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„Einfache Sprache – Neue Zielgruppen“

kohta Angela Meuter-Schneider

Projekt „Entwicklung von Bildungsformaten für junge Menschen in einfacher Sprache“ - Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

Im Jahr 2023 konnten wir durch die Förderung des Innovationsfonds des Landes NRW ein „Herzensprojekt“ verwirklichen. Wir haben uns wichtigen Themen für junge Menschen gewidmet und diese in „einfacher Sprache“ angeboten. Dafür sind alle Veranstaltungen im Rahmen des Projektes inhaltlich und methodisch komplett neu entwickelt und getestet worden. Alle Formate wurden auf die neue Zielgruppe FörderschülerInnen, SchülerInnen mit Beeinträchtigungen und lernschwache SchülerInnen angepasst. Die didaktischen Methoden waren auf die Bedarfe und Wünsche der Zielgruppe abgestimmt.

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Für vier verschiedene Themenbereiche ist uns die Umsetzung 2023 gelungen – weitere Themen werden hoffentlich bald folgen. Die bereits durchgeführten Maßnahmen möchten wir hier einmal kurz vorstellen:

 

DigitalAkademien für Förderschülerinnen und Förderschüler

Förderschulen sind ein neuer Arbeitsbereich für die DigitalAkademie. Bei Fachleuten fehlt es an Kenntnissen über die Nutzung von digitalen Medien durch die Kinder. Förderschulen erfahren hier - trotz besonderem Bedarf - nicht die notwendige Unterstützung und die Lehrer sind meist, wie an allen anderen Schulen auch, mit der digitalen Thematik überfordert. Nach einer durch die DigitalAkademie initiierten und unterstützten wissenschaftlichen Untersuchung der Uni Köln haben wir vier Themenbereiche identifiziert, die für Kinder aus Förderschulen relevant sind: Cybergrooming, Medienproduktion, Medienrecht und Cybermobbing. Anschließend wurden die vier Module von gemischten Teams aus Journalisten und Sonderpädagogen in relevantes Schulungsmaterial mit Ablaufplänen und allem benötigten Klassenmaterial in einfacher Sprache, mit Silbenschrift und Metacom-Symbolen umgesetzt.

Mit dem Modul Cybermobbing ging es dann zwei Tage an Förderschulen in Alfter und Remscheid. Es zeigte sich dort, dass die sorgfältige und umfangreiche Vorbereitung Gold wert war. Unsere herkömmlichen Materialien hätten die Kinder komplett überfordert und wären nicht einsetzbar gewesen. Unsere stattdessen neu produzierten Inhalte waren verständlich, übersichtlich und nachvollziehbar. Die kurze Aufmerksamkeitsspanne der Jugendlichen wurde durch unsere Materialien und redundante Unterrichtseinheiten sehr gut ausgeglichen, sodass am Ende alle Schülerinnen und Schüler sowie die beiden anwesenden Lehrerinnen mehr als zufrieden waren. Die Klassenlehrerin machte am Ende eine Abfrage, was hängen geblieben war und zeigte sich begeistert über das Ergebnis. 

 

„Lebensentscheidungen – Wählen in Europa“

Die Veranstaltungen fanden an einer Förderschule für Körperbehinderte in Mönchengladbach-Rheydt statt. Im Rahmen der Workshops setzten sich die Teilnehmenden mit dem Aufbau und der Struktur der EU auseinander. Zielgruppengerecht wurden Grundkenntnisse über die EU vermitteln und Strukturen einer parlamentarischen Demokratie erläutert bzw. in einem Planspiel „erfahren“. Aufgrund der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen wurde das Thema „Barrieren im Alltag“ intensiv bearbeitet und in Form von Gesetzesvorschlägen im Planspiel aufgegriffen, diskutiert und abgestimmt. In diesem Rahmen erlebten die Teilnehmenden ganz praktisch die Vor- und Nachteile einer parlamentarischen Demokratie.

Die beiden Workshoptage waren jeweils geprägt von einer sehr intensiven Arbeit, die aber aufgrund der aktiven Mitarbeit der Jugendlichen und deren BetreuerInnen von allen Beteiligten als sehr effektiv und nachhaltig wahrgenommen worden ist.

Für eine der Lerngruppen schloss sich noch eine dreitägige Exkursion nach Brüssel an, wo die Schülerinnen und Schüler die europäischen Institutionen kennen lernen konnten und die Fragen aus dem Seminar ganz praktisch vor Ort beantworten lassen konnten. Auch hier zeigte sich, dass das Thema „Barrierefreiheit“ für diese Jugendlichen eine ganz besondere Bedeutung hatte und die ein oder andere Hürde überwunden werden musste.

 

„Ökonomie im Alltag“

Die Veranstaltungen fanden am Berufskolleg Köln-Süd mit zwei verschiedenen Gruppen statt. Die erste Gruppe befand sich in der Ausbildungsvorbereitung bestand aus lernschwachen und teils lernbehinderten Schülerinnen und Schülern. Die zweite Gruppe war eine Klasse mit dem Förderschwerpunkt Deutsch als Fremdsprache – hier waren geflüchtete Jugendliche Teilnehmende.

Der Einstieg in beiden Maßnahmen erfolgte durch die Vorstellung der Referentinnen und der Teilnehmenden. Im Anschluss wurde die Ausgangssituation geschildert, in der die Ausbildung abgeschlossen und eine Wohnung bezogen und ein Urlaub geplant ist. Im ersten Schritt haben die Teilnehmenden Kosten aufgeschrieben, die im Anschluss Kategorien zugeordnet wurden. Danach wurde ein Text gelesen, besprochen, um Fachbegriffe zu erklären im Zusammenhang mit dem Haushaltsplan, Fixkosten und variablen Kosten. Um die Begriffe weiter zu trainieren, wurde ein Laufdiktat gemacht. Zum Abschluss des ersten Tages wurde ein Feedback mithilfe der Zielscheibe, zur Visualisierung, gemacht, in der die Teilnehmenden vier Kategorien bewerten konnten. Am zweiten Tag stand die Haushaltsplanung weiter im Fokus. Im ersten Teil ging es um Ausgaben und Sparpotenziale. Dabei wurden verschiedene Monate und die Ausgaben betrachtet und analysiert. Im Weiteren ging es um Anschaffungen für Möbel und wie diese zu finanzieren sind. Dabei wurde auf das Thema Kredite und Schulden eingegangen sowie auf die Vor- und Nachteile. Insbesondere der Finanzierungskauf und was es dabei zu beachten gibt, wurde thematisiert. Dies wurde durch ein Rollenspiel vertieft, in der die Teilnehmenden unterschiedliche Perspektiven eingenommen haben. Dabei ging es auch darum, ob ein Kredit in Anspruch genommen wird oder nicht. Im Nachgang wurde ein Text zum Thema gelesen und Fragen und Aufgaben dazu geklärt. Zum Abschluss wurde wieder der Tag mithilfe der Zielscheiben Methode reflektiert.

Trotz der herausfordernden Thematik gelang es durch den Einsatz sprachsensibler Materialien und angepasster Methoden auch hier, die Teilnehmenden zu motivieren und die Inhalte zu verfestigen. Die bei den Veranstaltungen verwendeten Lern- und Unterrichtsmaterialien stehen für interessierte Lehrkräfte als PDF-Download für die drei Themenbereiche „Geld und Haushaltsplanung“, „Kredite und Schulden“ sowie „Versicherungen“ bereit. Bei Bedarf bieten wir hier auch noch eine Online-Einführung für die Lehrkräfte an.

 

„Erinnerungsort Köln – Erinnerungskultur auf Augenhöhe gestalten“

In diesem zweitägigen Format besuchten Schülerinnen und Schüler eine regionale NS-Gedenkstätte und führten einen Workshop des Zweitzeugen e.V. an ihrer Schule durch. Das Format wurde an zwei aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt, lässt sich jedoch auch zeitlich flexibel an zwei separaten Seminartagen planen. Das Programm bietet sich ergänzend zu einer Gedenkstättenfahrt an eine größere Gedenkstätte, im In- und Ausland, zur Vor- oder Nachbereitung an. Wir empfehlen den Einsatz zur Vorbereitung, um die Aufnahmefähigkeit und den emotionalen Umgang der Zielgruppe mit der Thematik NS-Erinnerungskultur auszuprobieren. Der Testlauf fand mit einer Förderschule für Sprache und Autismus statt, teilgenommen haben 16 Jugendliche. Wichtig war hier die Begleitung durch vertraute Lehrpersonen und einer pädagogisch ausgebildeten Tagungsleitung. Die Gruppe besuchte am ersten Tag das EL-DE-Haus/NS-Dokumentationszentrum in Köln, wo ein auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden abgestimmtes Führungsprogramm, welches einen biografischen Workshop beinhaltete, stattfand. Der zweite Tag wurde durch den Zweizeugen e.V. als Workshop im geschützten Rahmen der eigenen Schule gestaltet. Auch hier wurde auf festgeplante Pausenzeiten und Programmpunkte verzichtet. Vielmehr lag der Fokus auf der Beobachtung der Gruppe, um auf emotionale Veränderungen eingehen zu können und die Jugendlichen in ihrem Lernprozess und dessen Verarbeitung zu unterstützen.

Die Teilnehmenden bewerteten den Aufbau und Ablauf der Veranstaltung äußerst positiv. Besonders die Kombination von Gedenkstättenbesuch und Reflexionseinheit wurde vom begleitenden Lehrpersonal herausgestellt. Bei zukünftigen Veranstaltungen, für diese Zielgruppe, muss weiterhin auf einen hohen Betreuungsschlüssel geachtet werden, um die Zielgruppe ausreichend emotional begleiten zu können.

 

Was noch kommt

Neben den vier bereits bestehenden Programmen arbeiten wir daran, weitere Themen in einfacher Sprache anzubieten und mit verschiedenen Formaten die Zielgruppen weiter zu erschließen. Für dieses Jahr sind noch Workshops zum Thema „Demokratie und Partizipation“ sowie ein inklusiver JugendpolitikTag zum Thema „Europa“ in Düsseldorf geplant. Die Fortsetzung und Verbreitung der „Formate in einfacher Sprache“ liegt uns in NRW am Herzen und wir hoffen auf noch viele interessante Begegnungen mit jungen Menschen.

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Kontaktisikud

Angela Meuter-Schneider

Angela Meuter-Schneider bild

Referentin Regionalbüro Rheinland, Politisches Bildungsforum NRW

angela.meuter-schneider@kas.de +49 0211 836805-66 +49 0211 836805-69
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