Veranstaltungsberichte
Gemeinsam mit dem zur Veranstaltung eingeladenen Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom, Prof. Dr. Martin Baumeister, diskutierten thailändische und deutsche Vertreter wissenschaftlicher, politischer und zivilgesellschaftlicher Organisationen die Gründe und die Besonderheiten des Ersten Weltkriegs, sowie dessen Auswirkungen auf die beiden Länder und auf die weltpolitische Entwicklung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Prof. Baumeister stellte das bis dahin nicht gekannte Ausmaß der Gewalt im Ersten Weltkrieg, sowie deren Auswirkungen auf die Weimarer Republik und das Dritte Reich in den Mittelpunkt seines Vortrages. Prof. Dr. Pornsan Watanangura von der Chulalongkorn Universität, Henning Glaser vom German-Southeast Asian Center of Excellence for Public Policy and Good Governance sowie Prof. Dr. Kittisak Prokati von der Thammasat Universität ergänzten dies durch eigene Beiträge zur Krisenhäufung in Europa vor dem Ersten Weltkrieg und zu den Folgen des Ersten Weltkriegs für die Weimarer Republik. Dr. Stefan Hell vom ASEAN Sekretariat in Jakarta und der ehemalige Außenminister Thailands, Dr. Tej Bunnag stellten dagegen die Rolle Thailands während des Krieges und im 1920 gegründeten Völkerbund näher vor. Dr. Catthiyakorn Sasitharamas von der Srinakharinwirot Universität erläuterte zudem die Rolle Russlands und der USA im Krieg. Bereits am Vortag wurde zudem der Antikriegsfilm „Westfront 1918“ mit einer kritischen Einführung Prof. Baumeisters und anschließender Diskussion vorgeführt.
Da der Erste Weltkrieg bisher in Thailand eher wenig Beachtung findet, konnte die Veranstaltung einen Beitrag zu einem tieferen Verständnis der Zusammenhänge der welthistorischen Ereignisse vor 100 Jahren liefern. Das rege Interesse im Plenum führte zu einigen Rückfragen, die in erster Linie den Einfluss des Ersten Weltkriegs auf das Scheitern der Weimarer Republik zum Inhalt hatten. Es wurde deutlich, dass eine stabile Verfassung Institutionen braucht, die die demokratische Grundordnung unterstützen und mittragen. Auch konnte aufgezeigt werden, welche Gründe für das Scheitern der Weimarer Demokratie verantwortlich waren und welche Lehren daraus in Europa gezogen wurden. Gerade vor dem Hintergrund des derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Transformationsprozesses in Thailand sind diese Erkenntnisse hilfreich.