Einzeltitel
Der 47-Jährige leitet das Büro der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi.
KNA: Herr Girke, welche Rolle spielt Ho Chi Minh heute noch in
Vietnam?
Girke: In Vietnam wird er von der kommunistischen Regierung quasi als Übervater der Nation in einem landesweiten Personenkult verehrt. Er
wird in Vietnam immer noch als "Onkel Ho" bezeichnet. Die Kommunisten sehen und inszenieren sich als seine Nachfolger, obwohl die Regierung
die meisten seiner wirtschaftspolitischen Maßnahmen seit Mitte der 80er Jahre aufgegeben hat.
KNA: Wie muss man sich den Kult um Ho konkret vorstellen?
Girke: Die Bildern des "Vaters der Nation" sind omnipräsent. Sein Konterfei ist auf Geldscheinen und Gedenkmünzen, auf Plakaten oder
Statuen fast überall zu sehen. Bei nahezu jeder offiziellen Zusammenkunft wird man mindestens einen seiner Gedanken oder Zitate von ihm hören. In Buchläden hat der Kunde die Wahl zwischen Hunderten von Bänden, die über ihn geschrieben wurden.
KNA: Gibt es in der Erinnerungskultur Unterschiede zwischen Alt und Jung?
Girke: Besonders für die älteren Generationen, die vom Unabhängigkeits- und Einheitskampf Ho Chi Minhs geprägt sind und ihn eventuell noch miterlebt haben, ist er ein unangefochtenes Vorbild, dem sie folgen. In der jüngeren Generation spielt er im Vergleich eine eher untergeordnete Rolle.
KNA: Das heißt?
Girke: Ho Chi Minh verliert allmählich seine einnehmende Position im Alltag. Trotzdem sind vor allem an Schulen Gedenkveranstaltungen zum
50. Todestag geplant. Dort ist es Tradition, dass die Schüler Briefe an "Onkel Ho" schreiben, Lieder singen oder an einer Art Wettbewerb
teilnehmen, bei dem sie erzählen, was Ho Chi Minh für eine persönliche Bedeutung für sie hat.
KNA: Wie wird der 50. Todestag auf staatlicher Ebene begangen?
Girke: Erste Feierlichkeiten gab es bereits Mitte August. Dazu reiste sogar eine Delegation aus Kuba an, die mit dem 2016 gestorbenen Fidel
Castro ebenfalls einen kommunistischen "Berufsrevolutionär" als Nationalhelden hat. Pünktlich zum Nationalfeiertag am 2. September
und 50. Todestag Hos am 3. September hat die vietnamesische Regierung bekannt gegeben, dass dank russischer Experten die in Hanoi in einem
Mausoleum aufgebahrte sterbliche Hülle von Ho Chi Minh in bester Verfassung sei.
KNA: Wie blicken Kirchenvertreter in Vietnam auf Ho Chi Minh?
Girke: Vietnamesische Katholiken sind generell eher zurückhaltend mit öffentlichen politischen Aussagen. Denn auch wenn die Verfassung
Glaubens- und Religionsfreiheit garantiert, sieht die Realität doch anders aus. So verlangt die Regierung die Registrierung aller
Aktivitäten durch religiöse Gruppen und versucht, diese dadurch zu überwachen. Davon unabhängig haben katholische Jugendliche auch
aufgrund der umfassenden Beeinflussung an den Schulen ein ähnliches Bild von Ho wie ihre nichtkatholischen Altersgenossen.
KNA: Herr Girke, welche Rolle spielt Ho Chi Minh heute noch in
Vietnam?
Girke: In Vietnam wird er von der kommunistischen Regierung quasi als Übervater der Nation in einem landesweiten Personenkult verehrt. Er
wird in Vietnam immer noch als "Onkel Ho" bezeichnet. Die Kommunisten sehen und inszenieren sich als seine Nachfolger, obwohl die Regierung
die meisten seiner wirtschaftspolitischen Maßnahmen seit Mitte der 80er Jahre aufgegeben hat.
KNA: Wie muss man sich den Kult um Ho konkret vorstellen?
Girke: Die Bildern des "Vaters der Nation" sind omnipräsent. Sein Konterfei ist auf Geldscheinen und Gedenkmünzen, auf Plakaten oder
Statuen fast überall zu sehen. Bei nahezu jeder offiziellen Zusammenkunft wird man mindestens einen seiner Gedanken oder Zitate von ihm hören. In Buchläden hat der Kunde die Wahl zwischen Hunderten von Bänden, die über ihn geschrieben wurden.
KNA: Gibt es in der Erinnerungskultur Unterschiede zwischen Alt und Jung?
Girke: Besonders für die älteren Generationen, die vom Unabhängigkeits- und Einheitskampf Ho Chi Minhs geprägt sind und ihn eventuell noch miterlebt haben, ist er ein unangefochtenes Vorbild, dem sie folgen. In der jüngeren Generation spielt er im Vergleich eine eher untergeordnete Rolle.
KNA: Das heißt?
Girke: Ho Chi Minh verliert allmählich seine einnehmende Position im Alltag. Trotzdem sind vor allem an Schulen Gedenkveranstaltungen zum
50. Todestag geplant. Dort ist es Tradition, dass die Schüler Briefe an "Onkel Ho" schreiben, Lieder singen oder an einer Art Wettbewerb
teilnehmen, bei dem sie erzählen, was Ho Chi Minh für eine persönliche Bedeutung für sie hat.
KNA: Wie wird der 50. Todestag auf staatlicher Ebene begangen?
Girke: Erste Feierlichkeiten gab es bereits Mitte August. Dazu reiste sogar eine Delegation aus Kuba an, die mit dem 2016 gestorbenen Fidel
Castro ebenfalls einen kommunistischen "Berufsrevolutionär" als Nationalhelden hat. Pünktlich zum Nationalfeiertag am 2. September
und 50. Todestag Hos am 3. September hat die vietnamesische Regierung bekannt gegeben, dass dank russischer Experten die in Hanoi in einem
Mausoleum aufgebahrte sterbliche Hülle von Ho Chi Minh in bester Verfassung sei.
KNA: Wie blicken Kirchenvertreter in Vietnam auf Ho Chi Minh?
Girke: Vietnamesische Katholiken sind generell eher zurückhaltend mit öffentlichen politischen Aussagen. Denn auch wenn die Verfassung
Glaubens- und Religionsfreiheit garantiert, sieht die Realität doch anders aus. So verlangt die Regierung die Registrierung aller
Aktivitäten durch religiöse Gruppen und versucht, diese dadurch zu überwachen. Davon unabhängig haben katholische Jugendliche auch
aufgrund der umfassenden Beeinflussung an den Schulen ein ähnliches Bild von Ho wie ihre nichtkatholischen Altersgenossen.