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„Der Computer ist unser neues Mikroskop“

de Julia Rieger

Neusser Stadtgespräch zum Thema "Wo stehen wir im Kampf gegen den Krebs?" unter der Schirmherrschaft von Hermann Gröhe MdB mit Prof. Dr. med. Michael Hallek

Anfang 2019 startete die „Nationale Dekade gegen den Krebs“. Das Ziel: Die Kräfte aus Wissenschaft und Politik stärker zu bündeln, um die Forschung und die Therapiemöglichkeiten für Krebserkrankte zu verbessern. Prof. Dr. med. Michael Hallek, Direktor des Centrums für integrierte Onkologie diskutierte dazu mit dem Publikum des Neusser Stadtgesprächs bei der RheinLand Versicherung.

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Zunächst begrüßte Christopher Buchbender, einer der Vorstände der Versicherung, die Gäste. Danach führte die Leiterin des Regionalbüros Rheinland, Simone Habig, in den Abend ein: Es gäbe ein verändertes Bewusstsein, welches aus medizinischem Fortschritt und Prävention bestehe. Auch der Schirmherr des Abends, der ehemalige Gesundheitsminister Hermann Gröhe MdB, richtet das Wort an die Gäste. Es sei wichtig, die Innovation zu den Menschen zu bringen, die sie brauchen: „Die Spitzenforschung muss in die Praxen und Selbsthilfegruppen, aber auch Erfahrungen aus der Versorgung müssen als neue Anregungen in die Forschung getragen werden.“

Die Enzyklopädie unseres Genoms

Krebs sei eine Krankheit mit junger Geschichte, erklärt Prof. Hallek zu Beginn seines Vortrags. Erst seit 160 Jahren, als man mit Mikroskopen arbeitete, kenne man die Krankheit. Krebs entstehe durch Genfehler, und seitdem man die Genome genauer entschlüsseln könnte, gäbe es bessere Therapieangebote. Das Genom bezeichnet alle Erbinformationen eines Lebewesens. Der Fortschritt der Technik sei da wichtig: Heute sei es möglich, das Genom eines Menschen innerhalb von einem halben Tag zu sequenzieren und so die Fehlbildungen herauszufinden. Er beschreibt das Genom als Enzyklopädie: Es gibt 46 Bücher (Chromosomen), jedes Buch hat 1.000 Einträge und 1.500 Buchstaben – bei einer Krebserkrankung sind nur 30-40 „Buchstaben“ verändert. Diese individuell herauszufinden sei maßgeblich für die Therapie.

„Um jeden Tumor ist eine Person“

Jeder Mensch sei anders, in seiner Persönlichkeit und auch in seinen genetischen Informationen. Deswegen sei die personalisierte Onkologie wichtig, die auch den Menschen einbezieht: „Wenn jemand so krank wird, sorgt das für Schrecken. Wir müssen alles tun, um den Menschen technisch und menschlich zu versorgen.“ Dazu sei die Zusammenarbeit vieler verschiedener Disziplinen notwendig und auch der regelmäßige Austausch mit anderen Experten. Es sei wichtig, das zu akzeptieren, denn die Forschung geht rasant voran: „Nach jedem Fachkongress ändern sich ¼ der Richtlinien – niemand kann das allein überblicken!“

Prävention gegen Krebs – möglich oder nicht?

In der anschließenden Diskussion mit der Moderatorin Michaela Rensing vom WDR und dem Publikum geht es um Präventionsmöglichkeiten. 70% der Erkrankungen seien Pech, sagt Hallek, doch ein gesunder Lebensstil könne das Risiko für einige Krebsarten verringern. Bei einigen möglichen Vorsorgeuntersuchungen liege es „im Ermessensspielraum der einzelnen Person“, welche sie machen wolle, da nicht jede Untersuchung so genau sei wie man vor einigen Jahren dachte. Ein Zuschauer stellt schließlich die Frage, die wahrscheinlich für viele der Gäste im Raum steht: „Wenn die Forschung so rasant vorangeht, wie stelle ich sicher, dass ich die beste Therapie bekomme, falls ich erkranke?“ Hallek antwortet, es sei häufig gut, eine zweite Meinung einzuholen und sich anzuschauen, ob das Krankenhaus, in dem man behandelt wird, gut vernetzt ist oder ein „Einzelkämpfer“. Kompetenzzentren seien gute Anlaufstellen, um eine zugeschnittene Therapie zu erhalten.

Grundrecht auf Gesundheit

Die Überlebenschancen hätten sich in vielen Bereichen verbessert, sagt Hallek. Deutschland habe auch eine Verantwortung gegenüber den europäischen Nachbarländern. Sein Ziel für die nächsten neun Jahre der nationalen Dekade: Deutschland muss innovative Forschung vorantreiben, damit neue Medikamente nicht teuer importiert werden müssen und zum Beispiel dafür wird, „wie man als Gesellschaft mustergültig Menschen mit Krebserkrankung versorgt“.

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