Die Zeit der kommunistischen Diktatur hat im Leben vieler Rumäninnen und Rumänen schmerzhafte Spuren hinterlassen. Sie hat auch gesellschaftliche Strukturen und Prozesse bis heute deformiert. Gleichzeitig haben Viele natürlich auch Erinnerungen an schöne Erlebnisse und geliebte Menschen aus dieser Zeit. Bisweilen überlagert jedoch auch Nostalgie das Wissen über Verbrechen und Leid. Eine intensive Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der kommunistischen Diktatur konnte in Rumänien aus verschiedenen Gründen bislang nicht immer in ausreichender Tiefe und Breite stattfinden. Eine neue Generation von Rumäninnen und Rumänen fragt nun, welche Rolle die Vergangenheit für ihr Leben und die Gegenwart spielt. Aus der kommunistischen Vergangenheit leitet sich eine Verantwortung für die Zukunft ab: Die Demokratie muss immer wieder neu gegen autoritäre Angriffe verteidigt werden.
Was machen wir 2023 konkret?
Mit renommierten rumänischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftern und unseren Partnern von der Universität Babes-Bolyai in Cluj-Napoca und Fundația Academia Civică führen wir jedes Jahr eine Sommerschule für Studierende und Promovierenden in Sighet durch. In diesem Jahr beschäftigen wir uns speziell mit der Lage der nationalen Minderheiten während der Zeit des Kommunismus.
Ebenfalls mit der Universität Babes-Bolyai in Cluj-Napoca arbeiten wir an einem Pilotprojekt zur Erschließung geschichtlichen Wissens für die interessierte Öffentlichkeit. Im Rahmen mehrerer Stadtrundgänge werden mittels Augmented Reality Informationen über die Geschichte des Kommunismus in Cluj-Napoca vermittelt.
In einem gemeinsamen Projekt mit der Fakultät für Politikwissenschaften der Universtität Bukarest vermitteln wir im Rahmen der Vorlesungsreihe "Solutions for tomorrows challenges" Studierenden das notwendige breite politisch-historische Hintergrundwissen zur Einordnung aktueller politischer Entwicklungen in Osteuropa und Südosteuropa. Nur wer Methoden und Muster autoritärer Systeme aus der Vergangenheit kennt, kann deren Anwendung in der Gegenwart - auch wenn sich diese "neu einkleiden" - erkennen und sich ihrer erwehren.
Im Rahmen der Arbeit mit unserer KAS Stipendiatinnen und Stipendiaten ermöglichen wir es jungen Menschen aus ganz Osteuropa rumänische Erinnerungsorte an die Verbrechen des Kommunismus zu besuchen. Im Rahmen eines Social Media-Projekts werden sie ihre Erfahrungen für andere junge Europäerinnen und Europäer dokumentieren und teilen.
Zudem arbeiten wir an einem "Sachstand Aufarbeitung: Kommunistische Diktatur in Rumänien". Wir möchten einen Überblick verschaffen, was in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten erreicht werden konnte und welche Aufgaben aus Sicht rumänischer Expertinnen und Experten noch offen sind. Wir bieten auch gerne Briefings zum Thema für interessierte Gruppen aus Deutschland an.