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Falsche Vorbilder: Die Waffen-SS

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Die „Schutzstaffel“ (SS) der NSDAP wurde 1946 vom Internationalen Kriegsverbrechertribunal in Nürnberg zur verbrecherischen Organisation erklärt. Die Verwendung ihrer Symbole und Parolen ist in Deutschland strafbar. Für die SS als Vorbild zu werben, ist daher selbst für Rechtsextremisten kein besonders aussichtsreiches Unterfangen. Sie behelfen sich mit einer Legende, indem sie die neben der Wehrmacht an den Fronten des Zweiten Weltkrieges kämpfenden Soldaten der Waffen-SS als vorbildhaft herausstellen.

Die 1925 als persönliche Leibgarde Hitlers gegründete SS war in vielen Funktionen das wichtigste Instrument der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Schon innerhalb der NSDAP hatte sie Aufgaben einer Parteipolizei übernommen, und 1936 betraute das Regime die SS mit der Kontrolle über die Polizei: Himmler wurde „Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei“; in einer „Sicherungspolizei“ verschmolzen Gestapo und der SS-eigene „Sicherheitsdienst“ (SD) zu einem integrierten Terrorinstrument gegen jede Art von Opposition.

Die SS hatte zudem schon 1934 (nach Ausschaltung der konkurrierenden SA, der „Sturmabteilung“) die „Verwaltung“ der Konzentrationslager übernommen. Heinrich Himmler baute das KZ-System nach und nach zu einem Wirtschaftsimperium auf, in dem Häftlinge Zwangsarbeit zugunsten der deutschen Rüstung leisten mussten (Arbeitslager), bis sie entweder der „Vernichtung durch Arbeit“ anheimfielen oder - wie im Falle der jüdischen Häftlinge - fast unmittelbar systematisch ermordet wurden (Vernichtungslager). Die von der NPD erwähnten „Totenkopfverbände“ waren „Sicherungstruppen“, die in der Nähe von KZs stationiert waren. Aus ihnen gingen die meisten der aus rechtsextremer Sicht „ehrbaren“ Waffen-SS-Divisionen hervor. Sie waren seit Kriegsbeginn aufgebaut worden, weil die NSDAP das Waffenmonopol der Wehrmacht aushöhlen und zugleich eine nur dem Regime völlig ergebene Parteiarmee schaffen wollte. Zu ihr gehörten auch die sogenannten „Einsatzgruppen“, die im Krieg hinter der Front in besetzten Gebieten die Ermordung aus nationalsozialistischer Sicht rassisch unerwünschter Bevölkerungsgruppen vornahmen.

Das den SS-Divisionen bis heute nicht nur bei Rechtsextremisten anhaftende Bild von militärisch besonders leistungsfähigen Einheiten hat mehrere Ursachen: Die Waffen-SS bestand bis kurz vor Kriegsende aus ideologisch hoch motivierten Freiwilligen.1 Ihre Einheiten wurden oft an besonders umkämpften Frontabschnitten eingesetzt und bei der Zuteilung neuester Bewaffnung und Ausrüstung gegenüber den regulären Wehrmachtsdivisionen bevorzugt. Da sie den Gegnern als Träger des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges ausreichend bekannt waren, hatten die SS-Männer selbst in aussichtsloser Lage wenig Veranlassung, sich zu ergeben. Etliche der gravierendsten Mordtaten im Rahmen des Krieges gehen auf das Konto der Waffen-SS, wie z.B. die Massaker von Lidice (Tschechien) und Oradour-sur-Glane (Frankreich).

In all diesen Facetten hatte die SS nicht zuletzt auch die Funktion eines weltanschaulichen Ordens, der für alle Bereiche der Gesellschaft künftige NS-Eliten hervorbringen sollte. Dem diente die ideologische Zurichtung von Jugendlichen in SS-Junkerschulen und Ordensburgen. Himmler selbst hat deren menschenfeindliche Zielrichtung beschrieben: „In meinen Ordensburgen wird eine Jugend heranwachsen, vor der sich die Welt erschrecken wird. Eine gewalttätige, herrische, grausame, unerschrockene Jugend will ich.“ Solche Absichten waren im "Dritten Reich" kein Geheimnis, die Verbindung der SS mit dem Terror der Diktatur allgemeinkundig. Der Versuch, eine „gute“ Waffen-SS zu konstruieren, ist Geschichtsfälschung. Wer sich im "Dritten Reich" freiwillig zur Waffen-SS meldete, konnte sich morgen als Gestapo-Folterer und übermorgen als KZ-Bewacher wiederfinden: Die Aufgaben und das Personal innerhalb der NS-Elite waren prinzipiell austauschbar und nicht etwa voneinander getrennt.

 

Rudolf van Hüllen

 


Erst gegen Kriegsende wurden junge Männer zwangsweise zur SS eingezogen - und nur für diese Gruppe ist die Frage nach Schuld und Verantwortung daher anders zu stellen.

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