Das Thema der Konferenz war die Rolle von Glaubensvertretern und Religion in der Politik und insbesondere im Wahlprozess - eine große Herausforderung angesichts der Vielzahl der diesjährigen Wahlen in der Region, einschließlich in Togo, Burkina Faso, Côte d'Ivoire, Guinea und Ghana. Bei der Eröffnungszeremonie betonten die drei Vertreter der organisierenden Institutionen die Bedeutung des Dialogs zwischen den Religionsgemeinschaften, insbesondere für die regionale Friedensförderung. Während der Botschafter Israels der Côte d'Ivoire, Herr Leo Vinovezky, das verbindende Potenzial des Sports – mit Blick auf die israelische Nationalmannschaft, in der die drei abrahamitischen Religionen als Plattform für den Dialog zusammenarbeiten - erwähnte, unterstrich Dr. Moquet Flan, Präsident des CRPA, seinerseits die Verantwortung der Geistlichen, die sich aus der Bedeutung von Religion im täglichen Leben der Menschen ergibt, für den gesellschaftlichen Dialog. Im Anschluss an die Begrüßung durch den Vorsitzenden des Kabinetts für Solidarität im Ministerium für Solidarität, sozialen Zusammenhalt und Armutsbekämpfung, Herrn Seka, sprach sich der Leiter des Politischen Dialogs Westafrika der Konrad-Adenauer-Stiftung, Herr Florian Karner, für einen verstärkten Austausch zwischen Experten und Glaubensvertretern aus, um religiöse Konflikte im westafrikanischen Raum, die meist politischer Natur sind, zu verhindern.
Der erste Arbeitstag umfasste zwei Panelsitzungen mit anschließenden Austauschrunden. Während des ersten Panels, das von Ben Diakité, dem Chefredakteur der Radiostation „Radio de la Paix“, moderiert wurde, äußerten sich die anwesenden Experten zur Rolle und Verantwortung von Religionsvertretern in Wahlprozessen. Alle Diskussionsteilnehmer gaben den Religionsvertretern den Auftrag, ihre Gemeinden zu sensibilisieren und die politischen Akteure vor dem Hintergrund der universellen Werte des Friedens und der Menschlichkeit zu beraten. Pater Agui, Vertreter des Kardinals von Abidjan, betonte, dass der Gläubige ein politisches Wesen sei, der sich mit den Angelegenheiten der Gesellschaft befasst. Als solcher wird ihm eine politische Rolle zuteil. Rabbiner Zyzek wies darauf hin, dass die Tora zum Dialog und zur Förderung der Demokratie einlädt. Er plädierte dafür, dass Geistliche ihren Einfluss nutzen sollten, um zur Beruhigung schwieriger politischer Verhältnisse beizutragen.
Im Anschluss an die Rede des Botschafters von Guinea in der Côte d‘Ivoire, der die Entscheidung der Religionsvertreter in Guinea – die sich für die „Front National pour la Défense de la Constitution“ (eine zivilgesellschaftliche Vereinigung, die sich für die Einhaltung der Verfassung einsetzt) aussprachen – bedauerte, kritisierte der guineische Imam Sylla Facinet die mangelnde Bereitschaft der Regierung, mit den Geistlichen in einen Dialog zu treten, um eine demokratische Lösung der seit September 2019 andauernden politischen Krise zu erreichen. Im Hinblick auf den guineischen Kontext wurde die Frage des Wahlumfelds in den afrikanischen Ländern angesprochen, die in diesem Jahr Präsidentschafts- und Kommunalwahlen abhalten werden. Alle Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass es angesichts der Wahlen viele Herausforderungen gibt, die die Bedeutung und die Rolle von Religionsvertretern in der gesellschaftlichen Vertrauensbildung noch stärker in den Vordergrund rücken.
Der zweite Tag der Konferenz beschäftigte sich mit dem Beitrag der religiösen Organisationen zur Konsolidierung der demokratischen Errungenschaften und des Friedens. Unter der Moderation von Ben Diakité präsentierte Dr. Christophe Kouamé, Präsident von „CIVIS“ in der Côte d'Ivoire, seinen Beitrag zu diesem Thema. Es folgte ein Austausch mit den Teilnehmern, die je nach gesellschaftspolitischem Kontext ihres Landes unterschiedliche methodische Standpunkte vertraten, sich aber auf die grundlegenden Prinzipien einigten. Abbé Goudjinou, Direktor des « Institut des Artisans de Justice et de Paix » (AJP) in Benin, erwähnte, dass Religion dazu dienen kann, Gesellschaften zu humanisieren, in denen die Alphabetisierungsrate niedrig ist und sich die Demokratie im Anfangsstadium befindet. Der Imam Sanni, Vizepräsident der Muslimischen Union von Togo, fügte hinzu, dass die Geistlichen insbesondere die Fehlinterpretation religiöser Texte verhindern sollten. Alle Diskussionsteilnehmer waren sich einig über die Notwendigkeit der Solidarität zwischen den Religionsgemeinschaften, um Radikalisierung und Gewalt in den ohnehin angespannten politischen Kontexten zu vermeiden.
Der zweite Teil des Tages war der Workshop-Arbeit gewidmet. Hierbei wurden drei verschiedene Themen behandelt. Das erste Thema lautete: "Engagement der Religionen: Grundlagen und Grenzen". Diese Gruppe befasste sich mit den Gründen, die das Engagement der Glaubensvertreter im politischen Umfeld motivieren, aber vor allem mit den Grenzen, die durch die Auferlegung des religiösen Amtes nicht überschritten werden sollten.
Die zweite Gruppe hatte die Aufgabe, über die Konfessionen sowie über die Herausforderungen und Perspektiven für die Förderung von Demokratie und Frieden nachzudenken. Die Teilnehmer argumentierten, dass Religionsvertreter neben der Verkündigung ihres Glaubens auch die Pflicht haben, sich für die Erhaltung und Konsolidierung von Frieden und Demokratie einzusetzen. Auch wenn ihre Handlungen auf den Widerstand der politischen Akteure stießen, sollten sie unparteiisch agieren und dazu beitragen, die Demokratie in ihren Ländern zu stärken.
Die dritte Arbeitsgruppe, die sich vorwiegend aus jungen Menschen zusammensetzte, konzentrierte sich auf das Thema "Religiöse Jugendverbände in der Friedensförderung: Erfahrungen". Die Jugendlichen diskutierten drei spezifische Fragen: Was ist ein religiöser Jugendverband und was ist seine Rolle? Wie beteiligen sich solche Jugendverbände in der Friedensförderung? Was sind die Erfahrungen und Perspektiven? Anhang dieser Fragestellungen und der daraus resultierenden Diskussion bekamen alle Teilnehmer einen Eindruck von der Beteiligung religiöser Jugendverbände am Demokratieprozess. Es wurde deutlich, welch wichtige Rolle sie in der Verhinderung von Konflikten zwischen verschiedenen Gemeinschaften und Religionen spielen.
Am Ende des Workshops brachten alle Teilnehmer ihre Zufriedenheit mit der Qualität der Diskussionen und der Organisation des interreligiösen Dialogs zum Ausdruck und äußerten die Hoffnung, dass die erarbeiteten Empfehlungen den politischen Dialog, den demokratischen Prozess und die Konsolidierung des Friedens in Westafrika und in Afrika insgesamt voranbringen werden.