Am 23. und 24. April traf sich in Lima eine Expertengruppe für Kreislaufwirtschaft, die vom Zentrum für Innovation und Kreislaufwirtschaft (CIEC) und dem Regionalprogramm für Energiesicherheit und Klimawandel in Lateinamerika (EKLA KAS) einberufen wurde, um sich über die Erfahrungen mit der Politik in Peru, Kolumbien, Chile und Uruguay zu informieren.
In den Städten Lateinamerikas und der Karibik erreichte im Jahr 2017 der täglich anfallende Müll bis zu 540.000 Tonnen. Und obwohl die Müllabholung in etwa 90 Prozent des Gebiets abdeckt ist, ist die Endlagerung des Mülls unangemessen und erzeugt sowohl starke Umweltbelastung sowie sozialen Druck, der die Lebensqualität der Anwohner beeinträchtigt.
Die Kreislaufwirtschaft möchte dieser Art von Problemen begegnen, indem sie bereits beim Entwurf eines Produkts Einfluss nimmt, auf Produktion und Verbrauch, so dass die Rohstoffe weiterhin Werte erzeugen, die Produktionsabfälle auf ein Minimum reduziert werden und ebenso ihr Einfluss auf die Ökosysteme. Diese kontinuierliche Nutzung der Rohstoffe zugunsten eines positiven Einflusses auf die Umwelt ist das, was den Unterschied zur klassisch-linearen Ökonomie ausmacht, die dem Modell der Rohstoffgewinnung, Produktion und Abfallerzeugung entspricht. Obwohl einige Länder der Region deutliche Fortschritte in der Verbreitung und Entwicklung der Kreislaufwirtschaft vorweisen können, sind andere erst dabei sich der Idee durch vereinzelte Initiativen anzunähern oder kommen überhaupt nicht voran. Deswegen hat EKLA KAS sich mit CIEC verbündet, um eine erste Studie durchzuführen mit dem Titel: “Die Kreislaufwirtschaft und Öffentliche Maßnahmen: Die Ausgangs-Situation und die Herausforderungen, einen politischen Rahmen zu schaffen, um die Kreislaufwirtschaft in Lateinamerika in ihrer Entwicklung voranzutreiben”.
Wir begannen unseren ersten Workshop mit viel Enthusiasmus und als Teil dieser Studie unter der Leitung von Luis Martínez Cerna und Daniel Gómez vom CIEC, indem wir mehr über die Erfahrungen im Bereich der öffentlichen Politik von Peru, Uruguay, Chile und Kolumbien erfuhren.
Für Peru sprach Victoria Rivera, Spezialistin in Abfallmanagement aus dem Umweltministerium. Sie hob das Prinzip der Kreislaufwirtschaft hervor, die Abfallverwertung, die REP (erweiterte Herstellerverantwortung), die geteilte Verantwortung und den Schutz von Umwelt und Gesundheit. Dies alles ist Teil der neuen Gesichtspunkte, die das Gesetz der Integrierten Bewirtschaftung Fester Abfälle regeln wie auch das Präsidialdekret der nationalen Politik für Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität, zu dessen vorrangigen Zielen die Förderung des Umweltschutzes im Rahmen der wirtschaftlichen Aktivitäten zählt. Als ein Beispiel dafür erwähnte sie das erste Abkommen über umweltfreundliche Produktion zwischen den Ministerien für Umwelt und Produktion und den Firmen Coca-Cola und Lindley.
María José González ihrerseits, Beraterin von UNIDO und nationale Koordinatorin des Projekts BIOVALOR in Uruguay, erzählte von den Zielen und Ergebnissen ihres Projekts, das im Augenblick 16 Bereiche der Industrie priorisiert und mit Techniken wie Biogas, Kompost – Nutzung von Nährstoffen, alternativen Treibstoffen und anderen Nebenprodukten arbeitet, die aus den Rückständen von der Agrarindustrie erzeugt werden. Ebenso hob sie die Zusammenarbeit hervor zwischen dem Ministerium für Industrie, Energie und Bergbau sowie dem Ministerium für Wohnraum, Raumplanung und Umwelt, dem Ministerium für Viehzucht, Ackerbau und Fischerei und dem Ministerium für Ökonomie und Finanzen, um rechtzeitige Aktionen zu identifizieren in Bezug auf die Verwertbarkeit von Materialien. Dieselben Handlungsträger, in Zusammenarbeit mit der nationalen Agentur für Entwicklung ANDE, UNIDO und dem Projekt BIOVALOR sowie anderen Organisationen, stellten ein Programm der Chancen für die Kreislaufwirtschaft auf die Beine, mit Ideen und Projekten, die von Nahrungsergänzungen, Baumaterialien und Nahrungsmitteln reicht bis zum Kreislaufsystem von umweltfreundlichem Bier und Tourismus.
Ausgehend von den chilenischen Erfahrungen zeigte Pablo Fernandois, Koordinator des Umweltministeriums, die Fortschritte in seinem Land auf, beginnend mit der Schaffung seines Arbeitsplatzes "Büro für die Kreislaufwirtschaft", der die Bedeutung des Themas für die Regierung darstellt. Wie in Peru gibt es ein Recycling-Gesetz, das die erweiterte Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility, REP) schafft, die es erlaubt, Verpflichtungen wie Vermeidungsmaßnahmen bei der Entstehung von Abfällen, Ökodesign-Anforderungen und vieles mehr aufzuerlegen. Derzeit arbeitet er in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wirtschaft, Entwicklung und Tourismus, dem CORFO und der Agentur für Nachhaltigkeit und Klimawandel an einem Fahrplan für ein Zirkuläres Chile, das sich auf REP, organische Abfälle und Bauabfälle konzentriert. Andererseits genehmigte die Regionalregierung von Tarapacá die Einrichtung des Technologiezentrums für Kreislaufwirtschaft in dieser Region, mit einer Anfangsinvestition von mehr als 9 Millionen Pesos.
Ricardo Bula Torres, Berater der Direktion für Stadtentwicklung, aus der Abteilung Nationale Planung (DNP) Kolumbiens stellte die Nationale Strategie der Kreislaufwirtschaft vor. Er erklärte, dass Vorläufer wie die Nationale Politik der Produktion und des nachhaltigen Konsums sowie die Politik der integralen Entsorgung fester Abfälle und des grünen Wachstums zu dem nächsten Schritt geführt haben, der sich auf die Kreislaufwirtschaf (#economíacircular) konzentriert. Derzeit befindet sich die zu erarbeitende Strategie in der Phase der Bestandsaufnahme der Initiativen und der Entwicklung sektoraler und regionaler Ziele innerhalb eines Plans, der ein zweites Follow-up der Strategie in der Bewertungsebene bis Mitte 2022 beinhaltet.
Obwohl die vier Länder starke Fortschritte gemacht haben, war klar, dass noch ein langer Weg vor uns liegt, von der Ebene der öffentlichen Politik bis hin zu konkreten und praktischen Maßnahmen. Die vorgestellten Erfahrungen wurden von Experten aus verschiedenen Ländern diskutiert, die sich aus ihrem eigenen Bereich stets auf die Kreislaufwirtschaft konzentrierten, ihre eigenen Erfahrungen im öffentlichen und privaten Sektor sowie im Zusammenspiel beider Sektoren verglichen und austauschten.
Dieser erste Workshop zeigte auch den privaten Sektor mit einem sozialen Fokus, durch Pipo Reiser, Direktor der Allianzen von Sinba, einem peruanischen Unternehmen, das mit gastronomischen Abfällen aus Restaurants und verschiedenen Bildungseinrichtungen in Lima arbeitet, um eine abfallfreie Welt (#sinbasura) zu schaffen. Dank Sinba lernten wir Mó Bistró kennen, ein Lima-Restaurant mit sozialem und ökologischem Geist, das fest an eine nachhaltige Gastronomie und an die Rolle und Führung des Küchenchefs glaubt, um durch einen zirkulären Wirtschaftsansatz positive Auswirkungen auf die Gesellschaft zu erzielen.
Dank der einberufenen Experten und dem Austausch von Erfahrungen konnten wir eine erste Vorstellung vom Zustand der Kreislaufwirtschaft in den Ländern der lateinamerikanischen Region gewinnen. Unabhängig vom Fortschritt jedes Landes ist es das Ziel, noch ehrgeiziger mit den Kreislaufzielen zu sein und noch besser zwischen den verschiedenen nationalen Initiativen zu koordinieren.
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