Seminar
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Eva Szepesi wurde am 29. September 1932 in Budapest als Eva Diamant in einer jüdischen Familie geboren. Nach der Besetzung Ungarns durch die deutsche Wehrmacht im Frühjahr 1944 begannen die Deportationen der ungarischen Jüdinnen und Juden in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ein. Um Eva zu retten, organisierte die Mutter die Flucht des elfjährigen Mädchens mit ihrer Tante in die Slowakei und versprach mit dem achtjährigen Bruder nachzukommen. Monatelang allein in wechselnden Verstecken untergebracht, wurde Eva schließlich doch gefangen genommen und im Oktober 1944 nach Auschwitz verschleppt. Dort überlebte sie die Selektion, weil sie sich als 16-Jährige ausgab. Im Lager wurde Eva schwerkrank. Als die SS Auschwitz Anfang 1945 räumte, ließen sie das Mädchen zurück, da es ohnehin bald sterben werde. Erst Jahre nach dem Krieg erfuhr Eva Szepesi, dass ihre Mutter und ihr Bruder vor ihr nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden waren.
Mit ihrem Mann Andor, der für die ungarische Handelsvertretung arbeitete, und der kleinen Tochter lebte Eva Szepesi ab 1954 in Frankfurt am Main. Nach der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes 1956 blieb die Familie auf Dauer in Frankfurt. Nicht einmal mit ihrem Mann sprach Eva Szepesi über ihre Erfahrungen im Vernichtungslager. Als sie 1995 von ihren Töchtern ermutigt wurde, zur Gedenkfeier zum 50. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz nach Polen zu reisen, erzählte sie dort zum ersten Mal ihre Geschichte. „Das hat mich zum Nachdenken gebracht, und ich merkte, dass ich nicht länger schweigen wollte. Ich fing an, über meine Vergangenheit zu sprechen und darüber zu schreiben. […] Es gibt keinen Friedhof, auf den ich gehen könnte, um um meine Familie zu trauern. Wenn ich schreibe, habe ich das Gefühl, trauern zu können.“ (Eva Szepesi im Interview mit der FAZ, 8.11.2017)
2011 erschienen ihre Erinnerungen: Eva Szepesi, Ein Mädchen allein auf der Flucht: Ungarn - Slowakei - Polen (1944-1945).
Die Veranstaltung findet im Rahmen des „DenkTag 2023“ statt.
Der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 wurde 1996 vom Bundespräsidenten Roman Herzog zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt.
Seit 2001 veranstaltet die Konrad-Adenauer-Stiftung in der Woche um den 27. Januar Veranstaltungen als DenkTag, die Antisemitismus in Deutschland zum Thema machen und an die Opfer des Holocaust erinnern.
Programm
19.00 Uhr: Begrüßung
Tillmann Bauer
Referent für politische Bildung im Politischen Bildungsforum Thüringen der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
19.15 – 21.00 Uhr: Zeitzeugengespräch
Eva Szepesi
Zeitzeugin
Moderation:
Annegret Schüle
Oberkuratorin Erinnerungsort Topf und Söhne21.00 Uhr: Ende der Veranstaltung