Hermann Ehlers wurde am 1. Oktober 1904 in Schöneberg (heute Berlin) geboren. Sein Vater Hermann war Postbeamter und stammt wie auch seine Mutter Adelheit aus dem niedersächsischen Dorf Sülze bei Celle. Nach dem Abschluss des Abitur 1922 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin und Bonn, legte 1927 seiner Erste Juristische Staatsprüfung ab und promovierte zwei Jahre später.
Schon mit 15 Jahren trat der protestantisch geprägte Ehlers in die evangelische Jugendbewegung „Bibelkreis höherer Schüler“ ein, in welchen er Wanderfahrten organisierte und schnell in führenden Rollen in Bund Deutscher Bibelkreise aufstieg.
Um eine Gleichschaltung mit der Hitlerjugend zu entgehen, löste sich der Bund 1934 selbst auf.
Sein späterer politischer Werdegang wurde durch seinen Beitritt in den Verein Deutscher Studenten (VDSt) 1923 geweckt, wo er Gleichgesinnte seiner christlich-konservativen Einstellung fand und sich in Diskussionsrunden beteiligte. Später wird Ehlers sich kritisch mit seiner Zeit im nationalistisch geprägten VDSt auseinandersetzen und seine damalige Ablehnung der parlamentarischen Demokratie hinterfragen.
Vor allem durch seinen christlichen Glauben hielt er sich von der nationalsozialistischen Ideologie fern und setzte sich stattdessen für die Bekennende Kirche ein. In Zeitschriften kritisiert der die Kirchenpolitik der Nationalsozialisten.
Da er eine Parteimitgliedschaft verweigerte, wurde er in der Steglitzer Bezirksverwaltung durch ein NSDAP-Mitglied ersetzt, er erhielt aber durch seine Kontakte zur Bekennenden Kirche als juristischer Hilfsarbeiter in der Anwaltssozietät Holstein/Koch eine neue Anstellung.
Aufgrund von der „Aufforderung zum Ungehorsam“ wurde er 1937 zwischenzeitlich in Untersuchungshaft genommen, aber freigesprochen. Durch seine kritische Haltung gegenüber den Nationalsozialisten konnte er seien Wunsch, in den Staatsdienst einzutreten, nicht verwirklichen.
1940 wurde er in die Luftwaffe eingezogen und war als Leutnant der Luftwaffe tätig, pflegt aber weiter seine oppositionelle Kontakte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges saß er im Oberkirchenrat in Oldenburg und forderte eine Neuordnung der Evangelischen Kirche.
1946 tritt er in die CDU ein. Es folgt eine politische Karriere als Ratsherr in Oldenburg und 1949 der Einzug in den Bundestag über die niedersächsische Landesliste. Ein Jahr später wurde er Bundestagspräsident und setzte sich unter anderem für die parlamentarische Demokratie ein, blieb aber weiterhin seinen christlichen Werten treu. In dieser Rolle zeichnet er sich besonders mit fraktionsübergreifend Respekt durch neutrale und souveräne Leitung der parlamentarischen Debatten aus.
Durch seine Erfahrungen in der evangelischen Jugendbewegung sorgt er für einen engeren Kontakt der Politik zur Jugend und brachte ihnen durch beispielsweise durch die Einführung von Bundestagsbesuchen für Schulklassen die Parlamentsarbeit näher.
Am 29. Oktober 1954 verstarb Hermann Ehlers überraschend an den Folgen einer Mandelvereiterung. Die eigentlich harmlos verlaufende Krankheit war wohl auch wegen seiner angeschlagenen Gesundheit in Folge der großen Arbeitsbelastung tödlich verlaufen. Konrad Adenauer die Nachricht über den Tod erfuhr, brach dieser eine Reise in die USA ab und reiste von Washington nach Oldenburg, um bei der Trauerfeier anwesend zu sein und ihm in einer Rede zu würdigen. Sein Treffen mit dem damaligen amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower wurde verschoben.
Noch kurz vor seinem Tod spielte Ehlers mit dem Gedanken, sich als Spitzenkandidat der CDU für die Landtagswahlen in Niedersachsen aufstellen zu lassen. Dies zeigte, dass sein politischer Ehrgeiz mit den doch eher repräsentativen Pflichten eines Bundestagspräsidenten nicht befriedigt war. Die Hoffnungen und Erwartungen aus Politik und Öffentlichkeit an den beliebten Politiker sind hoch. Selbst als potentieller Nachfolger Adenauers als Bundeskanzler wurde er gehandelt.
(von Sören Demann)
Lebenslauf
- 1922–1926 Jurastudium in Berlin und Bonn
- 1931-32 in den Justizverwaltungen von Berlin und Frankfurt/Oder
- 1933-34 in der Kommunalverwaltung Berlin
- 1935–1937 Leitung des Bruderrates der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union (1937 Inhaftierung)
- 1937–1939 Richter in Berlin (1939 Entlassung)
- 1940–1945 Kriegsdienst
- 1945 Oberkirchenrat der Landeskirche Oldenburg
- 1946 Ratsmitglied Oldenburg
- 1947-48 Mitglied des Verfassungsausschusses für eine Grundordnung der EKD
- 1949–1954 MdB (CDU)
- 1950–1954 Bundestagspräsident
- 1952–1954 stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU, Mitgründer und erster Vorsitzender des EAK der CDU/CSU und Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Oldenburg.