Sie besteht aus einer theoretischen Analyse sowie den Ergebnissen einer öffentlichen Meinungsumfrage und wirft zusätzlich ein Licht auf diesen Zeitraum der jüngsten Geschichte.
Die Umfrage wurde im August 2021 vorgenommen.
Die Stichprobengröße betrug 1.110 Befragte, wobei das allgemeine Verhältnis hinsichtlich der grundlegenden demografischen Merkmale (Geschlecht, Alter über 18 Jahre, ethnische Zugehörigkeit, Beruf und Bildungsstand) beibehalten wird. Gleichzeitig wird die entsprechende geografische Ausgewogenheit berücksichtigt.
Bei der Realisierung der Umfrage wurde die quantitative Forschungsmethode zum Sammeln von Daten (Telefonumfrage) angewandt, die einen glaubwürdigen und präzisen Abbildung eines Querschnitts der Bevölkerung gestattet.
Die Fehlertoleranz liegt bei +/- 2,9 % mit einem Glaubwürdigkeitsintervall von 95 %.
Die Umfrage führte das Institut für politische Forschung (IPIS) durch.
Die Fragen wurden in sechs Bereiche aufgeteilt:
1. Fragen nach der Perzeption des Unabhängigkeitsprozesses des heutigen Nordmazedonien vom ehemaligen Jugoslawien.
2. Fragen nach den wesentlichen Herausforderungen, mit denen sich der Staat in den vergangenen 30 Jahren auseinandersetzen musste; z.B.: NATO-Beitritt, Prozess der europäischen Integration, Privatisierung sowie die drei Abkommen: Prespa mit der Republik Griechenland, der Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit mit der Republik Bulgarien und das Ohrider Rahmenabkommen.
3. Fragen zur Rolle und dem Erbe der wichtigsten Politiker aus der Zeit des Unabhängigkeitsprozesses bis heute.
4. Fragen zu den Beziehungen des Staates zu anderen relevanten Staaten und Organisationen.
5. Fragen zur Lage der vergangenen drei Jahrzehnte in einem Teil der wesentlichen Bereiche wie Wirtschaft, Bildung, Gesundheitswesen und Abwanderung.
6. Fragen mit zusammenfassendem Charakter hinsichtlich der Erwartungen zur Entwicklung des Staates in den kommenden 30 Jahren.
Aus den Umfrageergebnissen können folgende kennzeichnenden Schlussfolgerungen gezogen werden:
1. Nach den Antworten der Befragten sind die populärsten Politiker der vergangenen drei Jahrzehnte: Boris Trajkovski (42 % der Befragten bewerteten ihn mit der Bestnote 5), Kiro Gligorov (33 % der Befragten bewerteten ihn mit der Bestnote 5) und Nikola Kljusev (21,1 % der Befragten bewerteten ihn mit der Bestnote 5).
2. 43,1 % der Befragten sind der Meinung, dass der Staat in den vergangenen drei Jahrzehnten eine erfolgreiche Entwicklung durchlaufen hat, was eine Differenz von 6,9 % zu jenen ausmacht, die gegenteiliger Meinung sind.
3. Die positivsten Dinge der vergangenen drei Jahrzehnte sind: Erreichung der Unabhängigkeit des Staates (15 %); die Integrationsprozesse in die EU und die NATO sowie die Integration selbst (6,3 %) sowie der Fortschritt und die Modernisierung des Landes (2 %). Die negativsten sind: Kriminalität und Korruption (12,7 %); Wirtschaft und Lebensstandard (7,1 %) sowie politische Instabilität (3,1 %). An dieser Stelle ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass eine hohe Anzahl von 70 % der Befragten keine Auswahl zu den positivsten Ereignissen der letzten 30 Jahre treffen wollten. Ebenso konnten 56,8 % der Befragten keine Aussage zu den negativsten der vergangenen drei Jahrzehnte treffen.
4. 46,3 % der Befragten unterstützen das Ohrider Rahmenabkommen. Obwohl diese Unterstützung bei den Angehörigen der albanischen ethnischen Gemeinschaft ausgeprägter ist, kann festgestellt werden, dass 20 Jahre nach seiner Unterzeichnung das Bewusstsein bei der Mehrheit der Bürger in Bezug auf dessen Effekte und den Gewinn recht hoch ist.
5. 38,5 % der Befragten unterstützen den Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit mit Bulgarien. Diese geringe Akzeptanz kann in direkte Relation zur allgemeinen Unzufriedenheit der Bürger mit dem Verhalten Bulgariens gesetzt werden, die nach dem Veto unseres östlichen Nachbarn zum Beginn der Beitrittsgespräche des Staates mit der EU ihren Höhepunkt erreicht.
6. 41,5 % der Befragten unterstützen das Prespa-Abkommen, mit dem der Streit um den Namen “Mazedonien” beigelegt wurde. Die Analyse der Ergebnisse führt zu der Schlussfolgerung, dass drei Jahre später die Haltung der Bürger im Gegensatz zu dem ursprünglich ausgeprägten Pessimismus in der Zeit unmittelbar nach Unterzeichnung des Abkommens eine kontinuierliche positive Veränderung erfährt.
7. 59,8 % der Befragten unterstützen die Mitgliedschaft Nordmazedoniens in der NATO. Die Gründe für diese bedeutende Akzeptanz, die den Beitritt zu dieser internationalen Organisation ermöglicht hat, müssen im kurzfristigen Zugewinn gesehen werden sowie in den langfristigen Erwartungen hinsichtlich der Auswirkungen auf die Stabilität des Staates.
8. 38 % der Befragten bewerteten den EU-Integrationsprozess der Republik Normazedonien als positiv. Die vergleichsweise geringe positive Wahrnehmung ist das Ergebnis der langjährigen Verschleppung der europäischen Integration, hauptsächlich als Ergebnis der bilateralen Herausforderungen des Landes in den Beziehungen zuerst zu Griechenland, dann zu Bulgarien.
9. Bezüglich der westlichen Bündnisstaaten ist es wichtig, die Wahrnehmung der Befragten zur Bundesrepublik Deutschland (69,5 % haben eine gute, sehr gute oder ausgezeichnete Meinung) und den USA (57,4 % haben eine gute, sehr gute oder ausgezeichnete Meinung) herauszustellen. Dieses Ergebnis beruht auf der kontinuierlichen jahrzehntelangen Unterstützung beider Staaten hinsichtlich der Umsetzung der staatlichen Prioritäten Nordmazedoniens, besonders im Zusammenhang mit der europäischen und euro-atlantischen Integration sowie der gesamten Entwicklung im Land selbst.
10. Positiv bewerten die Befragten auch China (60,2 % haben eine gute, sehr gute oder ausgezeichnete Meinung), Russland (61,6 % haben eine gute, sehr gute oder ausgezeichnete Meinung) und die Türkei (79,5 % haben eine gute, sehr gute oder ausgezeichnete Meinung). Die Gründe für diese Wahrnehmung sind unterschiedlich. Im Fall der Türkei oder Russlands ist die kulturelle Nähe, die von verschiedenen Bevölkerungsteilen für diese Staaten empfunden wird, ein wichtiges Element. Allerdings ist der ausschlaggebendere Grund, der allen drei Staaten gemein ist, deren langandauernde diplomatische Aktivität, die vor allem auf die Ausnutzung der Schwierigkeiten des Landes bei der EU- und NATO-Integration gerichtet ist, um in der Öffentlichkeit den Eindruck eines hohen Grads an Unterstützung zu erwecken.
11. Für 35,6 % der Befragten wird sich der Staat in den kommenden drei Jahrzehnten besser entwickeln, für 22,6 % wird der Staat eine schlechtere Entwicklung haben, wohingegen 16,6 % der Befragten meinen, dass der Staat eine ähnliche Entwicklung wie bisher durchlaufen werde. Dies bedeutet, dass die Zahl der Befragten, die die Entwicklung des Staates in den folgenden 30 Jahren positiv sehen, um 13 % höher ist, woraus sich schlussfolgern lässt, dass bei den Befragten ein vorsichtiger Grad an Optimismus in Bezug auf die Zukunft Nordmazedoniens vorhanden ist. Die Gründe dafür sind in der stärkeren Kapazität der Bürgerbeteiligung sowie der Verbundenheit der Bürger mit der erreichten Unabhängigkeit des Staates zu finden.