Conferencia
Detalles
Der Leistungssport hatte für die DDR-Staats- und Parteiführung immense Bedeutung. Auf dem sportlichen Feld der "Klassenauseinandersetzung mit dem Imperialismus" erreichte die kleine DDR mit 17 Millionen Bürgern atemberaubende 203 olympische Goldmedaillen, 768 Welt- und 747 Europameistertitel.
Hinter diesen Erfolgen stand jedoch ein dunkles Geheimnis: Experten gehen davon aus, dass mehr als 10 000 Sportlerinnen und Sportler der DDR, darunter zahlreiche Minderjährige, im Zuge des 1974 konspirativ installierten Staatsdopings mit zumeist männlichen Sexualhormonen präpariert wurden. Über Nebenwirkungen der Substanzen wurden die Athleten bewusst nicht aufgeklärt. Mehrere hundert Sportler sind heute nachweislich schwer geschädigt. Sie leiden unter anderem an Hormon- und Stoffwechselstörungen, Krebs, irreversibler Vermännlichung, gynäkologischen Schäden, Suchterkrankungen und schweren Organschäden. Viele DDR-Wissenschaftler haben an dieser kriminellen Körperzucht mitgewirkt. Hauptproduzent der Hormonpräparate für den Elitesport war der Volkseigene Betrieb (VEB) Jenapharm in Jena. Neben dem dort hergestellten Anabolikum "Oral-Turinabol", ursprünglich ein Medikament für schwerkranke Menschen, das über zwei Jahrzehnte in großen Mengen ohne medizinischenIndikation an Spitzensportlern eingesetzt wurde, produzierte Jenapharm auch zahlreiche Steroidsubstanzen, die nach dem DDR-Arzneimittelgesetz nicht zugelassen waren, aber dennoch von Ärzten und Trainern verabreicht wurden.
Wir freuen uns mit Thomas Purschke einen Experten gewonnen zu haben, welcher sich bereits langjährig mit dem DDR-Leistungssport auseinandersetzt.Thomas Purschke, Jahrgang 1968, lebt in Thüringen und arbeitet als Journalist unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, den Deutschlandfunk Köln, die ARD und das ZDF. 2004 veröffentlichte er die Broschüre "Staatsplan Sieg - Die Instrumentalisierung des DDR-Wintersports am Beispiel Oberhof", in der Aktivitäten des Staatssicherheitsdienstes und geheime Dopingpraktiken beschrieben werden.
EINTRITT FREI! Um Anmeldung per E-Mail, Fax oder Telefon wird gebeten. Gern können Sie den Anmeldebogen nutzen.