Event reports
"Der unruhige Balkan" – dieser Titel des fachlichen Symposiums über die Situation auf dem Balkan vom 26.-28. Oktober in Parchim wurde wiederholend in den Vorträgen und Diskussionen unterstrichen. Unterschiedlichste ethnische Zugehörigkeiten, Religionen, Mentalitäten, Erfahrungen, Vorurteile machten es kompliziert und erschwerten ein friedliches und freies Miteinander.
Ziel des Symposiums war es, einen großen Bogen zu schlagen und relevante Perspektiven zu erfassen und zu diskutieren.
Schon der weit gespannte geschichtliche Abriß über die verschiedenen historischen Etappen der Balkan-Region ab dem 13. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert bot ein äußerst uneinheitliches Bild. Ein fortwährender Wechsel zwischen friedlichen, spannungsreichen und kriegerischen Zeiten bis in die Gegenwart hinein habe wenig Kontinuität und Stabilität gebracht.
Für den Neubeginn nach der Überwindung der kommunistischen Ära und dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens sei eine Vergangenheitsaufarbeitung unerlässlich. Diese Aufgabe werde aber nur halbherzig und viel zu schleppend angegangen; hinderlich (z. B. in Albanien) sei, dass viele ehemalige Entscheidungsträger auch heute noch einflussreiche Positionen bekleideten.
Der Einfluss der auf dem Balkan beheimateten verschiedenen Religionen könne kaum überschätzt werden. Aber auch hier sei die Situation komplex und keineswegs homogen: die religiösen Gemeinschaften übernähmen widerstreitende Rollen und bewegten sich zwischen den gegensätzlichen Polen von Integration / Dialog bzw. Abgrenzung / Ablehnung. Personelle Veränderungen der jüngsten Zeit etwa in der Serbisch Orthodoxen Kirche gäben Anlaß zur Hoffnung für eine Intensivierung des Dialogs zwischen den Religionsgemeinschaften.
Friedenssichernde Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft haben in hohem Maße zur Stabilisierung und Friedenssicherung beitragen können. In emotional aufgeladenen, festgefahrenen Situationen stoße das Engagement jedoch schnell an Grenzen.
Heute seien es vor allem junge Menschen, die der Streitigkeiten und gewaltsamen Auseinandersetzungen überdrüssig seien und neue Perspektiven für das Zusammenleben suchten. Für viele sei eine große Hoffnung, in einem gemeinsamen europäischen Haus einen Platz und eine disziplinierende Klammer zu finden.
Der Weg zur Versöhnung scheint weit zu sein, vermutlich braucht es noch viel Zeit, Ressentiments zu überwinden und in ruhigere Fahrwasser zu kommen.