Veranstaltungsberichte
In seinen beiden Vorträgen in Lüneburg und Wolfsburg skizzierte Boris Reitschuster anschaulich und kurzweilig das Machtsystem des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dieses habe sich in den letzten Jahren immer mehr zu einem Unrechtsstaat entwickelt, in dem Willkür und Terror die Menschen verunsicherten. Als er selbst das Land Ende der achtziger Jahre des letzte Jahrhunderts kenne- und liebenglernt habe, sei dies vollkommen anders gewesen. Damals seien die Menschen nach der Periode von Glasnost und Perestroika offen gegenüber Europa und der Demokratie gewesen. Präsident Jelzin sei jedoch verantwortlich dafür, dass die Wirtschaft fast zusammengebrochen sei und sich durch eine "spezifische Art der Privatisierung" eine superreiche Schicht von Oligarchen herausgebildet habe. Auch die Politik sei durch zunehmende Korruption und Willkür geprägt gewesen, so dass der Begriff "Demokratie" in Russland seit dieser Zeit vollkommen diskreditiert sei.
Dies macht sich der amtierende Präsident Putin zunutze. Durch geschickte Propaganda, Steuerung der Medien und durch Verbreitung von Angst und Schrecken hält er sich an der Macht. Dazu zählt aber auch die geschickte Instrumentalisierung außenpolitischer Krisen und Konflikte. Von Tschetschenien, über Georgien bis hin zum aktuellen Krieg in der Ukraine hält er die russische Öffentlichkeit in Atem und lenkt von innenpolitischen Problemen ab. Es sei also auch damit zu rechnen, dass Putin seine Fühler in Richtung Baltische Staaten ausstrecke. Der Westen habe allzu lange den aggressiven Charakter dieser Politik unterschätzt und resümierte, dass die NATO ihre bisherige Vogel-Strauß-Politik überdenken sollte.