Die 77. Sitzung der Weltgesundheitsversammlung (WHA) markierte bedeutende Fortschritte in der globalen Gesundheitsagenda. Ein Meilenstein war die Verabschiedung des Allgemeinen Arbeitsprogramms (14th General Programme of Work – GPW14) 2025-2028, das die zukünftigen Prioritäten und Strategien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert. Ein weiteres zentrales Thema war der Start einer Investitionsrunde, die ihren Höhepunkt im November beim G20-Gipfel in Brasília finden soll, um die Finanzierung der WHO besser vorhersehbar, flexibler und belastbarer zu machen.
Der Abschluss der Internationalen Gesundheitsvorschriften wurde als Sieg des Multilateralismus gefeiert, ebenso die Verlängerung der Verhandlungen über ein Pandemieabkommen um ein Jahr. Um ein qualitativ hochwertiges Pandemieabkommen zu erreichen und nicht erneut die Frist zu verpassen, war es wichtig, dass die WHA einen angemessenen Zeitraum für den Abschluss der Arbeiten definierte. Dies ermöglicht den Mitgliedstaaten eine Rotation beim Vorsitz des Verhandlungsgremiums, ohne den Erfolg der Arbeit zu gefährden.
Mit Blick auf die hochrangige Tagung der UN-Generalversammlung am 26. September erhielten die Beschlüsse zu schnelleren nationalen und globalen Reaktionen auf antimikrobielle Resistenz besondere Aufmerksamkeit. Auch der Kampf gegen Malaria wurde prominent auf die Agenda gesetzt, da dieser zuletzt an Schwung verloren hatte und die Impfraten zurückgegangen sind.
In einem geopolitisch angespannten Umfeld kam es aber auch zu tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten. Der Antrag auf Beobachterstatus für Taiwan wurde erneut abgelehnt. Zum Thema Israel-Palästina gab es fünf Abstimmungsrunden zur Resolution zur dortigen Gesundheitssituation allgemein sowie zu einer im Dezember verabschiedeten Resolution zu den gesundheitlichen und humanitären Bedingungen im Gazastreifen seit dem 7. Oktober, die den Schutz von Zivilpersonen und medizinischem Personal fordert sowie ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe und medizinischer Versorgung verlangt. Israel wurde in den Verwaltungsrat der WHO gewählt, was ebenfalls für Diskussionen sorgte, aber ohne Abstimmung gelang. Auch der Krieg in der Ukraine überschattete erneut die Versammlung, wobei eine Resolution Russlands, die die gesundheitliche Notlage in und um die Ukraine allgemein behandelte ohne die Ursache zu nennen, abgewiesen wurde.
Schließlich sorgte eine Resolution zur „Stärkung der gesundheitlichen Notfallvorsorge infolge von Naturkatastrophen“ wegen geschlechtsspezifischer Formulierungen für Spannungen. Sie wurde mit acht Gegenstimmen angenommen.
Die diesjährige Versammlung spiegelte sowohl die Fortschritte als auch die Herausforderungen in der globalen Gesundheitsdiplomatie wider. Die Entscheidungen und Diskussionen der 77. Weltgesundheitsversammlung werden weitreichende Auswirkungen auf die zukünftige Gesundheitslandschaft haben.
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