Veranstaltungsberichte
Dabei sollte in erster Linie über die Probleme diskutiert werden, die durch die Migrationswelle aus Venezuela auf die Stadt zukommen, wie zum Beispiel die Rechte der Migranten, die verbreitete Xenophobie und Aporophobie (Angst vor Armut) in der Bevölkerung, die Versorgung mit öffentlichen Dienstleistungen und die Sicherheitslage in der Stadt. Die Ergebnisse der Diskussionsrunde sollten als Empfehlungen für politische Entscheidungen dienen. Teilnehmer waren neben Akademikern auch Mitglieder der Streitkräfte, Vertreter von NGO´s die im Bereich öffentliche Sicherheit arbeiten sowie Funktionäre der Stadtverwaltung von Medellín.
Zunächst präsentierte der Analyst Ronal Rodríguez kurz die Arbeit des Observatoriums für Venezuela bei der Suche nach Lösungen und Empfehlungen für die public policies im Zusammenhang mit der Betreuung der Migranten in den Städten des Landes, die eine größere Anzahl von Migranten aus Venezuela aufnehmen müssen. Von Seiten der KAS sprach die Projektkoordinatorin María Paula León über die Unterstützung der Stiftung von Projekten zur Förderung von Rechtsstaat und Demokratie in verschiedenen Städten des Landes.
Die erste Diskussionsrunde beschäftigte sich mit dem Thema “Integration ohne Diskriminierung: Xenophobie und Aporophobie in Medellín“. Im Mittelpunkt stand die Frage, mit welchen politischen Strategien und Maßnahmen man eine bessere Inklusion der Migranten und Rückkehrer aus Venezuela in Medellín erreichen kann.
Dabei kam man unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Integration von Stadtverwaltung und Lokalregierung mit dem gleichen Einsatz betrieben werden müsse, wie bei anderen gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Außerdem sollten die Einwohner der Stadt durch Kampagnen sensibilisiert werden, in denen erklärt wird warum viele Venezolaner ihr Land verlassen, welche Schwierigkeiten sie auf dem langen Weg überwinden mussten und welchen administrativen Prozessen sie sich unterwerfen müssen. Um eine wirkliche Integration in Medellín zu erreichen, müssten die Maßnahmen zwischen der öffentlichen Hand, der Zivilgesellschaft und dem Unternehmenssektor koordiniert werden, um so unnötige Dopplungen zu vermeiden. Für die Migranten sollten Arbeitsplätze geschaffen werden, die ihre Rechte garantieren um soziale Konflikte mit der Bevölkerung zu vermeiden.
Am zweiten Tag wurde über den Zugang der Migranten zu ihren Grundrechten diskutiert. Dazu müsse die Lokalregierung die Migranten in ihrer Planung berücksichtigen und klare Indikatoren und Ziel schaffen, um deren Lebensqualität zu verbessern und ihre Rechte zu garantieren. Dabei sollten den Betroffenen auch klare Informationen über die entsprechenden Aufenthaltsgenehmigungen und die Mechanismen zur Registrierung der Migranten vermittelt werden, um ihnen dadurch den Zugang zu Gesundheitsversorgung, Schulbildung und Arbeitsvermittlung zu ermöglichen. Ronal Rodríguez betonte, dass auch die Situation der aus Venezuela zurückgekehrten Kolumbianer berücksichtigt werden müsse, die sich bei ihrer Rückkehr aus dem Nachbarland in einer Art rechtlichem Vakuum befinden. In jedem Fall bedürfe es einer koordinierten Zusammenarbeit zwischen nationalen und lokalen Behörden bei der Registrierung der Migranten und der Entwicklung entsprechender Strategien, um die Lage der zurückgekehrte Kolumbianer sichtbar zu machen und sie zu unterstützen.
Die dritte Runde beschäftigte sich mit dem Thema “Venezolanische Migration und Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen“; dabei wurden diverse Probleme bei der Versorgung dieser Bevölkerungsgruppe mit Strom, Wasser und Gas angesprochen. Da es praktisch unmöglich sei alle Migranten zu erfassen, verfüge man auch nicht über verlässliche Informationen ihrer Lebenssituation in der Stadt was die Umsetzung effizienter politischer Strategien erschwere. Medellín sei zwar schon immer ein Auffangbecken für Migranten gewesen, jedoch sei der Zustrom noch nie so massiv gewesen und mit einem so hohen Anteil an gefährdeten Bevölkerungsgruppen, was eine schnellere Reaktion auf die momentane Situation verlange. Daher müsse das Angebot an Wohnraum und Arbeitsplätzen dringend erhöht werden, um die Grundversorgung der Migranten zu garantieren.
Dazu müsse zunächst die neue demografische und soziale Dynamik bei der territorialen Planung berücksichtigt werden. Die Wohnungslage dieser Bevölkerungsgruppe könne zum Beispiel durch eine stärkere finanzielle Integration, einen einfacheren Zugang zu Krediten und eine urbane Neuordnung verbessert werden. Außerdem müsse die Schaffung formeller Arbeitsplätze für die Arbeitgeber kostenlos sein und für die Arbeitssuchenden eine technische oder technologische Qualifizierung angeboten werden.
In der letzten Gesprächsrunde diskutierte man über die Sicherheitslage in der Stadt. So sei in einigen Stadtteilen durch die kulturellen Unterschiede das friedliche Zusammenleben gefährdet; außerdem sehen viele Menschen in benachteiligten Zonen der Stadt ihre Arbeitsplätze gefährdet, da die Migranten oft bereit sind zu schlechteren Konditionen zu arbeiten. So verbreitet sich oft ein Fremdenhass, vor allem in Bevölkerungsgruppen die in ebenso prekären Umständen leben wie die Migranten. Ein weiteres Problem seien illegale Gruppen und kriminelle Banden, die die Situation der Migranten für ihre Zwecke ausnutzen und so die Sicherheitslage zusätzlich gefährden. Man benutze die Migranten zum Beispiel im Kleinhandel mit Drogen und Waffen oder um Schutzgelder einzutreiben, damit die kolumbianischen Drahtzieher im Hintergrund bleiben können. Daher sei es unabdinglich, die venezolanischen Migranten legal zu registrieren und umfassende politische Strategien zu ihrer Betreuung zu entwickeln.