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Weichenstellungen in die Zukunft: Was bedeuten uns die Jubiläen von Einheit und Freiheit?

Bilanz des Gießener Gesprächs 14. Oktober 2009 im Rahmen der KAS-Rednertour 2009 "Weichenstellungen in die Zukunft"

„Fast 20 Jahre Einheit haben nicht alle Folgen von 40 Jahren Trennung überwinden können. Deshalb müssen wir uns gegenseitig unsere Geschichten erzählen und über die Greueltaten des SED-Regimes aufklären.“ Bundesministerin a.D. Dr. Sabine Bergmann-Pohl, heute Präsidentin des Berliner Roten Kreuzes, warnte im Gießener Gespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung demokratische Parteien vor leichtfertigen Entscheidungen, Bündnisse mit der SED-Nachfolgeorganisation „Die Linke“ zu schließen.

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Dr. Sabine Bergmann-Pohl (Foto: Christine Leuchtenmüller)

„Jedes sozialistisch-kommunistische Experiment ist zum Scheitern verurteilt. Was bewegt einen Mann wie Matthias Platzeck, den ich als Parlamentarischen Geschäftsführer der Fraktion Bündnis 90 / Grüne in der Volkskammer kennen gelernt habe, eine Koalition einzugehen mit einer Partei, in der sich ehemalige Stasi-Mitarbeiter stolz präsentieren?“

Bergmann-Pohl, die 1990 als Präsidentin die Sitzungen der frei gewählten Volkskammer der DDR geleitet hatte, ermutigte in den westlichen Bundesländern aufgewachsene Deutsche, etwa während des Urlaubes an der Ostsee mit ihren in der DDR sozialisierten Mitbürgern auf einfühlsame Weise Gespräche zu führen: „Viele Ostdeutsche stellen sich die Frage: Müssen wir uns für 40 Jahre erzwungenes Leben im Sozialismus rechtfertigen?“

Auch 20 Jahre nach der friedlichen Revolution „unglaublich glücklich über Freiheit und Einheit“, schilderte die Berlinerin, die bis 1990 als Ärztliche Direktorin in einer Klinik gearbeitet hatte, ihre Eindrücke von einem deutschen Schicksalsjahr: „Im Herbst 1989 ging es den Menschen auf den Demonstrationen nicht um Bananen, sondern um Demokratie und Freiheit. Deshalb riefen sie 'Wir sind das Volk’. Erst nach den Wahlen vom 18. März 1990 hörten wir den Ruf ‚Wir sind ein Volk’. Dass in der Nacht vom zweiten auf den dritten Oktober 1990 die schwarz-rot-goldene Fahne gehisst werden konnte, war das Ergebnis der Anstrengungen beider Regierungen und beider Parlamente.“

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