Der erste Tag begann in Ramallah, mit einem Treffen mit Startups Accelerators Incubators im Büro des palästinensischen Start-ups Flow. Flow will palästinensischen Unternehmern und Start-ups die erforderlichen Fähigkeiten, Ressourcen und das Netzwerk zur Verfügung stellen, um sich vor Ort zu etablieren. An dem Treffen nahmen zwei weitere Startups und Partner der KAS, Gaza Sky Geeks und BuildPalestine teil. Gemeinsam teilten sie ihre Gedanken und Einblicke in die aktuelle Situation der jungen Unternehmerszene und mit welche Herausforderungen sie sich konfrontiert sehen, wie zum Beispiel die Schaffung eines rechtlichen Rahmens, Wissens- und Kompetenzaustauschs sowie ausreichender internationaler Kontakte.
Anschließend traf sich die Delegation mit Salem Barahmeh und Inès Abu Razek vom KAS Partner Palestinian Institute for Public Diplomacy (PIPD). PIPD ist eine junge Organisation, die darauf abzielt das Bewusstsein für aktuelle Probleme in der palästinensischen Gesellschaft zu schärfen und die Fähigkeiten der palästinensischen öffentlichen Diplomatie zu stärken. Es entstand eine lebhafte und fruchtbare Debatte, und sowohl die Delegation als auch das PIPD konnten sich über ihre Erfahrungen mit staatsbürgerlicher Bildung und gesellschaftlichem Engagement austauschen. Die besondere Situation Deutschlands in dem Konflikt mit Israel wurde ebenfalls angesprochen. Die letzte Station des Tages war die in Nablus ansässige unabhängige palästinensische Medienplattform „Dooz“, die von Jalaa Abu Arab und ihrem Gründer Abed Othman vertreten wurde und sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kluft zwischen Journalisten und Bürgern in Nablus und der gesamten Westbank, zu überbrücken. Dooz organisiert tägliche Meinungsumfragen, Online-Dialoge zwischen Beamten und Bürgern sowie Schulungsworkshops für Journalisten. Die Delegation war sehr interessiert an ihrer Arbeit und gemeinsam planten sie, einen gemeinsamen Trainingstag für deutsche und palästinensische Journalisten zu organisieren.
Das Programm des nächsten Tages wurde in Nablus selbst fortgesetzt, einer der ältesten Städte im Westjordanland. Zusammen mit unserem Partner Reform, der Palästinensischen Vereinigung für Empowerment und lokale Entwicklung, besuchten wir als erstes das Balata-Flüchtlingslager, das größte und bevölkerungsreichste Camp in den Palästinensischen Gebieten. Wir hatten die Gelegenheit mit dem Vorstandsvorsitzenden von Balata, Tayseer Naserallah, zu sprechen, der uns einen Einblick in die schlimmen Bedingungen im Lager gab, in denen Gewalt, mangelnde Privatsphäre, soziale Unruhen, mangelnde Bildung und Arbeitslosigkeit allgegenwärtig sind. Anschließend machten wir eine kleine Tour durch die engen Gassen von Balata und besuchten das Yafa-Kulturzentrum, in dem die Bewohner des Lagers psychologische Hilfe erhalten und einen Raum finden, um ihre oft traumatische Erlebnisse zu thematisieren.
Anschließend traf sich die Delegation mit Studenten der Al-Najah-Universität, um einen Einblick in das Studentenleben in Palästina, den Arbeitsmarkt aus Sicht der Studenten, die Wahl ihres Fachs und ihre Sicht auf die Beziehungen zwischen Palästina und Israel zu erhalten. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen ist es nicht immer möglich, ein Studium der Wahl zu absolvieren. Viele jungen Palästinenser studieren deshalb einen Abschluss in Ingenieurwissenschaften oder Informatik. Die Studenten machten auch den Mangel an palästinensischer Berichterstattung in deutschen Nachrichten zum Thema und setzten eine Debatte über die besondere Position Deutschlands im Konflikt in Gang. Die letzte Station war die Jugendorganisation "Witness Center for Citizen's Rights and Social Development", die mit der Zivilgesellschaft zusammenarbeitet um als Zentrum für Kapazitätsaufbau, wie auch als Rechteaufklärungsgruppe zu fungieren, insbesondere für marginalisierte Gruppen. Die Mitglieder und die jungen Freiwilligen erzählten wie und wo sich die Zivilgesellschaft im Westjordanland positioniert und vor welchen Herausforderungen sie stehen.