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War das Unrechtsregime der SED in Ostdeutschland ein Kavaliersdelikt? Betrachtet man die Ostalgie-Shows im Fernsehen, den Kultstatus von DDR-Devotionalien oder die öffentliche Verhöhnung ehemaliger Häftlinge durch frühere Stasi-Offiziere, so scheint sich dieses milde Urteil über die zweite deutsche Diktatur durchgesetzt zu haben. Während sich die Täter von einst durch tatkräftige Lobbyarbeit einen auskömmlichen Lebensabend erstritten, werden die Opfer in Deutschland wieder einmal allein gelassen.
Hubertus Knabe, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, zieht knapp zwei Jahrzehnte nach dem Sturz des SED-Regimes eine kritische Bilanz des Umgangs mit der DDR-Vergangenheit. Er beschreibt die mangelhafte strafrechtliche Verfolgung der Täter und deren Reorganisation in schlagkräftigen Vereinen. Er zeigt, wie die SED durch Umbenennung und geschicktes Taktieren ihr Überleben in der Demokratie sicherte, und schildert die Lage Tausender Opfer, die unzureichend entschädigt wurden und deren Kampf für Freiheit und Demokratie kaum öffentliche Wertschätzung erfährt.
Im Gegensatz zur gründlichen Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur wird das SED-Regime vielfach verharmlost und schöngeredet. Insbesondere in der jüngeren Generation, herrscht eine erschreckende Unkenntnis über die Realität der kommunistischen Diktatur und das Ausmaß politischer Verfolgung in der DDR.
Dr. Hubertus Knabe,
geboren 1959, ist wissenschaftlicher Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen im ehemaligen zentralen Untersuchungsgefängnis des DDR-Staatssicherheitsdienstes.
Von 1992 bis 2000 war er in der Forschungsabteilung des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen tätig. Er gehört zu den profiliertesten Historikern der Bundesrepublik, die sich der Aufarbeitung der SED-Diktatur widmen.
Zu Knabes bekanntesten Publikationen gehören „Die unterwanderte Republik. Stasi im Westen“ (1999), „Der diskrete Charme der DDR. Stasi und Westmedien“ (2001), „17. Juni 1953. Ein deutscher Aufstand“ (2003) und „Tag der Befreiung? Das Kriegsende in Ostdeutschland“ (2005). Sein Buch „Die Täter sind unter uns“ erschien 2007 im Propyläen-Verlag.
Eine Veranstaltung des Bildungswerkes Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kooperation mit dem Buchhaus Rose. Am Ende der Veranstaltung hat das Publikum die Möglichkeit die Bücher des Autors zu erwerben und signieren zu lassen.
EINTRITT FREI! Um Anmeldung per E-Mail, Fax oder Telefon wird gebeten. Gern können Sie den Anmeldebogen nutzen.
Unter dem Titel „Die Täter sind unter uns“ findet zu dieser Problematik auch eine Veranstaltung speziell für Junge Erwachsene statt, bei der Dr. Hubertus Knabe ebenfalls zu Gast sein wird.