.1 Wo traditionell rechtsextreme Vorläufer auch sogenannte Kameradschaften nicht erfolgreich waren wird Vernetzung als die „neue“ Aktionsstrategie präferiert.

 

Umfassende Vernetzung als strategischer Ansatz

Die völkisch-rassistische Splitterpartei, die im September 2013 von ehemaligen NPD-Funktionären aus Rheinland-Pfalz und Anhängern des verbotenen „Freien Netzes Süd“ gegründet wurde, ist bundesweit aktiv. Trotz überschaubarer Parteistrukturen und Mitgliederzahl ist die Partei bundesweit aktiv. 800 Mitglieder besonders aus der Neonazi-Szene, die sich als „freie Nationalisten“ oder „Nationalrevolutionäre“ definieren, sind in mehr als 20 regionalen „Stützpunkten“ organisiert.2 Zuletzt wurden im Jahr 2022 Parteibüros in Teilen von Thüringen, Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen eröffnet. Vernetzung bedeutet für den „III Weg.“ sich und ihre Kader lokal sowie organisations- und themenübergreifend zu präsentieren.

 

Aufbau eines Kümmerer-Image über Sport und Ehrenamt

Regional versuchen Mitglieder zunehmend über ehrenamtliche Angebote in der Jugend- und Vereinsarbeit, im Tierschutz sowie im Umfeld von Schulen jüngere Anhänger zu gewinnen.Die Partei geht dabei subtil vor und versucht ihre wahren ideologischen Ziele und Inhalte zu verschleiern, als unpolitische Anliegen zu tarnen oder unkenntlich zu machen. Schrittweise soll ein Helfer- oder Kümmer-Image aufgebaut werden, das weiteres Anknüpfungspotential etwa bei Wahlen bieten soll. In der Pandemiezeit sind etwa „Nachbarschaftshilfen“ für Deutsche organisiert worden.4 Besonders über den Ausbau der Parteijugendorganisation „Nationalrevolutionäre Jugend“ (NRJ) wird die Strategie der Vernetzung über Social-Media-Kanäle zur Verbreitung von Propaganda und zur Rekrutierung jüngerer Anhänger vorangetrieben. Dabei tritt die Partei seit der Covid-19-Pandemie in einzelnen Regionen verstärkt auf. So schätzt etwa die Verfassungsschutzbehörde des Landes Berlin den "III. Weg" als mittlerweile "dominierenden Akteur" des traditionellen rechtsextremen Spektrums in der Metropole ein.5

 

Parteiprogramm mit Aktionen füllen

Die völkisch aufgeladenen Aktionsschwerpunkte der Partei liegen in der Propagandaarbeit („AG Feder und Schwert“), im Kampfsport („AG Körper & Geist“), einem vermeintlichen Umwelt-Aktivismus zum Schutz der deutschen Heimat („AG Erde & Zukunft“) und der Vermarktung rechtsextremer Musik („AG Klangkunst“). Speziell dazu gebildete Arbeitsgruppen sollen das 10-Punkte-Programm der Partei in Aktionen umsetzen. Der „III. Weg“ agiert dabei als eine Gruppierung ausgesprochen subkultureller Prägung, was die Partei von anderen rechtsextremen Organisationen unterscheidet.6 Dominante Strömungen sind ein aktivistisch orientierter Neonazismus als ideologische Variante des historischen Nationalsozialismus sowie Kampfsport als Jugendkultur.

 

Neonazi-Propaganda trifft auf Protest-Themen

Der „III. Weg“ strebt einen autoritären Führerstaat nach dem historischen Vorbild der NSDAP an, deren Staats- und Gesellschaftsbild die Programmatik bestimmt. Das Ideal einer ethnisch homogenen Volksgemeinschaft („Erhaltung und Entwicklung der biologischen Substanz des Volkes“) ist auf die extreme Ungleichbehandlung bis zum Ausschluss kultureller da art- und volksfremder Minderheiten ausgerichtet.7 In der neonazistischen Vorstellung der Partei haben Pluralismus, Meinungsfreiheit oder Individualrechte keine Existenzberichtigung. Um diese Zielsetzung in der Gesellschaft anschlussfähig am Köcheln halten zu können, greift die Partei unterschiedliche Themen propagandistisch auf: Asyl und Migration, Krieg in der Ukraine, Wirtschafts- und Energiekrise oder Altersarmut. Die Überbetonung eines sozialen Notstands dient der Partei sich als Alternative („Dritter Weg“) zu einem von globalen Eliten gesteuerten Kapitalismus zugunsten eines „Deutschen Sozialismus" zu generieren.8

 

Schüren von Ängsten, Verschwörungsnarrative und Gewaltpotenzial

Zur Überwindung des demokratischen Verfassungsstaats („Die wahre Krise ist das System!“) werden im Rechtsextremismus weit verbreitete Verschwörungsnarrative bedient. Dem Volk drohe eine Überfremdung durch „Volks-Tod“.9 Nationale Kräfte müssten sich auf den „Tag X“ als einen zwar fiktiven jedoch in nicht allzu ferner Zukunft bevorstehenden Tag für den Regierungssturz vorbereiten.10 Vehement agitiert die Partei gegen das „von den westalliierten Besatzern installierte Konstrukt“ Bundesrepublik, was sie mit der Reichsbürger- und Selbstverwalterszene verbindet. Das Spielen mit Ängsten in der Bevölkerung vor Krieg, gegen Überfremdung oder dem vermeintlichen Aussterben der weißen Rasse soll das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung erschüttern und das Vertrauen in demokratische und rechtsstaatliche Institutionen untergraben. Obwohl die Partei „Gewaltfreiheit“ postuliert, geht von ihren Anhängern nach Auffassung der Sicherheitsbehörden ein hohes Gewaltpotential aus.11 NJR-Mitglieder sollen etwa an brutalen Angriffen auf politische Gegner im Januar und Juli 2024 beteiligt gewesen sein, was zu sieben Festnahmen führte.12

 

Kampfsport: Lockmittel und Vorbereitung auf den Straßenkampf

Die subkulturelle Faszination junger Menschen für Kampfsport nutzt die Partei für eigene Zwecke. Besonders gefragt sind Trainings und Turniere der Vollkontaktsportart Mixed Martial Arts (MMA), die exzessiv auf Außenstehende wirkt. Für den „III. Weg“ beflügelt sie einen rechtsextremen Körperkult („Sport gegen geistige und körperliche Degeneration der Zeit“).13 Unter dem Motto „Kinder wehrhaft machen“ werden junge Menschen auf den Straßenkampf mit dem politischen Gegner, zur Abwehr kulturfremder Elemente oder der Konfrontation mit der Staatsmacht am „Tag X“ vorbereitet. Sportliche Ertüchtigung ist Wahn zugleich: Rechtsextremisten sehen sich in ihrem völkischen Denken in der Haut des gesunden Germanen oder des weißen Kriegers, der den Lebenskampf führen können muss. Zum Sportangebot für die Parteijugend zählen auch sogenannte Leistungsmärsche über längere Distanzen, Wanderungen oder Gemeinschafts- und Wettkampftage. Generell sind Mitglieder an der Organisation auch finanziell lukrativer Kampfsport-Veranstaltungen wie dem „Kampf der Nibelungen“ beteiligt.14 Enge Verbindungen bestehen auch zu rechtsextremen Mode- und Sportlabels wie „White Rex“, die Wettkämpfe vermarkten.15 In Süd- und Ostdeutschland (Barbaria Sportgemeinschaft e.V.“ in Schmölln16) aber auch zunehmend in Teilen Berlins oder von Nordhessen (Kampfsportstudio „Fightclub 21“ in Bad Wildungen17) konnten Anhänger Einfluss in der lokalen Sport- oder Kampfportszene gewinnen. Anfang Oktober 2024 wurde eine vom „III. Weg“ organisierte Kampfsportveranstaltung in Rheinland-Pfalz durch die Polizei aufgelöst.18

 

Potenzial: Mehr Anhänger und geringe Wahlchancen

Über Social-Media-Kampagnen, MMA-Turniere und Freizeitangebote konnte der „III. Weg“ seit dem Ende der Covid-19-Pandemie mehr Aufmerksamkeit und Anhänger gewinnen als über die herkömmliche Propaganda- und Protestarbeit rechtsextremer Kleinparteien. Obwohl die Organisation in einigen Regionen selbstbewusster und aktiver in Erscheinung tritt, streben Anhänger weniger Wahlämter oder Mandate an. Die Erfolge blieben bisher auch sehr überschaubar. Nur bei den sächsischen Kommunalwahlen 2019 konnte die Partei jeweils ein Mandat im Stadtrat von Plauen und im Kreistag des dazugehörigen Vogtlandkreises erzielen.19 Ebenfalls sind in Bayern und Sachsen Landeslisten für die Teilnahme an der Bundestagswahl 2021 aufgestellt worden, jedoch ohne Aussicht auf Wahlerfolge. Zuletzt ist der „III. Weg“ zur Landtagswahl in Brandenburg angetreten (0,12 Prozent).

 

Tim Segler

 


1 Vgl. Deutscher Bundestag (BT), BT-Drs. 20/12454, S. 3-4, URL: https://dserver.bundestag.de/btd/20/124/2012454.pdf, abgerufen am 21.11.2024.

Vgl. BfV, Verfassungsschutzbericht 2023, S. 78, URL: https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/publikationen/DE/verfassungsschutzberichte/2024-06-18-verfassungsschutzbericht-2023.pdf?__blob=publicationFile&v=17, abgerufen am 21.11.2024.

3 Vgl. Der III. Weg, Beitrag v. 28.08.2024, URL: https://der-dritte-weg.info/2024/08/tierfutterspenden-in-thueringen-abgegeben/, abgerufen am 21.11.2024.

4 Vgl. Der III. Weg, Beitrag v. 23.05.2020, URL: https://der-dritte-weg.info/2020/05/nachbarschaftshilfe-am-bodensee/, abgerufen am 21.11.2024.

5 RBB, Presseartikel v. 23.05.2024, URL: https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2024/05/rechtsextremismus-berlin-dritter-weg-propaganda-bedrohung-schule.html, abgerufen am 21.11.2024.

6 Vgl. Pfahl-Traughber, Rechtsextremismus in Deutschland. Eine kritische Bestandsaufnahme, VS Springer Wiesbaden 2019, S. 4 f.

7 Der III. Weg, 10 Punkte Programm der Partei DER DRITTE WEG, URL: https://der-dritte-weg.info/zehn-punkte-programm/, abgerufen am 21.11.2024.

8 Der III. Weg, Ausführungen zum Punkt 1 „Schaffung eines Deutschen Sozialismus“ des Zehn-Punkte-Programms, URL: https://der-dritte-weg.info/2018/11/ausfuehrungen-zum-parteiprogrammpunkt-1-schaffung-eines-deutschen-sozialismus/, abgerufen am 21.11.2024.

9 Der III. Weg, Beitrag v. 20.07.2022, URL: https://der-dritte-weg.info/2022/07/volkstod-droht-fast-jedes-zweite-kind-unter-10-jahren-mit-migrationshintergrund/, abgerufen am 21.11.2024.

10 Vgl. Der III. Weg, Beitrag v. 30.10.2023, URL: https://der-dritte-weg.info/2023/10/tag-x/, abgerufen am 21.11.2024.

11 Vgl. BT, BT-Drs. 20/12454, S. 7-8, URL: https://dserver.bundestag.de/btd/20/124/2012454.pdf, abgerufen am 21.11.2024.

12 Vgl. ZDF, Presseartikel v. 18.07.2024, URL: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/dritter-weg-nationalrevolutionaere-jugend-razzia-polizei-100.html , abgerufen am 21.11.2024

13 Vgl. Der III. Weg, Beitrag v. 23.07.2024, URL: https://der-dritte-weg.info/2024/07/stuetzpunkt-magdeburg-altmark-sport-gegen-geistige-und-koerperliche-degeneration-der-zeit/, abgerufen am 21.11.2024.

14

15 Vgl. Thüringer Allgemeine, Presseartikel v. 09.03.2019, URL: https://www.thueringer-allgemeine.de/politik/article225211949/Gewaltbereite-Neonazis-draengen-in-die-Kampfsportszene.html, abgerufen am 21.11.2024.

16 Vgl. SZ, Presseartikel v. 26.08.2019, URL: https://www.sueddeutsche.de/politik/erfurt-mehrere-kampfsportgruppen-mit-verbindungen-in-neonazi-szene-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-190826-99-617718, abgerufen am 21.11.2024

17 Vgl. Hessischer Rundfunk, Presseartikel v. 27.04.2023, URL: https://www.hessenschau.de/panorama/dritter-weg-und-scheiteljugend-verfahren-gegen-nordhessische-polizisten-wegen-nazi-kontakten-v2,dritter-weg-102.html, abgerufen am 21.11.2024.

18 Vgl. SWR, Presseartikel v. 07.10.2024, URL: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/grossrazzia-rechtsextreme-kampfsportveranstaltung-hachenburg-westerwald-100.html, abgerufen am 21.11.2024.

19 Vgl. Der III. Weg, Beitrag v. 27.05.2019, URL: https://der-dritte-weg.info/2019/05/der-iii-weg-zieht-in-stadtrat-und-kreistag-ein/, abgerufen am 21.11.2024.

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