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Reportajes internacionales

Der Beginn einer Labour-Ära?

de Matthias Barner, Lukas Wick

Dramatische Niederlage der Tories bei Parlamentswahlen im Vereinigten Königreich

Die Conservative Party unter dem bisherigen Premierminister Rishi Sunak war der große Verlierer der Wahl. Sie verloren 251 Parlamentssitze, mit einem Stimmenanteil von 24,7% werden sie in Zukunft nur noch mit 121 Sitzen im britischen Unterhaus vertreten sein. Auf der Gewinnerseite zeichnete sich ein deutliches Bild ab: Die Labour Party gewann 211 Sitze hinzu und wird bei einem Stimmenanteil von 33,7% mit insgesamt 412 Sitzen die Regierungspartei stellen. Weitere Gewinner waren die Liberal Democrats, die mit 72 Sitzen und 12,2% ihr bestes Ergebnis seit über 100 Jahren einfahren konnten. Auch die rechtspopulistische Reform UK setzte mit 14,3% der Stimmen ein Ausrufezeichen, wenngleich sie aufgrund des britischen Direktwahlsystem lediglich fünf Mandate erhielt. Die neue Regierung unter Premierminister Keir Starmer steht vor gewaltigen Herausforderungen in der Innen- und Außenpolitik. Die britischen Konservativen müssen in der Opposition zuerst einen personellen und parteistrategischem Neustart bewältigen.

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Der Ausgang der Parlamentswahlen

Gewählt wurde in insgesamt 650 Wahlkreisen, verteilt auf das gesamte Vereinigte Königreich. Hier galt es dem britischen Direktwahlsystem entsprechend, den jeweiligen Kandidaten mit relativer Mehrheit zu ermitteln (first-past-the-post), der sich dann seinen Sitz im House of Commons sichern würde. Im Gegensatz zum deutschen Wahlsystem gibt es im Königreich keine regionalen oder nationalen Listen, über die Kandidaten ins Parlament einziehen können. Einzig eine Mehrheit im eigenen Wahlkreis schafft hier Tatsachen. Selbst prominente politischen Führungspersönlichkeiten aus dem Kabinett Sunak wie Verteidigungsminister Grant Shapps oder Penny Mordaunt als Leader of the House verloren entsprechend ihren Wahlkreis und sind nicht mehr im Parlament vertreten. Sogar die ehemalige Premierministerin Liz Truss konnte einen 26.000-Stimmenvorsprung in ihrem Wahlkreis nicht mehr halten und verlor knapp. 

Auch wenn sich dieses Wahlergebnis tendenziell seit langem abzeichnete, sprachen die konkreten Ergebnisse noch einmal für sich und sorgten zum Teil auch für Überraschungen. Bei einer historisch niedrigen Wahlbeteiligung von 60% (vgl. 2019 67%) konnte Labour sich 412 Sitze im Unterhaus sichern (vgl. 2019: 203). Das ist nahezu das gleiche Sitzergebnis, dass Tony Blair beim letzten fulminanten Labour-Sieg in 1997 einfahren konnte (418 Sitze). Im neuen Parlament stellt Labour mit einer überwältigenden 174-Sitze-Mehrheit die neue Regierung. Diese Mehrheit besagt, dass Labour 174 Sitze mehr auf sich vereinen konnte als alle anderen Parteien zusammengerechnet. Gleichwohl musste Labour schmerzliche Einbußen und auch Sitzverluste hinnehmen in Wahlkreisen mit einem hohen muslimischen Bevölkerungsanteil. Hier gewannen vor allem unabhängige Kandidaten, die kritisch zu den Solidaritätsbekundungen Keir Starmers gegenüber Israel standen. Auch der ehemalige Labour-Führer Jeremy Corbyn konnte sich in seinem Wahlkreis im Norden Londons als Unabhängiger gegenüber dem Labour-Kandidaten durchsetzen und zog in das Unterhaus ein. 

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