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EU, China und der Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft

Kooperationschance oder Verdrängungswettbewerb?

Bericht zum Expertengespräch

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Wasserstoff gilt als zentrale Schlüsseltechnologie für den Umbau hin zu klimaneutralen Volkswirtschaften. Dementsprechend dynamisch ist bereits heute der globale Wettbewerb um die Technologie- und Marktführerschaft für grüne Wasserstofftechnologien wie Elektrolyseure und Brennstoffzellen insbesondere zwischen China und Europa. Es war also geboten, in einem Expertengespräch den technologischen Entwicklungsstand in China, politische und wirtschaftliche Konsequenzen sowie Handlungsoptionen für Europa zu beleuchten.

 
Sabina Wölkner skizzierte die zentrale Rolle von Wasserstoff für eine nachhaltige und sichere Energieversorgung. Trotzdem würde der Wasserstoffhochlauf in Europa weiterhin vor einem „Henne-Ei-Problem“ stehen: Angebot, Nachfrage und die Infrastruktur müssten für eine sich selbstragende Wasserstoffindustrie gleichzeitig etabliert werden. Das enorme Zukunftspotenzial von Wasserstoff werde auch in den USA gesehen, die mit dem Inflation Reduction Act grüne und blaue Wasserstoffproduktion anreizten. Allerdings sei China der weltweit größte Produzent von Wasserstoff. Über den technologischen Entwicklungsstand und die strategischen Ziele der chinesischen Wasserstoffindustrie sei jedoch noch zu wenig bekannt.

 
Anschließend präsentierte Dr. Rainer Quitzow zentrale Ergebnisse aus seiner vom Auswärtigen Amt geförderten Studie mit dem Titel „China’s Emerging Hydrogen Economy“. Es wurde deutlich, dass die chinesische Wasserstoffstrategie nur langfristig auch CO2 Reduktionsziele verfolge. Kurz- und mittelfristig würden industrie- und technologiepolitische Ziele wie der Hochlauf und die Kostenreduktion in der Elektrolyseurproduktion, eine effiziente Wasserstoffproduktion und die Förderung der Brennstoffzellenindustrie im Fokus stehen. Dabei befände sich der Wasserstoffhochlauf in China gegenwärtig in einer Übergangsphase. Bisher hätte die chinesische Zentralregierung in einer experimentellen Phase den Regionen viel Freiraum gegeben, nun aber würde verstärkt die Verfügbarkeit von Wasserstoff im Fokus stehen, sodass nun staatliche Unternehmen sowohl fossile als auch nachhaltige Großprojekte zur Wasserstoffproduktion begännen. Einerseits würden sich so für Europa Chancen ergeben durch den großen, dynamischen Markt, die Kostenreduktion in der Elektrolyseurherstellung und bei der Beteiligung am Aufbau großskaliger Projekte. Andererseits würden diesen Möglichkeiten Risiken wie der beschleunigte Wissensaufbau chinesischer Wettbewerber, mögliche Einflussnahme von chinesischen Akteuren und der Verlust von Marktanteilen auf dem europäischen Markt gegenüberstehen.

 
Bei der sich anschließenden Paneldiskussion mit Fabian Gramling MdB, Alexander Brown, Mercator Institute for China Studies (MERICS), Dr. Christian Hübner, KAS, und Christopher Frey, Sunfire, stand die Frage im Vordergrund, ob der Hochlauf der chinesischen Wasserstoffwirtschaft eine Chance oder einen Verdrängungswettbewerb darstelle, welche die Panelisten durchaus unterschiedlich bewerteten. So betonte Brown die Chancen, welche sich aus der Kooperation mit chinesischen Unternehmen ergäben. Bereits heute würden viele europäische Unternehmen den riesigen chinesischen Wasserstoffmarkt erschließen. Dabei seien sie vorsichtig mit der Weitergabe von geistigem Eigentum. Auch könne der europäische Markt von den günstigeren Herstellungskosten in China profitieren, sodass grüne Technologien auch in Europa günstiger würden. Hübner machte darauf aufmerksam, dass der internationale Wettbewerb insgesamt positiv zu bewerten und innovationstreibend sei und damit konkrete Verbesserungen für den Klimaschutz liefere.

 
Demgegenüber sah Frey die Gefahr eines Verdrängungswettbewerbes, der vor allem von China ausgehe. Bereits heute würden chinesische Unternehmen wichtige Bauteile von Elektrolyseuren wie „Stacks“ auf den EU-Markt importieren und so Marktanteile erschließen. Dabei hätten chinesische Unternehmen bei den Herstellungskosten einen deutlichen Kostenvorteil. Gleichzeitig würden die extrem ambitionierten Wasserstoffausbauziele der EU, welche vorsehen, ab 2030 jährlich je zehn Millionen Tonnen grünen Wasserstoff zu produzieren und zu importieren, auf dem europäischen Binnenmarkt riesige Wachstumschancen für europäische Hersteller erzeugen. Dabei würden europäische Elektrolyseurhersteller von sehr früh begonnener Forschung und Entwicklung profitieren. Für den chinesischen Markt sieht Sunfire vorerst davon ab, dort zu expandieren, so Frey. Zu hoch sei das Risiko des Verlustes von geistigem Eigentum. Zudem habe das Unternehmen einen klaren technologischen Entwicklungsvorsprung gegenüber der chinesischen Konkurrenz und wolle diesen Vorteil weiter auf dem heimischen Markt ausbauen.


Auch aus Gramlings Sicht seien europäische Hersteller gegenwärtig gut aufgestellt. So machte er darauf aufmerksam, dass jedes zehnte Patent in der Wasserstoffentwicklung aus Deutschland komme und acht der 15 größten Elektrolyseurhersteller in Europa ansässig seien. Da auch der Anlagenbau von Elektrolyseuren deutlich komplexer sei und nicht im selben Maß ein Massenprodukt wie PV-Anlagen, sei ein ähnlicher Verlust von grünen Zukunftstechnologien wie in den 2010er Jahren bei der PV-Industrie eher unwahrscheinlich. Trotzdem warb er für einen kritischen und strategischen Umgang mit China. Eine chinapolitische Expertenkommission solle, so der Vorschlag der CDU/CSU Fraktion in einem jährlichen „China-Check“ technologische Abhängigkeiten, systemische Einflussnahme und chinesische Investitionen analysieren. Im Umgang mit China brauche es zudem die Betonung der eigenen Interessen und gleichzeitig mehr Kooperation mit anderen Partnern.


Einig waren sich die Panelisten darin, dass eine ambitionierte Industriepolitik für Wasserstofftechnologien in Europa dringend geboten sei. Sowohl die Setzung von europäischen Standards, die Diversifizierung von Wasserstoff-Partnerschaften sowie die Sicherstellung von Investitionen in diesem Segment sollten ein Bestandteil davon sein. Frey verwies darauf, dass es vor allem einer attraktiven Förderkulisse und günstiger Kredite bedürfe. Bei der Skalierung könnten Wasserstoffunternehmen dabei auch von der hohen Automatisierung in anderen Branchen profitieren. Beispielsweise würde Sunfire die sogenannten „Stacks“ – das Herzstück des Elektrolyseurs – bei Automobilzulieferern produzieren lassen. Auch Hübner unterstrich, dass Europa von den deutlich pragmatischer und schneller agierenden asiatischen Staaten lernen könne. So würde beim Aufbau der chinesischen Wasserstoffinfrastruktur in Kauf genommen, dass zunächst vor allem grauer Wasserstoff entstehe und erst im zweiten Schritt der Umstieg auf grünen Wasserstoff erfolge.

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