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BAR K BERLIN

Die BAR K BERLIN und die Gruppenausstellung Triple Bill im Atelier Ondrej Drescher

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Triple Bill

Triple Bill ist eine Gruppenausstellung von Eva Gentner, Miriam Rose Gronwald und Janina Roider zum Gallery Weekend 2019. Die Ausstellung beschäftigt sich mit Bewegung, Vergänglichkeit und Möglichkeiten der (Selbst)Verortung in der uns täglich umgebenden Bilderflut.

Miriam Rose Gronwald ist als Tänzerin ausgebildet und nahm Triple Bill zum Anlass, ihre erste Videoinstallation the occupation of time zu entwickeln. Ausgehend von in Thailand, Laos und Berlin gefilmtem Material untersucht sie Objekte, die, ähnlich wie Körper im Tanz, Zeitrhythmen auffangen - so filmte sie zum Beispiel eine chemische Textilfärbung in einem Webstudio in Thailand - und konfrontiert in ihrer Installation  unterschiedliche Wahrnehmungen von Zeit.

Janina Roider zeigt große, site-spezifische, auf Bauzäune gespannte Werke. Diese Bauzäune beziehen sich auf die Umgebung des Ausstellungsorts am Potsdamer Platz, wo sie einerseits genutzt werden, um urbanen Raum zu organisieren und andererseits Werbeflächen darstellen. Die auf die Zäune gespannten nanografisch bedruckten PVC-Planen zitieren kanonische Werke aus Malerei, Werbeästhetik und Motive aus Janina Roiders eigenem Archiv. Sie verwebt diese unterschiedlichen Einflüsse zu vielschichtigen Werken, die zwischen Malerei und digitaler Malerei einen genauen Blick provozieren und einfordern.

Eva Gentner arbeitet von Zeichnungen über Videoarbeiten über Skulpturen über Kleidung in ganz verschiedenen Medien. In Triple Bill präsentiert sie von philosophischen Fragestellungen und alten Kulturtechniken inspirierte Perspektiven auf Vergänglichkeit und physischer Verortung aus ihrer breitgefächerten Praxis. So zum Beispiel eine filigrane, von der Form einer Boje inspirierte, Skulptur aus der Serie sea marks, die am Boden festgebunden werden muss, damit sie der Wind nicht wegträgt oder die Videoarbeit write in water, die auf einem iPad die Hand der Künstlerin dabei zeigt, wie sie ins Wasser schreibt – eine Metapher für Vergänglichkeit und Zwecklosigkeit des künstlerischen Tuns, ausgehend von einem Satz aus Platons Phaidros.

Die Positionen der drei Künstlerinnen treffen sich in ihrer Auseinandersetzung mit Bewegung, Fragilität, Flüchtigkeit und Nomadentum mit ihrem Ausstellungsort, dem Atelier des Malers Ondrej Drescher in der Köthener Straße am Potsdamer Platz. Es liegt in einem Gebäude, das abgerissen werden soll, in einer Straße, die sich – wie der gesamte Potsdamer Platz – in ständigem Wandel befindet. Seit 2017 arbeitet Ondrej Drescher dort.

BAR K BERLIN

Im Mai 2017 begann Ondrej, jeden Donnerstag den vorderen Teil des Ateliers als Bar zu öffnen und seinen Gästen Cocktails anzubieten. Zunächst für kleinen Freundeskreises gedacht, war die BAR K BERLIN schnell jede Woche voll. Der Erfolg der BAR K BERLIN hatte mit dem provisorischen Charme des Orts zu tun. Auch damit, dass Ondrej und sein Team es schafften, den unterschiedlichsten Gästen das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. Die BAR K BERLIN organisierte, neben dem Barbetrieb, Konzerte, Ausstellungen und Künstlergespräche. Nach und nach wurde die Wand hinter der Bar voll mit Bildern, Skulpturen und Fotos; Leihgaben und Geschenken von ihren Gästen. Viele der vertretenen Künstler kannten sich über das EHF-Fellowship der Adenauer Stiftung, die Räumlichkeiten der BAR K BERLIN wurden Ondrej Drescher durch Thomas Hoelzl zur Verfügung gestellt. Durch die BAR K BERLIN entstand ein Freundeskreis, ein Zusammenhang der über diesen Kontext hinaus bestand, auch dank der Hilfe vieler Freiwilliger, die hinter dem Tresen standen.

Während des Gallery Weekends nach ihrem Verhältnis zur BAR K BERLIN befragt, lobten die Gäste die Besonderheit eines Orts in Berlin, an dem man immer willkommen war, die  ungewöhnliche Mischung aus Kunstkontext und der ewigen Baustelle Potsdamer Platz, die Offenheit der Bar, das Vorläufige und Provisorische des Orts, die vielen gesellschaftspolitischen Gespräche, die dadurch entstanden, dass die BAR K keinen Gewinn machen wollte und die Bar als Ort ohne Programmatik, als Kollektiv, das am besten aus der Spontaneität funktionierte.

Zum Gallery Weekend macht die BAR K BERLIN nach zwei Jahren zu. Der große Erfolg war für Ondrej Drescher einer der Gründe, die Bar wieder zu schließen. Er will das Atelier so lange wie möglich weiter für Ausstellungen und Debatten nutzen und plant bereits die nächste Ausstellung. Das Provisorium BAR K BERLIN entwickelt sich zu einem neuen Ort. Mir wird sie fehlen. Gleichzeitig freue ich mich auf ihre neue Gestalt.

Still aus 'The occupation of time' (1/2)
Still aus 'The occupation of time' (2/2)

Interview mit Ondrej Drescher

Berlin, April 2019

Wie kam es zu der Idee, die BAR K BERLIN zu eröffnen?
Ich war 2016 häufiger in einer Berliner Bar, die zu der Zeit ganz oben auf der Liste der besten Bars der Welt war.  Am Anfang passten nur etwa 15 Leute in diese Bar und ein Cocktail kostete 15€. Die Cocktails waren unglaublich; ich habe Dinge geschmeckt, die ganz neu für mich waren. Gleichzeitig hatte diese Bar als Ort einen beruhigenden Einfluss auf mich; sie hatte keine Fenster, man musste klingeln, die Außenwelt blieb vor der Tür. Das hat mir alles sehr gefallen.

Im Sommer des Jahres hatte ich dann ein Stipendium in Bad Gastein. Wir waren in einem Hotel untergebracht, in dem außer uns niemand wohnte, was dazu führte, dass die Bar immer leer war. Und ich habe mich also jeden Abend an die Hotelbar gesetzt und nach und nach alles, was auf der Karte war, ausprobiert, um mir einen Überblick zu verschaffen darüber, wie welcher Drink gemacht ist und was wie schmeckt. Das war Glück – es ist sonst recht schwierig, sich so einen Einblick zu verschaffen. Ganz davon abgesehen, dass es teuer ist.
 

Cocktails sind elitäre Getränke.
Absolut. Später in der BAR K BERLIN hatten wir teilweise Flaschen, deren Einkaufswert durch den Verkauf nie einzuholen war. Für mich war das Ziel, einen Ort in Berlin zu schaffen, der einen Genusshorizont anbietet, der vielen Menschen sonst verschlossen bleibt. Deswegen waren die Cocktails so günstig. Das fand ich wichtig für einen Ort, an den viele Künstler kommen,  die wenig oder kein Geld haben. Das ist oft eine versteckte Armut; diese Leute gehen nur da hin, wo sie nicht auffallen. Wenn ich eine Bar eröffnet hätte, die Cocktails zu in Berlin normalen Preisen anbietet, wären viele aus Scham nicht gekommen. Selbst so war es für einige schwierig. Man bekommt mit, wie schnell Menschen, die kein Geld haben, aus sozialen Kontexten und aus der öffentlichen Wahrnehmung herausfallen. Es gab auch Protest dagegen, viele Debatten, ob das Konzept so richtig ist.
 

Teilweise auch von meiner Seite. Ich hatte Einwände, weil ich die niedrigen Preise eurer Arbeit als Team gegenüber nicht gerechtfertigt fand. Vor allem im zweiten Jahr der Bar, als immer mehr Leute kamen, die sich günstig betrinken wollten.                                                                          
Dass es voll wurde, hat auch Druck aufgebaut, was gut war im Nachhinein. Etwas musste sich ändern. Ich habe es nicht mehr ausgehalten, hinter der Bar zu stehen, sechs Stunden am Stück. Wenn man das Ganze aber als Bar von Freunden für Freunde betrachtet und bedenkt, dass zwei Jahre lang jede Woche drei, vier andere Leute hinter der Bar standen und das auch gerne gemacht haben, finde ich das schon erstaunlich.
 

Das war auch für mich fast der schönste Aspekt: dass sich einerseits ein Freundeskreis entwickelt hat und andererseits Situationen entstanden sind, in denen Freunde für Freunde gearbeitet haben, ohne irgendeinen anderen Gegenwert als den sozialen Kontext.
Eine Bekannte hat das so beschrieben: Immer, wenn man in die BAR K BERLIN kam, hat man alle gekannt. Das ist in Berlin ungewöhnlich. Es war nicht anstrengend herzukommen.
 

Uns allen fehlen solche Orte.
Ja. Dabei ist die Arbeit eines Barkeepers nicht schwierig. Alle haben  großen Respekt, wenn sie zum ersten Mal hinter der Bar stehen, lernen es dann aber innerhalb einer halben Stunde. Das hat wieder mit dem Elitären des Cocktailtrinkens zu tun; die Zubereitung wird zelebriert, als wäre sie hochkompliziert, ist es aber faktisch nicht. 
 

Es gab neben den Cocktails auch Ausstellungen, Künstlergespräche und Konzerte in der Bar.
Für mich war immer die persönliche Bindung zu den Künstlern zentral – ich musste sie mögen, um sie in die Bar einzuladen. Alles andere war ihnen überlassen, ich habe nichts kuratiert. Künstlergespräche gab es mit Jenny Michel, Friedemann Grießhaber und mit Martin Dammann. Konzerte von Sorry Gilberto und Dirty Pollen, sehr viele DJ-Auftritte und mehrere Gruppenausstellungen. Zudem wurde in der BAR K BERLIN der intertellurische Kunstverein gegründet.
 

Neben deinem Anliegen nach einer Erweiterung des Genusshorizonts gab es auch den Wunsch, einen Ort zu schaffen, an dem Kunst gezeigt, über Kunst gesprochen wird?
Ich experimentiere noch, ich suche nach einer sinnvollen Form. Ich habe noch nie eine Bar gehabt, ich habe noch nie kulturelle Veranstaltungen organisiert. Meine Erfahrung nach zwei Jahren BAR K BERLIN ist, dass Alkohol und Kunst nicht besonders gut zusammen funktionieren. Mein Eindruck war dazu immer, dass die Künstler hier eigentlich wenig über Kunst gesprochen haben. Ich fand das zu Beginn seltsam, später dann erleichternd.
 

Ich habe in der BAR K BERLIN fast nur über Kunst gesprochen. Vor allem mit dir!      
Vielleicht. Mit steigendem Alkoholpegel arbeitet man sich zu emotionalen Themen vor. Wobei es nie Streit gab, was ich verblüffend finde. Ich weiß ja genau, wie viel in der Bar getrunken wurde. Ich kann mich nicht an einen einzigen Konflikt erinnern.
 

Erstaunlich auch in Hinblick darauf, wie unterschiedlich die Gäste waren.                                 
Alle waren auf eine Weise interessiert aneinander und vorsichtig im Umgang.
 

Das war auch dein Talent als Gastgeber: ganz unterschiedlichen Leuten das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. Einen so offenen Raum zu schaffen ist ein Talent.
Seltsam. Dabei habe ich so viele verklemmte Gedanken in meinem Kopf. Ich hatte bei allen Ausstellungen und Veranstaltungen, die hier stattfinden sollten, zunächst Sorgen, ob wir das logistisch schaffen, ob die Arbeiten an diesen Ort passen. Jetzt schon wieder: ich verabrede eine Ausstellung, die im Mai stattfinden soll und mein erster Impuls ist: sofort alles absagen. Aber dann denke ich, das geht nicht. Man muss den Dingen freien Lauf lassen. Ich kann die Welt um mich herum nicht diktieren.

 

 

BAR K BERLIN

Mai 2017 bis Mai 2019, im Atelier Ondrej Drescher, in der Köthener Straße in Berlin.

 

AUSSTELLUNGEN

April 2019
Triple Bill Werke von Eva Gentner, Miriam Rose Gronwald und Janina Roider

April 2018

Gruppenausstellung

Werke von Ruprecht von Kaufmann, Matthias Dornfeld, Ondrej Drescher, Gregory Forstner, Martin Dammann

März 2018

601,97
Werke von Linda Bäckström, Alexandra Baumgartner, Franziska Stünkel, Margriet van Weenen, Love Lundell, Simon Mathers und Ondrej Drescher

 

KONZERTE

Sorry Gilberto 

Dirty Pollen

wechselnde DJs

 

KÜNSTLERGESPRÄCHE

Friedemann Grießhaber

Jenny Michel

Martin Dammann

Lysann Buschbeck

Instagram: www.instagram.com/bar.k.berlin

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