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Welche Rolle spielt Religion in Pakistan? Welches politische System liegt in Pakistan tatsächlich vor? Was ist das europäische und amerikanische Interesse in Pakistan? Christian Wagner gelang es, strukturiert diese Fragen zu beantworten. Insbesondere zwei Konfliktlinien hob er dabei als besonders prägend für die aktuelle Lage des Landes hervor: der außenpolitische Dauerkonflikt mit Indien und das innenpolitische Gewaltmonopol des Militärs. Drei Worte würden die Außenpolitik bezeichnen: Indien, Indien, Indien. Besonders fatal für die Fortentwicklung des Landes sei dabei die Rückwirkung des Dauerstreits um Kaschmir auf die innenpolitische Situation: Der Konflikt mit Indien präge die nationale Identität und werde bei jedem innerstaatlichen Problem als Ursache vorgeschoben. Wagner zufolge ist das Militär, zur Aufrechterhaltung des Selbstverständnisses und Ressourcenmonopols, daran interessiert, den außenpolitischen Konflikt aufrechtzuerhalten. Die Armee sei das größte wirtschaftliche Unternehmen im Lande und werde auf politischer Ebene kaum kontrolliert. Aus europäischer Sicht sei die militärische Integrität wünschenswert, da das Militär den nuklearen Waffenbestand des Landes erfolgreich kontrollieren würde. Ein Sprichwort aus Nordindien besage: „Du sollst nicht hinter einem Esel stehen und nicht vor einem Militärvertreter“. Das Militär dominiere nicht nur jegliche Institutionen, sondern das militärische Denken präge jeden gesellschaftlichen Diskurs. Zivile Diskussionen würden gar nicht stattfinden. Die Gesellschaft „diskutiert unter einer Käseglocke“.
Vor dem Hintergrund der Grenzen in Politik, Wirtschaft, Sicherheit und Gesellschaft bezeichnet Christian Wagner Pakistan als „Kasernen-Demokratie“. Sozialer Wandel sowie die innerstaatlichen Entwicklungen auf allen weiteren Ebenen fänden nur im Rahmen dieser Mauern statt. Für die Entwicklung von Pakistan sei es bedeutend, dass über diese Grenzen hinausgeschaut werde, indem man die gesellschaftliche Perspektive verändere, die im Landesinneren auf das Thema Sicherheit geworfen werde. Dafür gelte es, die Zivilgesellschaft und die Parteien zu stärken.