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Grüne Spiele
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Bei der Kandidatur für die Olympischen Spiele 2008 vor sieben Jahren hat China das Versprechen abgelegt, die Sommerspiele in Peking zu "Grünen Spielen" zu machen. Tatsächlich hat Peking seit dem Jahr 2000 Gelder in Milliardenhöhe in viele anspruchsvolle Umweltprojekte investiert, mit dem Ziel, die vom Smog geplagte Stadt in eine "grüne", nachhaltige Metropole zu verwandeln. Eine Bestandsaufnahme.
Das Organisationskomitee der Olympischen Spiele hat in den letzten Jahren eine Reihe von Maßnahmen zum Umweltschutz und zur nachhaltigen Stadtentwicklung ergriffen. Einen prominenten Platz nahm dabei die Wasserversorgung des semi-ariden Pekings, im Norden Chinas gelegen, ein. Mit der Urbanisierung und dem einhergehenden rapiden Anstieg der Bevölkerung ist auch der Wasserbedarf der Pekinger auf mittlerweile 200 Millionen Kubikmeter pro Jahr gestiegen. Konsequenterweise wurde das Wassermanagement vom Organisationskomitee zu einem wichtigen Teil des Umweltpaketes erklärt. Seit 2000 wurden insgesamt neun moderne Kläranlagen gebaut, wodurch eine Wasseraufbereitungsrate von 92 Prozent erreicht werden konnte.
Ein weiteres Großprojekt stellte die Modernisierung des Mülltrennsystems und der Müllaufbereitung dar. Um dem ökologischen Anspruch "Grüner Spiele" gerecht zu werden, hat sich Peking in den letzten Jahren nicht nur für die Mülltrennung stark gemacht, sondern auch mit dem Bau von Müllverbrennungsanlagen begonnen. Gut eine Woche vor Beginn der Olympischen Spiele wurde die erste Anlage in Probebetrieb genommen. Das millionenschwere Projekt soll ein Volumen von 533.000 Tonnen Haushaltsmüll pro Jahr verbrennen, und dabei eine Abwärme von 220 Millionen Kilowatt Strom erzeugen. Für die nächsten fünf Jahre ist der Bau weiterer Müllverbrennungsanlagen anvisiert. Ziel ist es, in fünf Jahren 40 Prozent des städtischen Mülls zu verbrennen und dabei 1,500 Megawatt Strom zu generieren. Der auf Müllhalden deponierte Abfall soll auf diese Weise von 90 Prozent auf 30 Prozent reduziert werden.
Neben Müllverbrennungsanlagen zur Stromerzeugung setzt Peking mit dem geplanten Bau von 100 sogenannten "Sunshine Schools" auch auf erneuerbare Energien. Auf den Schulgeländen sollen die Außenbeleuchtung, die Toiletten, die Uhren und die Informationstafeln mit Solarenergie betrieben werden. In den ländlichen Gebieten Yanqing, Huairong und Tongzhou, die an Peking angrenzen, konnte bereits im vergangenen Winter Solarenergie für die Warmwasseraufbereitung genutzt werden.
Mit der Schließung zahlreicher Kohlekraftwerke in Peking konnte ein weiterer wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Umweltsituation geleistet werden. Nachdem an vielen Stellen auf das vergleichsweise saubere Erdgas umgestellt wurde, liegt Pekings Anteil an aus Kohle gewonnener Energie nun deutlich unter dem Landesdurchschnitt von etwa 70 Prozent.
Auch im Verkehr wurden viele Umweltschutz-Maßnahmen initiiert. Die Eröffnung von drei neuen U-Bahn-Linien hat eine deutliche Entlastung des Straßenverkehrs gebracht. Dennoch ist die Luft in der Großstadt nach wie vor so stark vom Smog belastet, dass sich die Regierung gezwungen sah, im Vorfeld und während der Olympischen Spiele ein eingeschränktes Fahrverbot zu erlassen. Die Qualität der Luft bereitet den Organisatoren der Spiele und den Sportlern momentan die größten Kopfschmerzen. Viele Sportler fürchten um ihre Gesundheit und es wird angenommen, dass aufgrund der Luftverschmutzung einige Athleten nur eine reduzierte Leistung bei den Wettkämpfen erbringen können.
Beim Bau der neuen Sportstätten wurde besonderer Wert auf die Verwendung moderner Technologien und die Erfüllung ökologischer Standards gelegt. Das wohl "grünste" Stadion ist das neue Wassersportzentrum. Das extra für den "Wasserwürfel" entwickelte Oberflächenmaterial, bestehend aus einer transparent blau anmutenden Kissenhülle aus Ethylentetrafluorethylen, bietet mannigfache Vorteile. Es ist lichtdurchlässig, wirkt gleichzeitig aber auch isolierend. Die Beheizung der Schwimmbecken kann so mit einer Einsparung von Energie in der Größenordnung von 30 Prozent erfolgen. Die in den Klimageräten verwendeten Ventilatoren senken den Energieverbrauch um bis zu 35 Prozent. Auch die Scheinwerfer im Nationalstadion, im Volksmund "Vogelnest" genannt, werden mit hochmoderner Photovoltaik betrieben.
Ebenfalls nach neuesten Erkenntnissen der Ökologie wurde das Olympische Dorf konzipiert. Die Sportler sind in modernen Öko-Wohnungen untergebracht. Wiedergewonnenes Wasser aus der Qinghe-Wasseraufbereitungsanlage wird zur Beheizung und Kühlung der Gebäude verwendet, womit eine 60-prozentige Einsparung an Energie erreicht wird. Das Klärwasser, das den 15 Hektar großen See speist, der sich im Olympischen Park befindet, wird mit zwei neuartigen Verfahren intensiv gereinigt, um eine Algenbildung zu vermeiden. Mithilfe des auf einem Membranbioreaktor beruhenden Verfahrens werden Bakterien aus dem Wasser gefiltert. Mit der Umkehrosmose, dem zweiten Verfahren, können Substanzen, die sich im Wasser gelöst haben, wieder entfernt werden.
Ein nicht zu übersehendes Projekt sind des Weiteren die großangelegten Begrünungsaktionen in der gesamten Stadt. Die Grünanlagen sollen inzwischen 43 Prozent der Gesamtfläche Pekings ausmachen. Zwei Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele wurden noch einmal in einer groß angelegten Blumenpflanz-Kampagne rund 40 Millionen Blumenkübel über die Stadt hinweg verteilt. Besonders schöne Begrünungen sieht man dabei entlang der "Olympic Lane", die die Besucher auf ihrem Weg vom Flughafen zu den Sportstätten benutzen werden.
Tabea Holtz, 7. August 2008