Im März 2020 unternahm das Team des Regionalprogramms für Indigene Politische Partizipation (PPI) der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) eine Reise nach Bogotá, Lima und Chiriaco, einer kleinen indigenen geprägten Gemeinde im peruanischen Amazonasgebiet, um mit verschiedenen Akteuren die von der Amazonas-Synode gesammelten Perspektiven bezüglich der Zukunft der indigenen Völker zu diskutieren.
Während der Veranstaltungen in Lima und Bogotá bestand die Möglichkeit zum Meinungsaustausch mit Mitgliedern der katholischen Kirche, Vertretern politischer Parteien, Vertretern der indigenen Völker und Geschäftsleuten aus verschiedenen Bereichen. Die thematischen Schwerpunkte dieser Treffen waren: Die Entwicklungsvisionen der indigenen Völker des Amazonasgebiets und der Umgang mit Entscheidungen welche ihre traditionellen Lebensräume betreffen, die gegenwärtige Qualität der Rechtsstaatlichkeit im Amazonasgebiet sowie die Integration der indigenen Völker in effektive Entscheidungsmechanismen in ihren Ländern.
Das Abschlussdokument der Amazonas-Synode wurde am Juni 2019 veröffentlicht und trägt den Titel “Amazonas: Neue Wege für die Kirche und für eine integrale Ökologie“. Obwohl dieses Dokument vor allem theologische und klerikale Argumente berührt, hebt es darüber hinaus die sozialen und politischen Probleme hervor welche das Leben der indigenen Völker nach wie vor prägen. In diesem Sinne ist es für das PPI von grundlegender Bedeutung, Informationen zu sammeln und zu verbreiten sowie mit verschiedenen Akteuren über selbige zu debattieren. Auf diese Weise sollen die politischen Rechte der indigenen Völker gefördert, bestehende Beteiligungsmechanismen gestärkt und das allgemeine Verständnis für diese Themen vertieft werden.
Der abschließende Besuch der Gemeinde Wuachapea, welche an die Stadt Chiriaco angrenzt, ermöglichte zudem ein überaus produktives Treffen mit einigen der Protagonisten der Synode. Nach einer herzlichen Begrüßung wurde das PPI-Team eingeladen, an einer Generalversammlung teilzunehmen, in der die Bewohner der Gemeinde ihre Anliegen in Bezug auf Gesundheit, Bildung und politische Teilhabe vortrugen sowie die Bedeutung der Synode, insbesondere in Bezug auf die indigene Selbstorganisation in der Region, hervorhoben. Zudem hatten wir die Möglichkeit die Arbeit des PPI vorzustellen bevor einige der jungen Führungskräfte, welche uns begleiteten, ihre persönlichen Erfahrungen mit uns teilten.
In diesem Zusammenhang hatte das PPI-Team die Gelegenheit, Cirilo Seracamasha kennen zu lernen, einen Mathematiklehrer der Kongregation ‚Fe y Alegria 62 der Diener des Heiligen Josef‘, welche sich in der Nähe von Wuachapea befindet.
Wir haben Cirilo gefragt, ob er daran interessiert wäre der politische Vertreter oder Repräsentant seiner Gemeinde zu werden:
- "Ich interessiere mich dafür, weil ich als Bürger, als Teil einer Gemeinschaft, der ich mich zugehörig fühle und für die ich verantwortlich bin, die Pflicht habe, meine Gemeinschaft zu kennen, zu führen, zu begleiten und zu orientieren. Wie ich in der Versammlung sagte, sind wir oft nicht in der Lage, uns zu verteidigen und unsere Meinung gegenüber einer wirtschaftlich motivierten Institution zu verteidigen.
- Es ist gerade die Bildung, die es uns ermöglicht hat uns zu wehren: durch den Dialog, durch Dokumente. Da es oft zu Gewalttaten kommt und hierdurch niemand gewinnt, sind wir von beiden Seiten betroffen. In diesem Sinne ist es wichtig, dass die Bürger und die indigenen Völker insgesamt Zugang zu Bildung erhalten.
- Als Lehrer ist es meine Aufgabe diese Generation darauf vorzubereiten mit anderen Gesellschaften effektive zu konkurrieren und zu verhandeln. Wir müssen über die Globalisierung und Technologie Bescheid wissen, denn wir sind keine geschlossene Kultur. Wir können uns nicht abschotten, weil wir indigen sind. Wir müssen Bescheid wissen, um teilzunehmen und uns gegenseitig zu ergänzen“.