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Der Zweite Weltkrieg und der Rechtsextremismus

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Das Geschichtsbild von Rechtsextremisten wird überdurchschnittlich stark von einer Thematisierung des Zweiten Weltkriegs bestimmt. Keine andere kriegerische Auseinandersetzung findet in ihren Druckwerken eine vergleichbare Aufmerksamkeit. Nun mag es sein, dass Krieg, Gewalt und Waffen Rechtsextremisten traditionell faszinieren. Aber es gibt ja in der deutschen und europäischen Geschichte genügend andere Waffengänge - zum Beispiel den Ersten Weltkrieg, dessen Ausbruch 2014 ein Jahrhundert her war. Was also verbindet Rechtsextremisten derartig innig mit dem Zweiten Weltkrieg?

Der Bezug auf den Zweiten Weltkrieg war für den Rechtsextremismus in Deutschland nach 1949 zunächst durchaus plausibel: Millionen Männer hatten ihn als Angehörige der Wehrmacht, der Waffen-SS und anderer militärischer Formationen miterlebt. Darunter waren auch etliche Millionen, die weder den verbrecherischen Charakter des Krieges erkannten noch die Niederlage der sogenannten Achsenmächte (Deutschland, Italien, Japan) akzeptieren wollten. Die Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges und damit auch die eigene Rolle von moralischer Schuld zu befreien, war für sie ein zumindest nachvollziehbares Anliegen.

Falsch war es dennoch: Der Zweite Weltkrieg war kein von deutscher Seite nach den völkerrechtlichen Regeln der Genfer Konvention und der Haager Landkriegsordnung geführter Krieg, sondern - zuerst gegen Polen und die Sowjetunion - ein rassenideologischer Vernichtungskrieg. Eindeutig war auch - im Unterschied zum Ersten Weltkrieg - die Verantwortung für seine Entfesselung: Das NS-Regime hatte ihn planmäßig herbeigeführt, um sein Ziel einer großdeutschen NS-Diktatur in Europa verwirklichen zu können. An diesen Fakten konnte es keinen Zweifel geben, denn infolge der totalen Niederlage des Deutschen Reiches waren dessen geheimste Überlegungen und Planungen 1945 weitestgehend zugänglich und gerichtsbeweisbar.

Es musste also nicht unbedingt eine Verteidigung des Nationalsozialismus als politisches System sein, welches das Rechtfertigungsbedürfnis von Rechtsextremisten nach 1945 auslöste: Die eigene Verstrickung in einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, der die größte Katastrophe der neueren Geschichte über Europa gebracht und das militärische, politische und moralische Ende des Deutschen Reiches nach sich zog, war ohne eine stete Beschönigung der eigenen Rolle im Krieg und ohne die Zuweisung einer Schuld oder zumindest Mitschuld an die Alliierten nicht zu bewerkstelligen.

Es waren durchaus nicht nur die neonationalsozialistischen Organisationen, die sich nach 1949 dieser Aufgabe annahmen. Auch für vergleichsweise weniger aggressiv rechtsextreme Formationen wie die „Deutsche National-Zeitung“ oder die „Deutsche Volksunion“1 des Verlegers Dr. Gerhard Frey blieb der Zweite Weltkrieg ein beherrschendes Thema. Freys Organisationen mühten sich über Jahrzehnte, die deutsche Schuld an der Entfesselung des Zweiten Weltkrieges zu leugnen oder zu relativieren. Ihre Gazetten waren voll von Schilderungen heldenhafter Kämpfe der Wehrmacht, der angeblichen Niedertracht der Alliierten (insbesondere der Sowjetunion) und dem „Verrat“ der demokratischen Parteien nach 1945, wenn sie die deutsche Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg thematisierten.

 

Rudolf van Hüllen

 


Die DVU war über Jahrzehnte eine Konkurrentin der NPD. Nach dem Rückzug ihrer Führungsperson Frey strebte sie eine Fusion mit der NPD an, die aus unterschiedlichen Gründen misslang: Nur ein Teil der DVU-Mitglieder fand sich bei der NPD ein, die weitaus meisten stellten offensichtlich ihre Aktivitäten ein.

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Felix Neumann

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