Gemäß Artikel 44 des jordanischen Gesetzes über die Rechte von Menschen mit Behinderungen darf niemand aufgrund einer Behinderung seines Rechts beraubt werden, bei Parlaments-, Kommunal-, Gewerkschafts- oder allgemeinen Wahlen zu kandidieren und zu wählen. Aufbauend auf diesen rechtlichen Grundlagen veranstaltet die KAS Jordanien in Zusammenarbeit mit seinem neuen Partner HCD eine Reihe von drei zweitägigen politischen Workshops für junge Menschen mit Behinderungen. Ziel ist es, sowohl die Stimmen und Anliegen der Jugendlichen zu hören als auch ihr Bewusstsein für und ihre Beteiligung an der Politik zu erhöhen, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Parlamentswahlen im September.
Im Einklang mit der von König Abdullah II. initiierten politischen Modernisierung strebt Jordanien danach, immer mehr Jugendliche, einschließlich derer mit Behinderungen, für Entscheidungsprozesse zu aktivieren. Daher vermitteln die Seminare den Teilnehmern ihren potenziellen Einfluss auf Gesellschaft und Politik, den sie durch effektive Teilnahme haben können. In den Workshops lernen die Jugendlichen mit Behinderungen praktische Fähigkeiten, sich politisch zu engagieren, Advocacy-Kampagnen zu organisieren und Lobbyarbeit zu leisten. Sie werden somit mit wichtigen Partizipationsfähigkeiten für ihr zukünftiges Leben ausgestattet.
Der erste von drei geplanten Workshops fand am 14. und 15. Juli 2024 in Amman statt. Zunächst wurden die Teilnehmer von sowohl dem Leiter der KAS Jordanien Dr. Edmund Ratka als auch der stellvertretenden Generalsekretärin des HCD Ghadeer Al Hares willkommen geheißen. Danach legten die Teilnehmer ihre Erwartungen an die bevorstehenden Schulungen offen. Einige äußerten ihr bestehendes Interesse und ihren Willen, sich politisch stärker zu engagieren. Allerdings fehle ihnen das Wissen, wie sie dies effizient tun können. Diese Lücke unterstreicht eindeutig die Notwendigkeit der geplanten Reihe an politischen Workshops. Anschließend eröffnete der erfahrene Trainer Zayed Omar, der beim HCD als Analyst für politische Teilhabe tätig ist, den ersten Tag mit der Erklärung des menschenrechtlichen Ansatzes zur Kommunikation mit Menschen mit Behinderungen. Durch interaktive politische Übungen, wie Sketche mit den Teilnehmer und Präsentationen, lernten sie Mechanismen und Werkzeuge zur Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Menschen mit Behinderungen und Stakeholdern in der Praxis kennen.
Am zweiten Tag des ersten Workshops brachte die Trainerin und Gründerin der NGO „Wasel for Awareness and Education“ Lynn Malkawi den Teilnehmern Bürgerbeteiligung und Demokratie näher. „Was bedeutet aktive Staatsbürgerschaft in der Praxis?“, „Welche Institutionen sind wirksam für eine Demokratie?“ und „Was sind die verschiedenen Ebenen der nationalen Governance?“. Diese und ähnliche Fragen wurden in einem interaktiven Dialog zwischen den Teilnehmern und der Trainerin erörtert und diskutiert. Schließlich wurden den Teilnehmern Werkzeuge für bürgerschaftliches Engagement, wie beispielsweise Medien, Wahlen und Teamarbeit, vorgestellt. Gleichzeitig wurden auch Herausforderungen und Bedenken im Zusammenhang mit bürgerschaftlichem Engagement angesprochen, wie beispielsweise Fälle von Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen in der Politik.
Die kommenden zwei Workshops werden weiterhin eine inklusive Plattform darstellen, auf der junge Jordanierinnen und Jordanier mit Behinderungen sich aktiv mit politischen Rechten, Pflichten und Chancen auseinandersetzen können. Die Stimmen von Menschen mit Behinderungen zu stärken und ihre aktive Beteiligung und Inklusion sicherzustellen, ist wesentlich für einen repräsentativen und dynamischen politischen Prozess. Diese Workshop-Reihe ist Teil der umfassenderen Bemühungen der KAS Jordanien, zu einer vielfältigen, nachhaltigen und inklusiven politischen Landschaft in Jordanien beizutragen. Unsere Arbeit versucht somit effizient zur Vision der politischen Modernisierung des Landes beizutragen. Um dieses Ziel zu erreichen, zählt die politische Teilhabe aller!