Veranstaltungsberichte
„2004 stand die polnische Wirtschaft am Abgrund“, beschrieb der Botschafter die ökonomische Ausgangssituation für den späteren EU-Beitritt Polens. Dies habe sich in den kommenden zehn Jahren aber sehr zum Positiven gewandelt, denn zwischen 2004 und 2014 sei das BIP Polens um über 15% gewachsen. „Wir waren selbst überrascht, wie gut das Land die Prüfung gemeistert hat“, schmunzelte Marganski sichtlich stolz.
Ein Grund für das polnische Wirtschaftswachstum seien die Hilfsgelder der EU. Doch gebe Polen seinen europäischen Nachbarländern durch seine florierende Wirtschaft auch einiges wieder zurück. So blieb es während der Wirtschaftskrise wie kaum ein anderes Land wirtschaftlich stabil und sei weder auf Finanzhilfen noch auf Rettungsschirme angewiesen.
Aufgrund seiner stabilen Wachstumsmöglichkeiten habe Polen mittlerweile eine Schlüsselfunktion in der Kommunikation zwischen West- und Osteuropa inne. Diese sei besonders mit Blick auf den Ukraine-Konflikt von Bedeutung. „60 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg sollte man in Europa seine Grenzen nicht mehr mit Waffengewalt verschieben!“, kritisierte Marganski das Verhalten Russlands. Der Ukraine müsse dabei nicht nur, aber vor allem finanziell geholfen werden. Polen helfe seinem Nachbarland darüber hinaus dabei, Verwaltungsstrukturen wieder aufzubauen und stände der neugewählten Regierung als wichtiger Verbündeter zur Seite.
„Aber die Ukraine-Krise steht für mehr als nur für ein Fehlverhalten Russlands“, betonte der Botschafter. Russland verletzte Völkerrecht und missachte Grenzen. Positiv sei an der Krise jedoch, dass die EU eine gemeinsame Position vertrete und mit einer Stimme spräche. Somit liefen die Bestrebungen Putins, Europa zu entzweien, ins Leere. „Insgesamt dürfen wir aber nicht vergessen, dass wie weit Russland heute und in Zukunft geht und gehen wird, davon abhängt, wie wir heute agieren“, so Marganski.
„Dabei ist es ganz wichtig, dass wir die EU nicht in Euro- und Nicht-Euro-Staaten aufteilen“, bekräftigte Marganski in seinem Schlusswort. Die Euro-Gruppe sei keine Insel, sondern eine Avantgarde und müsse durch zahlreiche Brücken mit dem Rest der EU-Mitgliedsstaaten verbunden sein.
In der nachfolgenden, sehr unterhaltsamen Gesprächsrunde, moderiert von Dr. Daniel Alexander Schacht, ging Marganski unter anderem auf die Einstellung der Polen zur europäischen Union ein. „Polen ist proeuropäisch wie kaum eine andere Nation“, so die Einschätzung des Experten. Die Wahl für Europa sei eine Wahl gegen die sozialistischen Wurzeln und für eine westlich geprägt Zukunft gewesen. „Denn wir Polen wissen, was der Unterschied zwischen Ost und West ist, denn der Osten ist direkt vor unserer Tür!“, betonte er launig.