1400 Kilometer Mauer und Stacheldraht trennten Deutschland 28 Jahre lang in zwei Teile. Viele Leben wurden durch die innerdeutsche Grenze entscheidend geprägt und Lebensläufe verändert. Auf unserer Reise durch das ehemalige innerdeutsche Grenzgebiet haben wir acht Menschen aus neun Bundesländern getroffen, die uns von ihren ganz persönlichen "Grenzerfahrungen" berichtet haben.
Wie lebten die Menschen in den Grenzgebieten? Wie empfanden sie die Grenzöffnung und wie blicken sie heute auf unser Land – 30 Jahre nach der Deutschen Einheit?
Dieter Dombrowski - Brandenburg
Dieter Dombrowski hatte schon früh unter den Schikanen des DDR-Staats zu leiden. Jeder, der sich in der DDR nicht dem staatlichen Interesse unterwarf und gar Reise- und Meinungsfreiheit oder individuelle Entfaltungsmöglichkeiten einforderte, musste mit massivem Anpassungsdruck rechnen.
Nadja Klier - Berlin
Nadja Klier ist Tochter der DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier. Die Reformforderungen ihrer Mutter führen 1988 schließlich zur Ausbürgerung der beiden. Nadja Klier ist damals 15 Jahre alt und davon überzeugt, ihre Heimat nie wiederzusehen. Viele Jahre später blickt sie zurück und erkennt das Trauma ihrer Zwangsentwurzelung.
Lothar Klingebiel - Grenzgebiet Thüringen und Niedersachsen
Böseckendorf, ein kleiner Ort in der ehemaligen DDR – direkt an der Grenze zu Westdeutschland. 1961 flüchten aus dem Dorf 53 Personen, ein Jahr später nochmals 13. Einer von ihnen ist Lothar Klingebiel. Als er 13 Jahre alt war floh er mit seiner Familie durch das stellenweise verminte Sperrgebiet.
Inge Winkel - Sachsen-Anhalt
Inge Winkel lebte im Sperrgebiet – direkt an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. 1971 hat sie sich in den kleinen Ort Sorge (Harz) eingeheiratet – mit allem was dazugehörte. Denn: Für Bürger im Sperrgebiet galten ganz eigene Bestimmungen.
Wolfgang Ruske - Grenzgebiet Hessen und Thüringen
Wolfgang Ruske erinnert sich an seine Zeit bei der westdeutschen Polizei im Werra-Meißner-Kreis, direkt an der DDR-Grenze. Immer wieder versuchten DDR-Bürger dort über die Grenze nach Westdeutschland zu kommen - oft jedoch erfolglos. Nach dem Mauerfall wechselte er 1991 nach Thüringen und half, dort demokratische Polizeistrukturen aufzubauen.
Horst Dornieden und Wolfgang Nolte - Grenzgebiet Eichsfeld
Horst Dornieden und Wolfgang Nolte gestalteten den Prozess der Wiedervereinigung vor Ort im Eichsfeld. Sie waren Bürgermeister – der eine in Ostdeutschland, der andere im Westen. Noch immer erinnert er sich mit großer Freude an die Nacht des 9. November 1989, als die Mauer geöffnet wurde und sich Bürger aus Ost und West in den Armen lagen. Bis heute engagieren sich beide im Grenzlandmuseum Eichsfeld.
Ursula Rothe - Sachsen
Am 7. Oktober 1989 nahm Ursula Rothe an den ersten Massendemonstrationen gegen das DDR-Regime in Plauen teil. Sie war eine von über 10.000 Personen die auf die Straße gingen. Außerdem war sie Mitglied in „Der Gruppe der 20“ aus Plauen. Die „Gruppe der 20“ waren Bürger, die konkrete Reform-Forderungen an das DDR-Regime formulierten.
Erhard Schelter - Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
Erhard Schelter schwamm durch die Ostsee in die Freiheit. 30 Kilometer weit - durch die rauen Fluten, das elf Grad kalte Wasser. Kurz vor der dänischen Küste wurde er gerettet. Den 21. September 1974 feiert Schelter noch heute als den Tag seines zweiten Geburtstags.