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Der islamistische Extremismus wachse in Deutschland gegenwärtig stärker als andere Extremismusformen. Zu dieser Einschätzung kam der Extremismusforscher Dr. Rudolf van Hüllen in einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung Ende Januar 2013 in Boizenburg.
Unverändert problematisch sei zudem der Rechtsextremismus. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern seien rechtsextremistische Gruppierungen in manchen Regionen stark verankert. Rechtsextremisten hätten in den letzten Jahren ihre Taktik verändert und versuchten, ihr politisches Auftreten zu professionalisieren und sich einen bürgerlichen „Anstrich” zu geben. Bei einem Gelingen dieser Strategie sei es viel schwieriger, Extremisten zu erkennen und dingfest zu machen.
Der Linksextremismus sei – zumal in ländlichen Gebieten - weniger verbreitet. In den letzten Jahre sei die Schwelle für einen Einsatz von Gewalt auch gegen Personen in dieser Szene deutlich gesunken.
Präventionsarbeit gegen Extremismus sei nach wie vor unverzichtbar. Politische Bildung müsse gestärkt werden: Eine umfassende Information und Diskussion über Aktivitäten von Extremisten und ihre ideologischen Gedankengebäude, über Ansatzpunkte zum Engagement für Demokratie, stärke den antitotalitären Grundkonsens in der Gesellschaft. Auch Kommunen und die Zivilgesellschaft stünden in der Pflicht. In strukturschwachen Gebieten etwa sei die Schließung von Jugendclubs kontraproduktiv.
Die Verbreitung von extremistischem Gedankengut in der Bevölkerung müsse sehr ernst genommen werden. Verbote könnten dieses Problem nicht lösen. Wichtig sei es, mit den Menschen zu reden und Angebote zu schaffen. Extremismus entstehe häufig, wenn Themen tabuisiert werden.
Das Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft, die sich den Grundwerten der freiheitlichen Demokratie verpflichtet habe, sei keine Selbstverständlichkeit. Für die Übernahme von Verantwortung, Toleranz, Meinungsfreiheit, Menschenrechten müsse stetig geworben und ermutigt werden. Jeder könne Vorbild in seinem Umfeld sein.