Vortrag
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Welche Freiheiten braucht die Demokratie? Wie lässt sich die offene Gesellschaft gestalten und was ist der Einzelne bereit dafür zu leisten?
Dem im reformatorischen Denken begründeten Anspruch auf Glaubens- und Gewissensfreiheit schloss sich schon im 17. Jahrhundert der Ruf nach persönlichen Freiheiten an, die der Staatsgewalt entzogen sind. Die individuellen Freiheitsrechte wurden durch die politisch ausgerichteten Staatsbürgerrechte ergänzt, die dem Individuum ein Mitwirkungsrecht am Gemeinwesen einräumen. Mit den Totalitarismen des 20. Jahrhunderts gewann noch ein dritter Komplex an Bedeutung: die Meinungs- und Pressefreiheit.
Diese gewonnenen Freiheiten sind auch in demokratisch organisierten Staaten keineswegs endgültig gesicherte Werte. Es ist vielmehr die Pflicht jedes Einzelnen, sie zu verteidigen und zu vertiefen. Freiheit und Demokratie müssen gestaltet und durch die Tätigkeit aufgeklärter Bürger am Leben gehalten werden. Ihre größte Bedrohung liegt in der Gleichgültigkeit. Sobald das aktive Streben nach Freiheit nachlässt, ist sie in Gefahr. Freiheit kann nur als tätige Freiheit überleben!
Die Veranstaltungsreihe will anhand ausgewählter Merkmale und verschiedener politischer Systeme veranschaulichen, wie zerbrechlich demokratische Freiheiten sind und wie leicht sie geopfert werden können. Die Grenze zwischen offener und geschlossener Gesellschaft ist fließend. So ist es zum Beispiel nur ein kleiner Schritt vom staatlichen Sicherheitsstreben zum überbordenden Überwachungsstaat.
Wir laden Sie herzlich ein, an dieser Ringvorlesung teilzunehmen.
Walter Schweidler (Jg. 1957) studierte Philosophie, Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft und Katholische Theologie in Eichstätt und München. Nach seiner Promotion 1985 arbeitete er zunächst als wissenschaftlicher Assistent an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Über die Hochschulstationen Weingarten, München, Dortmund und Bochum gelangte er zur Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, wo er seit 2009 die Professur für Philosophie ausübt. Schweidler ist Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des Politischen Denkens.