Temas Archivo
Mit dem Abkommen von Ouagadougou hat sich die Côte d‘Ivoire auf den Weg aus der Krise und aus der Spaltung des Landes gemacht. Nachdem im Berichtszeitraum der Wahltermin fünfmal verschoben wurde, fanden die Präsidentschaftswahlen am 31. Oktober 2010 schließlich statt. Amtsinhaber Laurent Gbagbo (65, Front Populaire Ivoirien / FPI) und Ex-Premier Alassane Ouattara (67, Rassemblement des Républicains / RDR) sind als die beiden Bestplatzierten aus der ersten Runde der Wahlen hervorgegangen. Sie erhielten 38,28 Prozent bzw. 32,08 Prozent der Stimmen. Mit 80 Prozent war die Wahlbeteiligung ungewöhnlich hoch (Bericht zum ersten Wahlgang). In einer Stichwahl am 28. November werden fast sechs Millionen wahlberechtigte Ivorer den Präsidenten endgültig bestimmen können.
Zuvor blieben alle politischen Kräfte im Dialog. Die Spaltung des Landes wurde überwunden, auch wenn die militärische Trennung noch nicht endgültig aufgehoben ist. Nach vielen Schwierigkeiten konnte man sich auf die Wählerliste einigen und somit eine Klärung der Identitätsfrage erreichen. Die Frage, wer Ivorer ist, war der Auslöser für den Bürgerkrieg. In den vergangen fünf Jahren wurde die Geduld der Bevölkerung stark beansprucht. Präsident Gbagbo fand immer wieder einen anderen Grund dafür, warum die Wahlen noch nicht möglich wären, bzw. warum festgelegte Wahltermine verschoben werden müssten.
Die Wählerkarten sind unter großem Propagandawirbel verteilt worden und die Kampagne der politischen Parteien ist angelaufen. Trotzdem werden viele Ivorer erst an die Wahlen glauben, wenn sie ihre Stimme in die Wahlurne geworfen haben. Die letzten fünf Jahre haben das Land zwar beruhigt, aber gleichzeitig war politisch ein völliger Stillstand. Alles drehte sich um die Vorbereitung der Wahlen und die Bedingungen für eine friedliche Regelung. Dazu zählten Entwaffnungsprogramme und die Integration der Novelle Force in die reguläre Armee. Auch gab es verschiedene Programme der UN zur Begleitung des Friedensprozesses. Nach den Präsidentschaftswahlen steht die Côte d‘ Ivoire vor einer Neuordnung der politischen Landschaft. Das Kräfteverhältnis der politischen Hauptkontrahenten muss geregelt werden, außerdem, was aus der Force Novelle von Premierminister Soro werden soll. Bisher war das Land wie im Wartestand. Aber wer wirklich Rückhalt hat bei der Bevölkerung, wird sich erst nach den Wahlen zeigen.