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Anton Raphael Mengs. Der neue Raffael aus Dresden
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Ismael Mengs hatte entschieden, zehn Jahre nach dem frühen Tod seiner Frau 1730, seine Arbeit als Hofmaler am sächsischen Hof von August III. in Dresden zu unterbrechen und mit den drei Kindern eine dreijährige Bildungsreise nach Italien zu unternehmen. In Rom angekommen, sperrte der ehrgeizige Vater seinen 13-jährigen Sohn Anton Raphael tagsüber in die von Raffael ausgemalten Räume im Vatikan und der Villa Farnesina ein. Er versorgte den Jungen mit Stiften und Papier. Erst abends durfte er wieder heraus – wenn er die Bilder abgezeichnet hatte. So wurde für das Kind Mengs der Namensvetter Raffael sein großes und lebenslanges Vorbild in der Kunst. Diese fragwürdige Lektion hatte vielleicht auch dazu geführt, dass Mengs später die Technik der Freskomalerei seines Vorbilds erlernte und sie in Rom und Deutschland zu neuem Leben erweckte. Die römischen Höfe ließen sich jedenfalls bald ihre Paläste neu mit Wandbildern in dieser Technik dekorieren. Freskomalerei bedeutet, dass die Farben in den noch feuchten Putz gemalt werden – eine seit der Antike nie ganz verloren gegangene Technik.
Als der aus Dänemark stammende Vater Mengs seinen 1728 geborenen Sohn Anton Raphael nannte, war auch das kein Zufall. Es waren die Namen der von ihm verehrten italienischen Künstler: Antonio Allegri (Correggio genannt) und Raffaello Sanzio. Er hegte die Hoffnung, sein Sohn würde ebenso berühmt. Talent hatte der Junge zweifellos – das beweist sein Selbstportrait, das er mit 12 Jahren in Dresden malte. Auch Kurfürst August III. erkannte die Fähigkeiten des jungen Genies, protegierte und förderte ihn und ernannte den 16-jährigen Mengs zum Kabinettmaler an seinem Hof.
Während einer erneuten zweijährigen Romreise der Familie Mengs konvertierten die Kinder auf Wunsch des Vaters vom protestantischen zum katholischen Glauben. Der inzwischen 21-jährige Sohn Raphael versuchte sich einer weiteren übertriebenen Obhut seines Vaters zu entziehen. Auf der Suche nach einem Modell für ein Madonnenbild, begegnete er Margherita Guazzi, einem einfachen römischen Mädchen. Sie wurde sein Modell und kurz danach heirateten sie. Es wurde eine glückliche Ehe. Die Liebe und die Wärme der italienischen Familie entschädigten Mengs für die eigene verlorene Kindheit. Mit seiner Frau kehrte er an den Hof nach Dresden zurück. Als August III. Mengs an der Ausmalung der Dresdner Hofkirche beteiligen will, machte der selbstbewusste Künstler zur Bedingung, die gefragten Bilder nur in Rom ausführen zu können, wo er seine Vorbilder Raffael und Correggio vor Augen habe. Der Kurfürst verstand, entließ Mengs 1751 aus dem Dienst und bezahlte ihm über Jahre das Gehalt weiter.
Wieder in Rom angekommen, war für Mengs klar, dass er in dieser künstlerisch anregenden Stadt bleiben wollte. In der Via Sistina mietete er Wohnung und Atelier. Die erste große Anerkennung war die Aufnahme des jungen Malers in die Künstler-Akademie San Luca, die ihm viele Aufträge einbrachte. Wenige Jahre später kam der deutsche Antikengelehrte J.J. Winckelmann nach Rom und logierte in unmittelbarer Nähe.
Diese Begegnung wurde entscheidend für seine künstlerische Entwicklung. Winckelmann wurde nicht nur sein Freund, sondern sein wichtigster Gesprächspartner, der ihm die Augen öffnete für die Ideale der klassischen antiken Kunstwerke. Das antike Schönheitsideal, was die dargestellten Götter und Heroen idealisiert und überhöht zeigt, war immer auch mit der Idee von moralischen Qualitäten verbunden. Das Werk in Rom, was am besten die Zusammenarbeit von Mengs und Winckelmann dokumentiert, ist ein Deckenfresko von 1760 mit dem mythologischen Thema: ‚Der Parnass’ und befindet sich in der Villa Albani, die bis heute in Privatbesitz und daher nur schwer zugänglich ist. Das gleiche Thema hatte auch schon Raffael in der so genannten ‚Stanza della Segnatura’ im Vatikan gemalt, aber Mengs imitierte nicht einfach sein Vorbild, sondern inspirierte sich daran und modernisierte es.
In Rom galt Raphael Mengs als der Erfinder der klassizistischen Malerei, die so genannt wird, weil sie sich an den klassischen antiken Werken inspiriert. Mengs hatte damit neue Normen gesetzt und heroische Themen neu entdeckt. Das Pendant zu Mengs in Paris war der noch berühmtere Maler Jacques-Louis David. Der Franzose war viel konsequenter als Mengs und hatte eine wahre künstlerische Revolution gegen den überschwänglichen Stil des Barock und Rokoko durchgeführt. Aber den Weg dahin hatte ihm Mengs in Rom gezeigt, als David als Stipendiat der Villa Medici ab 1775 fünf Jahre dort residierte. In Rom fand David seine neuen Bildthemen und Ausdrucksformen. Das revolutionärste Gemälde mit dem römischen Thema ‚Der Schwur der Horazier’ hatte David sogar bei einem späteren Aufenthalt 1784 in Rom gemalt. Es wurde im Jahr danach im Salon in Paris ausgestellt und schlug ein wie eine Bombe, wegen des heroischen Themas, der unglaublich starken malerischen Kraft, den klaren Umrisslinien und dem Weglassen alles überflüssig Dekorativen. Ganz so radikal waren die Bilder von Mengs eben nicht, weil er immer das beseelte Schönheitsideal von seinem Vorbild Raffael vor Augen hatte.
Dass Raphael Mengs kein so radikal klassizistischer Künstler wie David war, hatte auch noch andere Gründe. Mengs hatte an drei großen europäischen Höfen gearbeitet: in Dresden für August III., in Rom für den päpstlichen Hof und in Madrid für Karl III. Überall war er mit Ehren und finanzieller Anerkennung ausgezeichnet worden. Aber Hofkünstler zu sein, bedeutete auch, künstlerische Kompromisse einzugehen. Mengs war ein ausgezeichneter Portraitmaler. In den vielen Herrscherportraits und denen kirchlicher Würdenträger musste er jedoch traditionsgemäß der offiziellen Stellung und Funktion der Portraitierten gerecht werden, was die Darstellungen in pompöser Inszenierung mit allen Machtinsignien bedeutete.
Hingegen sind die Selbstportraits des Künstlers und die Bildnisse seiner Freunde von tiefer psychologischer Intensität. Im Selbstportrait aus seinem letzten Lebensjahr 1779 ist nichts in Szene gesetzt. Mitleidlos zeigt sich der Maler in seinem schwachen seelischen und physischen Zustand. Schon in den Jahren als Hofmaler in Madrid litt Mengs unter Anzeichen von Melancholie und Depression. Nach sieben Jahren war er 1769 aus Spanien nach Rom zurückgekehrt. Unruhig wechselte er mit seiner großen Familie häufig die Wohnung, zog für ein Jahr nach Florenz, wieder kurz nach Madrid, Neapel und Florenz und zurück nach Rom, seiner eigentlichen Heimatstadt. Von seinen fünfzehn Kindern hatten nur sieben überlebt, eine Tochter wurde Malerin. Als seine Frau Margherita 1778 mit 48 Jahren starb, wechselte Mengs aus gesundheitlichen Gründen ein letztes Mal die Wohnung in Rom und zog wieder in die Via Sistina, wo er anfangs gewohnt hatte. Noch im selben Monat starb er, mit nur 51 Jahren – wie sein Freund Winckelmann. Sein Grab ist in der Kirche San Michele in Sassia, nahe der Peterskirche. Obwohl für seine Werke immer hoch bezahlt, konnte Mengs nicht mit Geld umgehen. Um die Beerdigungskosten zu decken, hatte er vor seinem Tod sein Silbergeschirr und das ihm vom Papst geschenkte wertvolle goldene Ritterkreuz verkauft.
Weiter geht der Rundgang mit 'Angelika Kauffmann. Nur eine „LIEBE MADONNA“?'
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Literatur
Hanns Geller. Artisti tedeschi a Roma 1961
Mengs. Die Erfindung des Klassizismus, Ausstellungskatalog Dresden 2001