Studien- und Informationsprogramm
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Die südafrikanische Gesellschaft befindet sich in Zeiten gesellschaftlicher und politischer Verunsicherungen. Schwelende Krisen und Konflikte, die Probleme marginalisierter Gesellschaftsgruppen und ungelöste soziale Missstände erkämpfen sich durch Proteste zunehmend einen Platz im öffentlichen Bewusstsein. Vor allem die Universitäten sind verstärkt Orte heftiger politischer, teilweise gewalttätiger Auseinandersetzungen, die sich z.B. mit dem Sturz von Denkmälern („Rhodes Must Fall“-Kampagne) oder der kulturellen Identität von Bildungseinrichtungen (z.B. Forderung der Absetzung von Afrikaans als Unterrichtssprache) beschäftigen. Zudem wird auch in den politischen Debatten wieder verstärkt auf die Hypothek der noch nicht überwundenen Folgen der Apartheid verwiesen. Diese Debatten und Auseinandersetzungen werden häufig für eine Mobilisierung durch radikale politische Parteien genutzt und reißen die ohnehin in der Gesellschaft noch vorhandenen Gräben zwischen den Kulturen und Bevölkerungsteilen weiter auf.
Das Studien- und Dialogprogramm setzt sich mit der Frage auseinander, wie über eine Auseinandersetzung mit einer schwierigen Vergangenheit und der Schaffung einer Erinnerungskultur bestehende Gräben überwunden und soziale Kohäsion gestärkt werden kann. Den Teilnehmern sollen die Prinzipien, Instrumente und Erfolge der deutschen Erinnerungskultur vermittelt und sie dazu angeregt werden, den gelegentlich radikalen Umgang mit der eigenen Geschichte zu hinterfragen. Das Ziel einer südafrikanischen Erinnerungskultur soll es sein, die Vergangenheit nicht abzublenden, sondern den verantwortungsbewussten Umgang mit dieser für die Stiftung einer gemeinsamen Identität zu nutzen.
Die während des Studien- und Dialogprogramms erworbenen Erfahrungen sollen später in Bildungsveranstaltungen an Universitäten sowie im Rahmen von Dialogprogrammen und Seminaren der teilnehmenden KAS-Partnerorganisationen in Südafrika eingebracht werden.